Brigittenau und Floridsdorf
Kunstprojekt belebt die Brigittenauer Brücke neu
Das Projekt "Modified Grounds" verwandelt das Innere der Brigittenauer Brücke in einen multimedialen Erlebnisraum.
BRIGITTENAU/FLORIDSDORF. Die Brigittenauer Brücke wurde 1982, noch vor dem Bau der Donauinsel, errichtet. Als sechsspurige Straßenbrücke ist sie nicht nur eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen dem 20. und 21. Bezirk, sondern verfügt auch über Geh- und Radwege. Die Brigittenauer Brücke wird täglich von etlichen Menschen genutzt, doch weiß kaum jemand, was sich im Inneren der Brücke befindet. Das soll nun geändert werden.
Am 2. November wird der Brückenbauch erstmals zum Klang- und Video-Spektakel der besonderen Art. "Im Rahmen des Festivals Wien Modern inszenieren wir unser Projekt ,Modified Grounds‘ auf dem Gitterboden unter der Brücke, der zwischen den Brückenpfeilern sonst nur für Wartungsarbeiten begehbar ist", erklärt die bildende Künstler-#+in Katrin Hornek. Konzept und Inszenierung der Multimedia-Performance entwickelte sie gemeinsam mit der Komponistin Judith Unterpertinger.
Mit anderen Augen sehen
Die Performance startet am Brückenpfeiler Handelskai, je zehn Besucher machen sich zwischen 11.45 und 14.45 Uhr im Viertelstundentakt auf den Weg zur Donauinsel. "Diese Brücke ist die einzige, die durchgehend einen begehbaren Gitterboden hat. Es ist, als ob man einen Raum aus einem Science-Fiction-Film betritt." Die Teilnehmer gehen praktisch über dem Wasser, das durch das Bodengitter scheint. "Es bläst der Wind, obwohl der Raum sicher und geschlossen ist." Entlang des Weges bis zum mittleren Brückenpfeiler auf der Donauinsel sind zehn Schlagwerkerinnen positioniert, die eine Komposition performen. Auf diese Weise wird der Brücken-Bauch zum Resonanzkörper.
"Es ist ein One-Way-Ticket, das heißt, einmal auf dem Weg, kann man nicht mehr umkehren", sagt Hornek und empfiehlt den Teilnehmern für den 30-minütigen Marsch festes Schuhwerk und warme Kleidung. Sie verspricht: "Jeder, der die Brücke auf diese Art erlebt hat, wird sie danach mit anderen Augen sehen."
Ein geologischer Faktor
Hinter dem Projekt "Modified Grounds" steckt der Gedanke, dass der Mensch des 21. Jahrhunderts durch seine Bautätigkeit jährlich bereits mehr Sedimente, Sand und Stein bewegt, als alle Flüsse, Gletscher und natürliche Erosionstätigkeit zusammen. Der Mensch ist also zum geologischen Faktor geworden.
Deshalb sei die Brigittenauer Brücke als Ort der Inszenierung perfekt. "Einerseits bewegt der Donaustrom darunter Unmengen an natürlichen Materialien bis zum Schwarzen Meer. Andererseits führt die Brücke zum größten von Menschenhand errichteten künstlichen Bauwerk Österreichs, zur Donauinsel." Eine Tatsache, die den Menschen diesseits und jenseits der Insel oft nicht bewusst ist. Der Mensch habe sich in der Erde längst irreversibel eingeschrieben. "Bei unseren Performances machen wir diese vom Menschen verursachte Materialverschiebung live spürbar."
Mehr Infos über "Modified Grounds" und Tickets um 19 Euro unter 01/242 00 oder hier auf der Homepage von Wien Modern.
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