Taxifahren in der Nacht: Nichts für schwache Nerven

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BEZIRK (ebba). Sie bringen uns nicht nur von A nach B. Sie hören sich auch unsere Sorgen an, bringen uns verlässlich und sicher nach Hause und werden unter Umständen sogar zu Lebensrettern. Taxifahrer beweisen nicht nur viel Sitzfleisch, sondern mitunter auch jede Menge Geduld und Nerven. Vor allem jene, die in der Nacht unterwegs sind, erleben so einiges mit: „Beziehungsdramen, Neuverliebte, Süchtler, Gesangseinlagen … da ist so ziemlich alles dabei“, erzählt Manuel Hütter, Fahrer bei City Taxi Braunau.

Obgleich er seinen Job gerne macht, ist dieser nicht immer leicht, oft sogar gefährlich. „Einmal fuhr mir ein komplett mit Drogen und Alkohol Zugepumpter ins Auto. Ergebnis: Totalschaden an beiden Autos. Und es gibt immer wieder alkoholisierte Personen, die meinen, sie müssen während der Fahrt ins Lenkrad greifen“, schildert er, während ein Anruf nach dem anderen eingeht. Als „Telefonfahrer“ ist er dafür zuständig, die Taxibestellungen unter den Kollegen aufzuteilen.

"Das bisserl Spucke"

In Uttendorf sammelt er ein paar junge Leute auf, die offensichtlich schon vor der eigentlichen Party genug „getankt“ haben. Nach einem kurzen Gezanke vor dem Einsteigen ins Taxi, folgen alberne und nicht weniger unterhaltsame Gespräche und – wie sollte es auch anders sein – ein sich lautstark entleerender Magen. Das Taxi hält erstmal am Straßenrand an, damit „Madame Volltrunken“ ihr Werk an der frischen Luft vollenden kann. Was folgt, ist eine lange Diskussion darüber, ob es sich nun um „Speibe“ oder doch gar nur um „das bisserl Spucke da?“ handelt. Denn wird man als Fahrgast erst einmal aufgefordert, zusätzlich 100 Euro für die Reinigung zu bezahlen, wird man schnell debattierfreudig.

"Gema, zackig!"

Die Fahrt geht schließlich weiter. Ziel: Die Halloweenparty auf Burg Frauenstein. Dort angekommen, möchte der Großteil der Fahrgäste doch lieber nach Braunau. Da er bereits merkt, dass es an der Zahlungsmoral mangelt, muss Taxifahrer Manuel erst einmal Autorität walten lassen. Etwas lauter als gewohnt, erklärt er für alle noch einmal die Zahlungsmodalitäten und beweist dabei viel Geduld: „Ihr zahlt’s jetzt 25 Euro! Gema, zackig! I diskutier jetzt schon eine viertel Stunde mit euch. I kassier jetzt im Vorhinein 25 Euro, bevor i mit euch auch noch nach Braunau fahr!“ Gesagt, getan. Und weiter geht’s. Nächste Station: Rockbar Braunau.

Auf dem Weg dorthin wird der offenkundigen „Siegerin der Vorglüh-Callenge“ erneut schlecht. Diesmal … richtig! Von „Spucke“ keine Rede mehr. Die 100 Euro für die Reinigung hat freilich keiner der jungen Leute dabei. Also wird der Führerschein der jungen "Übeltäterin" einkassiert mit dem Hinweis, sie könne sich den gerne morgen im Citytaxi-Büro abholen kommen. Die 100 Euro werden ihr in Rechnung gestellt.

Next Station: Autowaschanlage. „In solchen Fällen lob ich mir Tankstellen, die rund um die Uhr offen haben“, schmunzelt Manuel. Notdürftig wird das Taxi erstmal gereinigt, um überhaupt weiterfahren zu können.

