"Wasserkraft ist nicht mehr wirtschaftlich"
Billige Strompreise und strenge Gewässerschutzauflagen setzen den Betreibern von Kleinwasserkraftwerken immer mehr zu.
ALTHEIM (penz). Wolfgang Ober von der gleichnamigen Gewürzmühle in Altheim betreibt drei Kleinwasserkraftwerke. Das älteste wurde 1933 von seinem Vater, Jakob Ober, gebaut und deckt seither den gesamten Strombedarf vom familiären Landwirtschaftstrakt. Ein zweites Kraftwerk teilt sich der Landwirt mit einem Kollegen. Ein drittes ließ er 2007 erbauen. Drei Jahre später und um 750.000 Euro leichter, konnte Wolfgang Ober das Wasserwerk an der Ache in Betrieb nehmen. Die gewonnene Energie der beiden neuen Kraftwerke speist er zur Gänze ins öffentliche Stromnetz ein. Ebenso die unverbrauchte Energie vom alten und die von ein paar Solarpanelen. Alles in allem kann er damit etwa 340 Haushalte in Altheim mit Strom versorgen.
"Verspätete Pension"
Ursprünglich sah Wolfgang Ober die Kraftwerke als Pensionsvorsorge an. Damals bekam man für eine Kilowattstunde sechs Cent. Nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima schossen die Preise sogar auf knappe zehn Cent hoch.
Die Euphorie über den Aufschwung hielt aber nicht lange an: Mit der Zeit sanken die Kosten wieder – und zwar rapide. Derzeit sieht es mit drei Cent pro Kilowattstunde nicht gerade rosig aus. "Jetzt wird sich meine 'Pension' wohl um ein paar Jährchen verschieben", stöhnt Ober unter den niedrigen Preisen auf. 2010, als das Kraftwerk in Betrieb ging, lag die Amortisationszeit bei 13 Jahren. Mittlerweile sind es schon 35.
Die fehlende Wirtschaftlichkeit ist aber nicht der einzige negative Nachgeschmack. Auch die strengen Auflagen bringen die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken an ihre Grenzen. Dennoch ist Ober überzeugt: "Ich bereue es nicht, das Kraftwerk gebaut zu haben. Für mich ist es ein Generationsprojekt. So wie ich von dem Kraftwerk meines Vaters profitiere, werden auch meine Nachfahren Gewinne damit lukrieren können."
Pflicht: Fischtreppe
Theoretisch darf jeder, an dessen Haus ein Bach vorbei fließt, über ein privates Wasserkraftwerk nachdenken, klärt Reinhard Schaufler vom Gewässerbezirk Braunau auf. Praktisch gesehen würde das derzeit aber nur mäßig Sinn machen, da die Preise zur Stromeinspeisung im Keller sind. "Zuallererst braucht es eine wasserrechtliche Bewilligung", sagt Schaufler. Diese bekommt man, wenn keine Nachteile für Dritte entstehen. Es muss bereits eine Aufstauung gegeben sein und ein Fischaufstieg eingerichtet werden. Das ist mittlerweile zur Pflicht geworden.
"Ein Kraftwerk instand zu halten verlangt zudem einen hohen technischen Aufwand", gibt Schaufler zu bedenken.
Zur Sache
Im Bezirk Braunau gibt es zirka 80 private Kleinwasserkraftwerke, heißt es von Reinhard Schaufler vom Gewässerbezirk Braunau. 40 Kraftwerke liegen im Einzugsgebiet der Mattig. Dieses umfasst die Gebiete entlang der Mattig, des Schwemmbaches und der Brunnbäche.
In den letzten zehn Jahren sind vier neue Kraftwerke an der Mühlheimer Ache in Altheim, acht Kraftwerke an der Mattig und zwei Kraftwerke an der Enknach errichtet worden.
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