Geistig fit bis ins hohe Alter – jeder kann das schaffen

Foto: Robert Egg

Gehirnjogging: wer im hohen Lebensalter geistig fit sein möchte, sollte nichts dem Zufall überlassen.

BRAUNAU. Geistige Fitness benötigt kontinuierliches Training. Im Interview verrät Robert Egg, Facharzt und Leiter der Neurologie am Krankenhaus Braunau, wie man das Gehirn mit einfachen Mitteln auf Höchstleistung trimmt.

BezirksRundschau: Warum ist für uns Menschen die geistige Fitness genauso essenziell wie die körperliche?
Robert Egg: Es ist deshalb so enorm wichtig um die geistige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die Umwelt zu gewährleisten.

Die Gehirnleistung lässt ab einem gewissen Alter nach. Wie steuert man am besten dagegen?
Stimmt. Den körperlichen und geistigen Höhepunkt erreicht man mit etwa 25 Jahren. Individuell gesehen ist es aber sehr unterschiedlich. Wenn man einem Beruf nachgeht wo vor allem geistige Anstrengung im Vordergrund steht dann ist das mit einem Muskeltraining zu vergleichen. Wenn ich einen Muskel nicht ständig trainiere verkümmert er. Die Herausforderung besteht darin, daß man neue Aufgaben hat und neue Sachen lernen muss. Da ist es vor allem wichtig nicht nur wiederholende und eintönige Tätigkeiten auszuüben, sondern daß auch neue geistige Herausforderungen und neue Lösungsstrategien vorhanden sind. Das Lernen hört nach der Schule nicht auf. Man sollte immer wieder etwas Neues lernen.

Im Alltag bieten sich immer wieder Möglichkeiten für Gehirnjogging. Warum ist es so wichtig diese auch zu nutzen und wie funktioniert´s am besten?
Auch im Alltag ist es wichtig kreative Problemlösungen für Aufgaben zu schaffen. Einmal etwas anderes versuchen als Probleme immer nur auf die gleiche Art zu lösen. Aussagen wie „Ich habe das immer schon so gemacht und werde es auch immer so machen“, sind vielleicht nicht der richtige Weg. Gehirnjogging im Alltag funktioniert mit ganz wenig Aufwand. Beim Kochen mal ganz neue Rezepte ausprobieren, keine Einkaufslisten schreiben sondern versuchen sich die Dinge zu merken oder Preise vergleichen. Das kommt dann auch der Geldtasche zugute.

Sport, Bewegung und richtige Ernährung wirken sich bekanntermaßen positiv auf die Gesundheit aus. Trifft das auch auf unser Gehirn zu?
Ja. Es ist in Studien nachgewiesen daß Sport eine bessere Durchblutung fördert und das Gehirn somit insgesamt aktiver bleibt. Aber auch die richtige Ernährung ist ein wichtiger Baustein für geistige Fitness. Mehrere Portionen Obst und Gemüse täglich – wie etwa Blattspinat oder Feldsalat - sind die perfekte Nahrung für unser Gehirn. Ausreichend Fisch, Vollkornprodukte oder Honig dürfen auf dem Speiseplan natürlich auch nicht fehlen. Fertigprodukte sollte man wenig bis gar nicht konsumieren.

Faktum ist, daß soziale Kontakte die Gesundheit fördern. Warum sollte man deshalb auf keinen Fall zum Stubenhocker werden?
Weil das Gehirn einfach Input braucht. Neue Geschichten, neue Erlebnisse, soziale Interaktion – all dies bringt Emotionen mit sich. Wenn man das mit Freunden erlebt dann ist es mit positiven Emotionen verbunden. Diese stärken unser Gehirn ungemein.

Scheitert es oft an Bequemlichkeit offen für Neues zu sein und aus dem eingefahrenen Lebensstil auszubrechen?
Natürlich ist das so. Es scheitert im Alter aber oft auch an einer gewissen Immobilität oder körperlichen Beeinträchtigung – sei es Gehörschwäche oder Sehschwäche. Das führt dann oft dazu daß man sich sozial sehr zurückzieht. Ich finde das immer sehr schade weil man heutzutage mit einfachen Mitteln dagegen wirken kann.

Warum sollte man vor allem mit Spaß bei der Sache sein und sich nicht gezwungen fühlen etwas zu verändern?
Da sollte sich einmal jeder überlegen wann er etwas gerne gelernt hat wenn er keinen Spaß an der Sache gehabt hat. Es gibt im Leben immer wieder Dinge die muss man lernen - sei es Schule oder Beruf. Meine Beobachtung ist es, daß sehr viele Leute - etwa nach der Berufsausbildung - dann nur mehr sehr mühsam dazu zu bewegen sind etwas Neues zu lernen. Da gibt es unzählige Möglichkeiten die mit positiven Faktoren verbunden sein können. Etwa eine andere Sprache lernen, eine neue Sportart oder interessante Spiele ausprobieren. Gerade Sport finde ich ideal, denn er bietet alles was das Gehirn fit hält. Man ist an der frischen Luft, er ist mit positiven Emotionen verbunden, macht Spaß und bietet soziale Kontakte.

Was ist mit dem Spruch, "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?" Ist da etwas dran?
Nein das ist Blödsinn. Lernen kann man bis ins hohe Alter auch mit einer bereits eingetretenen Demenz. Hier gibt es dann spezielle Trainer die nicht nur schauen daß erlernte Dinge beibehalten werden, sondern machen auch Spiele oder Rätselübungen mit den Menschen. Es bedarf halt nur mehr an Wiederholungen und dauert etwas länger.

Apropos Demenz. Ab wann ist es ratsam sich ärztlich untersuchen zu lassen?
Es macht Sinn, wenn man selber schon merkt daß man zu viel vergisst. Umso mehr, wenn man auch schon von anderen darauf aufmerksam gemacht wird. Auf der anderen Seite muss man auch sagen daß das Gedächtnis mit 70 sicher nicht mehr so ist wie mit 30. Also da gibt es schon eine gewisse Schwankungsbreite.

Man hört diesen Begriff ja immer wieder aber was ist Demenz genau und wie lässt sie sich verhindern?
Demenz ist eine Verminderung der kognitiven Fähigkeiten. Die Krankheit beginnt mit einfachen Gedächtnisproblemen. Langfristig gesehen lassen aber auch Rechnungsfähigkeit, Orientierungssinn und die Fähigkeit Bewegungsabläufe auszuführen nach. Hier gibt es sehr häufig ein Fassadenverhalten. Ausflüchte wie „Das muss ich nicht wissen“ können auf Demenz bereits hindeuten. Die Ursachen für diese Krankheit können eine geringradige genetische Veranlagung, familiäre Häufung, sozialer Rückzug, wenig Sport, Alkohol, vorhergehende Schlaganfälle, Rauchen, ungesundes Essen und wenig geistige Herausforderung sein.

Was ist eigentlich Ihr persönliches Lebensmotto zu diesem Thema?
Stress ist hier keine Ausrede. Ich treibe regelmäßig Sport, esse täglich mehrere Portionen Obst oder Gemüse und berufsbedingt bilde ich mich ständig geistig fort – das hält mich körperlich wie geistig fit.

Ich bedanke mich recht herzlich für das informative Gespräch.

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