Das Nordbahnareal als Freizeitoase steht vor dem Aus
Die Planung von zukünftige Wohn- und Schulbauten verhindert eine Freizeitmöglichkeit für viele Grätzelbewohner. Die Brachfläche soll geräumt werden. Eine Initiative kämpft für das kleine Paradies.
BRIGITTENAU/LEOPOLDSTADT. Vor drei Jahren hat Dunja C. mit ihren Kindern die Brachfläche am Nordbahnareal als Freizeitoase entdeckt: „Weil eine natürliche Fläche zu anderen Spielen als ein konzipierter Spielplatz einlädt, ist das eines unserer liebsten Ausflugsziele geworden.“
Das Ausflugsziel ist jedoch ziemlich bedroht, da der Eigentümer ÖBB zur Vermeidung von Behinderungen für die zukünftige Entwicklung des Areals den Platz räumen und einzäunen lassen will. Christopher Seif, Pressesprecher der ÖBB: „Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass eine Verweigerung der Aufgabe von Zwischennutzungen zu erheblichen Verzögerungen in der Umsetzung von Entwicklungen und Bauvorhaben geführt haben.“
Skater als Aufhänger
Der Skaterverein Alm-Diy hatte mit der ÖBB einen einjährigen Nutzungsvertrag für die Brachfläche von 3500 m2 zur Errichtung eines temporären Skaterparks. Der Vertrag wurde nicht verlängert, der Verein hat sich zurückgezogen und der Abbau der Anlage wurde vorgenommen.
Die ÖBB bot an, die Kosten des Abbaus zu übernehmen. Dieser Zwischennutzungsvertrag bot allerdings auch für Familien und Anrainer aus der Brigittenau und der Leopoldstadt eine gewisse Rechtssicherheit, denn dieser Freiraum wurde genutzt, um Gemeinschaftsgärten anzulegen, Baumhäuser und Tipis zu bauen und gemeinsam Zeit im Freien zu verbringen. Dunja C.: „Wir haben schon vor den Skatern den Platz genutzt und werden diesen auch weiterhin nutzen.“
Offener Brief gegen Einzäunung
Die Nutzer haben eine Initiative „Nordbahngeländer für Alle“ gegründet und möchten in einem offenen Brief an die ÖBB und an Bürgermeister Michael Häupl gegen die Räumung eintreten. Insbesondere vermerken sie dabei, dass der von ihnen genutzte Platz in einem Gebiet liegt, das laut Leitbild 2014 nicht bebaut wird. Vielmehr spricht das Leitbild von einer Fläche mit naturnahem Charakter. Trotzdem spricht die ÖBB von einer Verzögerung bei der Schulinfrastruktur und beim Wohnbau und damit verbunden einem wirtschaftlichen Verlust. Die Initiative argumentiert jedoch, dass ein Baubeginn in unmittelbarer Umgebung noch nicht absehbar ist und die Baustelle nicht behindert wird, weil sie weit entfernt wäre.
Seif: „Unserer Information nach hat sich die politische Mehrheit im Bezirk gegen den Skaterpark und für eine zügige Abwicklung des Projektes ausgesprochen.“ Der Leopoldstädter Bezirksvorsteher Karlheinz Hora bestätigt die Dringlichkeit von Schul- und Wohnungsbau: „Aus Fragen der Sicherheit wegen der Zufahrt der Lkws zur Baustelle über die Innstraße, erscheint diese Vorgehensweise sinnvoll. Der Bezirk kann keine Verantwortung oder Sicherheit übernehmen.“ Hora wies auf den Grundstückseigentümer ÖBB hin und auf den illegalen Aufenthalt der Anrainer auf diesem Gelände. Anfragen und Anregungen zu diesem Thema sind bei der Bezirksvorstehung Brigittenau nicht eingangen.
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