UPDATE: Hitler-Haus: Abriss wurde so nicht konkret empfohlen

Das belastete Haus in der Salzburger Vorstadt 15 könnte bald "Geschichte" sein. | Foto: Archiv
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UPDATE: Bericht vom 18. Oktober, 9 Uhr:

BRAUNAU (ebba). Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) kündigte am Montag an, das Geburtshaus Adolf Hitlers werde abgerissen. Das würden auch Experten empfehlen, so Sobotka.

Die Expertenkommission, bestehend aus Historikern, Juristen, Beamten des Innenministeriums und dem Braunauer Bürgermeister, stellte nach Sobotkas Äußerung jedoch klar: Von einem Abriss stehe in ihrer Empfehlung nichts. Laut Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) empfehle man jediglich "eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung" des Hauses, die den "Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft unterbinden" soll. Es soll auch kein leerer Platz anstelle des Geburtshauses entstehen, so die Expertenrunde.

Beim angekündigten "Abriss" dürfte es sich demnach um eine "Interpretation" der Empfehlung seitens des Innenministers gehandelt haben, der die Schleifung als "sauberste Lösung" ansieht.
Sobotka teilte dann später in einer Aussendung mit, dass er die Ansicht der Kommission teile. Dabei wäre nach einer Neugestaltung des Gebäudes eine sozial-karitative oder behördliche Nutzung, in Abstimmung mit der Stadt Braunau, denkbar. Fix ist, dass der Ort keine museale Erinnerungsstätte werden soll. Für die Umgestaltung soll es einen Architektenwettbewerb geben.

Heute Dienstag steht der Gesetzes-Entwurf für die Enteignung der Liegenschaft auf der Tagesordnung des Innenausschusses im Nationalrat. Wann die Beschlussfassung im Plenum des Nationalrats erfolgt, stehe noch nicht genau fest.
Mit dem neu geschaffenen "Bundesgesetz über die Enteignung der Liegenschaft Salzburger Vorstadt Nr. 15, Braunau am Inn" wird die bisherige Besitzerin des Geburtshauses enteignet und die Liegenschaft geht in den Besitz der Republik über. Wie hoch die Entschädigung für Gerlinde Pommer ausfallen wird, ist noch nicht bekannt. Nach der Enteignung hat der Bundesminister für Inneres über die Nutzung des Hauses zu entscheiden, heißt es in einer Aussendung der Stadtgemeinde Braunau.

"Abriss wäre falsches Signal"

Nationalrat Harry Buchmayr (SPÖ) aus Braunau hält von einer Schleifung des Hauses wenig: "Ein Abriss ist nicht das richtige Signal und sehe aus, als ob man sich der Verantwortung entledigen wollte. Außerdem: Wenn man nüchtern darüber nachdenkt, ist das Thema durch einen Abriss nicht erledigt. Braunau bleibt trotzdem Geburtsort." Buchmayr steht hinter der Idee, Volkshilfe und Volkshochschule in dem Gebäude unterzubringen. Dies wäre ein sinnvoller, neutraler Verwendungszweck. Er könne sich aber auch vorstellen, dass die Lebenshilfe wieder ihren Platz in dem Haus findet.

Für den Braunauer Grünen-Bundesrat David Stögmüller ist die Enteignung "längst überfällig". "Es braucht auf jeden Fall die Einbeziehung der Stadt und auch eine Reaktivierung des Arbeitskreises Hitler-Haus in Braunau." Er schlägt ein "Haus der Begegnung“ vor, das von Vereinen geführt werden könnte.

Ein zumindest dem Namen nach ähnlicher Vorschlag für ein "Haus der Verantwortung", wie es sich Historiker Andreas Maislinger vorstellt, findet mittlerweile weltweit zahlreiche, zum Teil prominente Unterstützer.

Bezirkshauptmann Georg Wojak meint: "Jede sinnvolle, durchdachte Nutzung ist besser, als diese jahrelange Nichtnutzung. Ob das Haus steht oder nicht, ändert nichts an unserem verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Geschichte. Braunau ist viel mehr! Braunau hat es nicht verdient, nur auf den Diktator Hitler reduziert zu werden."

Bericht vom 17. Oktober, ca. 16.30 Uhr:

BRAUNAU (ebba). Adolf Hitlers Geburtshaus in Braunau soll nun tatsächlich abgerissen werden. Das kündigte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) noch am Tag vor dem Gesetzesbeschluss für die Enteignung der Liegenschaft an. Er folge damit der Empfehlung der Expertenkommission, die sich für einen Neubau ausspricht.

Das Geburtshaus Hitlers soll „tiefgreifend architektonisch umgestaltet“ werden, sodass kein Wiedererkennungswert bestehe. Ein leerer Platz soll allerdings auch nicht entstehen. So lautet die Empfehlung der Kommission, bestehend aus Historikern, Juristen, Beamten des Innenministeriums und Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP). Der Keller könne laut Sobotka erhalten bleiben. Der Neubau soll karitativ oder behördlich genutzt werden.

Morgen, am 18. Oktober, wird der erste Schritt für die Schleifung des Gebäudes gesetzt: Der Nationalrat soll das Gesetz beschließen, mit dem die bisherige Besitzerin Gerlinde Pommer enteignet wird. Wie hoch ihre Entschädigung ausfallen wird, ist noch nicht bekannt. Das Haus geht damit in den Besitz der Republik über.

Sobald das Gesetz in Kraft tritt, werde mit dem Abriss begonnen. Vermutlich zu Beginn des nächsten Jahres. Nationalrat Harry Buchmayr (SPÖ) hält von diesem Plan wenig: "Ein Abriss ist nicht das richtige Signal und sieht aus, als ob man sich der Verantwortung entledigen wollte. Außerdem: Wenn man nüchtern darüber nachdenkt, ist das Thema durch eine Schleifung nicht erledigt. Braunau bleibt trotzdem Geburtsort."

Für Grünen-Bundesrat David Stögmüller ist die Enteignung "längst überfällig". Nun müsse ein Nachnutzungskonzept auf den Tisch. "Einfach abzureißen ohne Konzept ist unverantwortlich", meint Stögmüller. "Es braucht auf jeden Fall die Einbeziehung der Stadt und auch eine Reaktivierung des Arbeitskreises Hitler-Haus in Braunau." Er schlägt ein "Haus der Begegnung“ vor, das von Vereinen geführt werden könnte. "Nicht außer Acht zu lassen ist, bei der Entscheidung das Haus endgültig abzureißen, der Denkmalschutz und der besonders sensible Innenstadtbereich der Stadt Braunau. Es muss ein Architektenwettbewerb erfolgen, der auf diesen Bereich genau zugeschnitten wird."

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