Ärztekammer-Präsident und Stadtrat werben für Ordinationen im Gemeindebau
Wiener Wohnen wünscht sich Ärzte für 40 barrierefreie, leerstehende Geschäftsflächen. Das ist nichts Neues, in Zeiten des Wahlkampfs für die Bürgermeister-Nachfolge aber einen gemeinsamen Termin wert.
BRIGITTENAU. Es gibt, so der Wiener Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ), bereits eine beeindruckende Zahl von Ärztinnen und Ärzten, die in einem der 2.000 Wiener Gemeindebauten ihre Praxis haben: 560 sind es, oder anders gesagt: Jedes zehnte Geschäftslokal in einem Gemeindebau ist von einem Arzt gemietet.
Geht es nach Ludwig und dem Präsidenten der Ärztekammer Thomas Szekeres, die ihr Interesse bei einem gemeinsamen Termin in einer neuen und barrierfreien Brigittenauer Gruppenpraxis bekundeten, sollen es bald noch mehr werden: 40 leerstehende Flächen habe man identifiziert, in die am besten Hausärzte einziehen sollen, so Ludwig. Billiger bekommen die freilich nichts, aber: Sie werden bevorzugt behandelt, sagt Szekeres. Interessieren sich also ein Arzt und noch eine andere Person für die gleiche Fläche, dann bekomme der Arzt den Zuschlag, insbesondere wenn er einen Kassenvertrag habe.
Günstigere Mieten
Im Vergleich zum privaten Immobilienmarkt seien die Mieten im Gemeindebau außerdem sehr günstig, betonen Ludwig und Szekeres. Für Ordinationen würden sich die Nettomieten zwischen 5,39 und 7 Euro pro Quadratmeter bewegen, so Ludwig. Wegen steuerrechtlicher Benachteiligungen sei die Vermietung an Ärzte für Private außerdem wenig attraktiv, fügt Szekeres an.
Dass sich sowohl Stadtrat als auch Ärztekammer-Präsident eine möglichst wohnortnahe Versorgung mit Hausärzten für vor allem ältere - und solche gibt es im Gemeindebau vermehrt - Patientinnen und Patienten wünschen, liegt auf der Hand. Das gemeinsame Auftreten darf aber trotzdem als Wahlkampf-Veranstaltung für den Bürgermeister-Nachfolgekandidaten Ludwig verstanden werden. Richtige Neuigkeiten wurden nämlich nicht präsentiert, sondern vielmehr demonstrative Einigkeit. Das ist insbesondere bemerkenswert, als zwischen Ärztekammer und Stadt Wien in der jüngeren Vergangenheit heftige Konflikte ausgetragen wurden - Stichwort Besoldungsreform bei den Spitalsärzten und Primärversorgungszentren. Von diesen war beim gemeinsamen Termin übrigens nur am Rand die Rede, obwohl sie von der Stadt forciert werden. Man sei natürlich für beides, lang geöffnete Zentren und ein dichtes Versorgungsnetz, heißt es.
Die freien Ordinationen in Gemeindebauten kann man hier abrufen
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