Solche Zwischenfälle sind zwar unangenehm, aber es gibt noch weitere Herausforderungen, denen sich Taxifahrer stellen müssen. So komme es etwa ständig vor, dass jemand ein Taxi bestellt und bei der Abholung nicht mehr auffindbar ist. „Das ist ziemlich lästig, vor allem da man in dieser Zeit andere Kunden fahren könnte. Leider ist es in den letzten Jahren zu einem Trend geworden, mehrere Taxiunternehmen zu bestellen und dann einfach das erste das eintrifft, zu nehmen. Aber wenn wir eine Telefonnummer haben, können wir nach etwas Recherche diese Leute zur Kasse bitten. “

Elektroschocker für den Fall der Fälle

Taxifahren ist ein harter Job. Oft weiß man nicht, ob der, der einsteigt, einem gefährlich werden könnte.„Um sich zu schützen, haben wir Taxifahrer so unsere Mittel. Pfefferspray und Elektroschocker* gehören für einige zur Standardausrüstung. Andere nehmen aufdringliche, auffallende oder zu alkoholisierte Personen gar nicht erst mit.“ Besonders mühsam sind jene Fahrgäste, die nicht wissen, wo sie hinwollen, den Wohnort verwechseln oder schlicht keinen Ton mehr hervorbringen. „Ein Betrunkener ist mir mal nicht mehr aufgewacht. Ich hab ihn dann zum Krankenhaus gefahren. Außerdem ist mir mitten im Winter mal ein Halbnackter im Drogendelirium eingestiegen. Da kann man nur die Rettung rufen.“

Taxifahren ist kein Honiglecken

Eine seiner bisher schlechtesten Erfahrungen machte er mit jemandem, „der gerade von einer Schlägerei kam, in mein Lenkrad gegriffen, den Fahrzeugschlüssel abgezogen und schließlich noch ins Auto gekotzt hat. Dann körperlich auf mich losgegangen ist, aufgrund seiner Trunkenheit und eines Abwehrstoßes zu Boden fiel und mich zu guter Letzt wegen Körperverletzung angezeigt hat.“ Wieder ein anderer hat ihm den Autoreifen „markiert“ und die Windschutzscheibe eingeschlagen. Ja, Taxifahren ist kein Honiglecken. Generell seien es eher die Männer, die Probleme machen. „Bei den Damen kann man sagen, gibt es zwei Sorten: Entweder sind sie nüchtern oder nudelfett.“

Der Beruf des Taxifahrers hat aber auch schöne Seiten, sonst würde ihn ja keiner machen. „Es handelt sich um einen Job ohne nachträgliche Kopfschmerzen. Ich gehe mit Geld in der Tasche nach Hause. Vor allem für jene, die Familie haben, und sich etwas dazu verdienen möchten, ist Taxifahren eine gute Möglichkeit.“ Außerdem begegnet man interessanten Menschen. „Man trifft schon mal den ein oder anderen VIP. Zum Beispiel DJ Ötzi, Mundl, Micaela Schäfer, Nicole Kuntner oder die Grubertaler.“

Wenn Promis mit ihren Schuhen bezahlen

Manuel fährt jedes zweite Wochenende. „Nach der Schicht gibt’s meist noch ein Bier. Dabei tauschen wir Fahrer uns über das Erlebte aus.“ Und man erlebt als Taxifahrer so einiges. „Besonders lustig ging’s zu, als ich die Grubertaler fuhr. Die haben im Taxi die Quetschen ausgepackt und gespielt. Weil sie kein Geld dabei hatten, haben sie mir einfach ihre Janker und Schuhe als Souvenirs dagelassen. Das war schräg.“

Auf dem Parkplatz vor Schüdlbauer’s Bar läutet plötzlich ein Handy. Aber nicht das von Manuel. Eine der Damen der Uttendorf-Frauenstein-Braunau-Tour hat es liegen lassen. Manuel fährt zurück zur Rockbar und bringt es ihr freundlicherweise. Und kaum zu glauben, aber wahr, plötzlich tritt so etwas wie Läuterung ein: „Mei, was da du heut schon mit uns mitmachen musstest… Danke!“

Bis zirka 6 Uhr morgens heißt es für den Taxifahrer noch durchhalten. Nach einer gründlichen Autoreinigung gibt es für ihn dann noch das morgendliche Feierabend-Bier. Und das … verdient!

* Anmerkung der Redaktion: Der Elektroschocker ist grundsätzlich ab 18 Jahren erlaubt. Nur wenn er mit Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs verkleidet und als solcher nicht erkennbar ist, fällt er unter die verbotenen Waffen. (Informations-Quelle: Bezirkspolizeikommando Braunau)

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