Wiener Künstler im Interview
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.
(Jean Paul)
Ein Porträt des Wiener Künstlers Matthias Kretschmer
Wien ist unbestritten eine der wunderbarsten Kunststädte die man sich vorstellen kann und schon immer hat die Donaumetropole interessante Menschen magisch angezogen. Von dieser magischen Kraft geleitet kam auch der Oberösterreicher Matthias Kretschmer 1999 nach Wien und jobte bis 2013 im Marketingbereich. Doch seit längerem dachte er darüber nach, künstlerisch tätig zu sein und Auftragsmaler zu werden. Trotz wunderbarer Bilder die er seiner Zeit geschaffen hat, wollte sich der Erfolg nicht so recht einstellen und schnell war eine weitere Idee geboren.
Zugrunde liegt der Gedanke, dass jedes einzelne Individium von uns austauschbar ist und, schließt es sich mit anderen Austauschbaren zusammen, zu einer starken Stütze in einem Kollektiv werden kann. Um diese Erkenntnis als künstlerisches Werk darstellen zu können, bedient sich Matthias einiger bekannter und einfacher Haushaltsgegenstände - Bestecks. Wenn beispielsweise ein Löffel auf einer gedeckten Tafel fehlt oder als benutzt ins Auge fällt, muss er ersetzt bzw. ergänzt werden. Eine gesellschaftliche Metapher, die als solche erst nach einigen Augenblicken, dass ist das Spannende, in den Werken erkannt wird.
Je nach Anordnung der Löffel, sowie deren Farben und Hintergrund entstehen die verschiedensten Aussagen. Matthias Kretschmer lässt, so wie jeder Künstler, den Kunstinteressierten immer die betrachterische Freiheit. So kann ein Aufbrechen von alten Strukturen, ein Neubeginn, aber auch ein Verdrängen der gegenwärtigen Wahrheiten gesehen werden. Seine Werke sind abstrakt genug um die Freiheiten der Gedanken in den Individuen entstehen zu lassen, ohne dass mit Worten direkter Einfluss genommen wird.
Natürlich ist Kunst auch der Spiegel der Seele. Matthias Kretschmers Impressionen sind nicht nur private Reflexionen, sondern in erster Linie aktuelle in Metaphern verpackte Themen, die er auf seine ganz eigene Art verarbeitet, ohne dabei jemandem zu nahe zu treten. Nun ist es natürlich so, dass kaum ein Mensch aus einer Ausstellungen gehen wird und, beeinflusst durch das Gesehene, völlig anders denkt als vor der Vernissage. Kunst kann schockieren, muss sie aber nicht und wenn sie zum schmunzeln anregt oder sogar glücklich macht, dann hat der Künstler schon etwas bewegt.
Natürlich ist es ebenso wichtig, dass das Werk eine oder mehrere Botschaften vermittelt. Passt aufeinander auf, könnten sie lauten, denn man lebt nur einmal und irgendwann steht man seinem Schöpfer gegenüber und muss erklären, weshalb man dieses oder jenes getan und so gelebt hat.
Jeder der künstlerisch tätig ist (Maler, Fotograf oder ein Kunstschaffender von Assemblagen sei dahin gestellt) weiß nur zu genau, dass das Werk zuerst im Kopf entsteht und das muss raus. Man muss die eigene kleine Tür öffnen und der Welt sagen schaut her, dass war ich, dass war meine Idee! Da versteht sich von selbst, dass man nicht jeden Auftrag annehmen kann, denn ein gutes Gewissen hat mehr Wert als alles Geld dieser Welt.
Text und Fotos: Ronny Böhme
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