Bücherei Pappenheimgasse: Hier gibt es Filme für den Kopf
Die Bücherei Pappenheimgasse wird regelmäßig von Schulklassen aus der Umgebung besucht.
BRIGITTENAU. Adrian ist gerade erst gekommen, trotzdem hat er sich schon zwei Bücher ausgesucht. "Horrorbücher lese ich gern", sagt der 9-Jährige, "oder Bücher über die Welt." Schon im Iran, wo Adrian und seine Familie lebten, bis er fünf war, war er in der Bücherei. Damals las er Farsi, heute liest er deutsch – Adrian mag Bücher.
Umso besser, dass die Klassen der Volksschule Treustraße der wenige hundert Meter entfernten Bücherei Pappenheimgasse regelmäßige Besuche abstatten. "Wir kommen einmal im Monat", sagt Waltraud Fischer, die Klassenlehrerin der 3A, die heute da ist. Dass der Besuch etwas Besonderes ist, merkt man. Die gelesenen Bücher werden zurückgegeben, und schon geht es zu den Regalen, um neuen Lesestoff zu holen. Alle kennen sich aus, immerhin kommen sie bereits seit der 1. Klasse hierher. "Das Schöne ist, dass wirklich jeder etwas findet", sagt Fischer, "und jeder dort zugreift, wo sein Stand ist." Das gilt für die Integrationskinder der Klasse genauso wie für den Sportler, der in einem Fußballbuch blättert, oder für Lisi, die sich gerne Kochbücher mitnimmt.
Die Bücher lesen die Kinder zu Hause. Für Waltraud Fischer hat das Lesen viele Vorteile: Die Ruhe und die Konzentration auf ein Buch stelle einen Gegenpol zu den schnelllebigen neuen Medien dar, außerdem helfe der "Film im Kopf" dabei, Fantasie und Kreativität zu entwickeln. Dass die Deutschkenntnisse der Kinder – auch jener mit nichtdeutscher Muttersprache – vom Lesen ganz besonders profitieren, ist klar: "Wir merken das sofort am aktiven und passiven Wortschatz, oder dass sich viel leichter Bezüge bei Worterklärungen herstellen lassen."
Betreut werden die Kinder von einem Team aus Bibliothekarinnen rund um Leiterin Eva-Maria Fuhrmann. Vor den regulären Öffnungszeiten öffnen sie die Türen der Bücherei für Schulklassen aus drei unterschiedlichen Volksschulen. Auch Kindergärten besuchen sie.
Wenn einmal im Monat nicht reicht
Einigen, wie etwa Salwo, die gerade Lotta-Leben-Bücher in ihrem Arm stapelt, reicht der monatliche Besuch nicht. "Ich darf noch am Dienstag und Donnerstag mit meiner Mama herkommen", lächelt sie. Mit Büchern ist die 8-Jährige mit somalischen Wurzeln aufgewachsen: "Früher haben mir meine Eltern immer vorgelesen."
Manchmal schlägt sich die Liebe zum Buch auch in der Berufswahl nieder: Ein Mädchen, das früher oft in der Pappenheimgasse zu Gast war, absolviert heute eine Lehre bei den Büchereien, erzählen die Bibliothekarinnen stolz.
Zur Sache:
In 39 Zweigstellen der Wiener Büchereien können sich Kinder bis zum Alter von 18 Jahren kostenlos eine Büchereikarte ausstellen lassen. Mit dieser dürfen Bücher, CDs und Audiokassetten für vier Wochen ausgeborgt werden – auch das Ausborgen ist kostenlos. Auch DVDs darf man gratis mitnehmen, allerdings nur zwei Wochen lang, wobei eine Verlängerung möglich ist. Erwachsene zahlen für eine reguläre Jahreskarte 30 Euro.
In der Brigittenau gibt es zwei Zweigstellen: in der Pappenheimgasse 10–16 und in der Leystraße 53. Geöffnet ist Mo. und Do. von 10–12 und 13–18 Uhr, am Di. und Fr. von 13–18 Uhr.
Für Kindergärten und Schulen gibt es unterschiedliche altersgerechte Angebote. In vielen Zweigstellen werden außerdem Vorlesenachmittage oder Veranstaltungen für alle Kinder organisiert. Alle Infos gibt es auf www.buechereien.wien.at und www.kirango.at
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