Wissenschafter zu Besuch in der Römerstadt Carnuntum
Ein Team der Medizinischen Universität Wien, eines der traditionsreichsten Ausbildungs -und Forschungsstätten und Spitzenforschungsinstitution im biomedizinischen Bereich Europas, begab sich zum wissenschaftlichen Austausch mit Landesarchäologen Mag. Franz Humer in die Römerstadt.
Die antike Stadt "Karnvntum" bezeichnend als "Pompeij vor den Toren Wiens" genannt, wurde in ihren stärksten Zeiten auf rund 10 km² von etwa 60 000 Menschen belebt, bewirtschaftet und monumental verbaut.
Diese riesige pulsierende Metropole musste nicht nur mit lebensnotwendigen Gütern und einer gut funktioniernden Infrastruktur versorgt werden, sondern auch die Zivilbevölkerung, die Legionärstruppen, sowie an die 480 Reiter des Auxiliarkastells medizinisch bestens mit ansässigen Ärzten versehen.
Einer der populärsten Ärzte und Berichterstatter "Plinius" 24-79 A.D. beanstandete die Einstellung der oft eingesetzten griechischen Mediziner am römischen Kaiserhof zu ihrem Beruf. Er meinte: "Man sollte keinen Gewinn aus dem Leiden anderer ziehen!"
Zu seinen Wegbereitern und Kollegen zählten auch "Celsus" und " Galus" welcher sich hauptsächlich mit der menschlichen Anatomie und Psychologie befasste.
Auf jahrhundertelange Erfahrungen der griechischen Kollegen aufbauend, erweiterten die römischen Mediziner ihr umfangreiches Wissen. Im Besonderen mit den Schriften des Hippokrates um 360-370 v.Chr., auf welchen heute noch Ärzte ihren Eid ablegen.
Die konträre Auffassung der Römer schwankte zwischen Krankheiten und bösen Leiden die sie oft als Strafe Gottes interpretierten. Gleichzeitig aber konnten diese durch Beten und Götterverehrung sowie durch Opfergaben wiederum gelindert oder geheilt werden.
Natürliche Kräuter wie Anis, Fenchel, Pfefferminze, Basilikum, Dillkraut und Drogen wurden sehr oft eingesetzt um den Heilungsprozess zu intensivieren.
Dabei waren stets begleitend Ärzte, Wahrsagerinnen und natürlich sehr unliebsam, auch ausgemachte Scharlatene involviert.
In der römischen Kaiserzeit erfuhren die Spezialgebiete der Chirurgie, die Augenheilkunde - grauer Star wurde mit einer dünnen Nadel die man ins Auge stach und die Linsentrübung so beiseite schob erfolgreich behandelt, eine besondere Zuwendung.
Vor allem zur Linderung und Heilung von gynäkologischen, Blasen -und Nierenleiden wurde eine effektive Behandlungsmethode angewandt.
Schröpfköpfe aus Metall kannte man bereits in der römischen Antike, diese wurden sehr oft eingesetzt. Geburten waren wegen dem drohenden Kindbettfieber für viele Frauen ein lebensbedrohlicher Einschnitt im Leben, daher spielten auch hier erfahrene Hebammen und Kräutersammlerinnen eine tragende Rolle.
Bekanntlich existierte in den Armeen welche dauerhaft in Carnuntum stationiert waren ein hochqualifizierter Ärztestab mit medizinischem Personal. Diese behandelten die verwundeten Soldaten, aber auch die Gladiatoren nach ihren Kampfeinsätzen.
Ein Militärhospital "valetudenarium" wurde funktionell und eher in isolierter Umgebung aufgebaut, so dass es zu einer wesentlichen Gesundung der Patienten beitrug. In einer Legion versahen 12-17 Ärzte und zahlreiche Gefreite ihren Dienst.
Selbst Lagerkommandanten, Generäle und sogar die Imperatoren selbst, wie Hadrian, Tacitus und Trajan hatten die Aufgabe vor Ort zu inspizieren. Um den kranken Soldaten so die Moral, sowie ihren eigenen Ruf und Ansehen zu heben.
Chirurgische Einsätze waren nicht sehr häufig, da es so gut wie keine wirksamen Narkose- oder Betäubungsmittel gab. Daher gerieten solche seltenen lebenserhaltenden Eingriffe auf Feldzügen als extrem schmerzhafte "Fleischerarbeiten" in Verruf!
Um diese Eingriffe auch effizient durchzuführen, benutzte man vor etwa 2000 Jahren schon sehr präzise chirurgische Instrumente wie Messer/Skalpelle mit extrem feinen Klingen, Pinzetten, Zangen, Scheren, Klammern, Löffelchen, Schaber und verschiedene Arten von Sonden.
Zähne wurden bei der Carnuntiner Bevölkerung mit einer handlichen Zange gezogen.
Bei der Begutachtung der antiken Präzäsionswerkzeuge welche aus Grabungen von Carnuntum stammen, war das Rektorenteam mit Univ. -Prof. Dr. Müller höchst erstaunt.
Sofort konnten sie die Funktion der einzelnen chirurgischen Instrumente erkennen.
In vielen Fällen wurde zu einer Linderung der Schmerzen lediglich die Alraunwurzel eingesetzt! Oftmals geschah es dann, dass die Patienten an den Folgen eines Schocks oder einer massiven Infektion der Wunden verstarben.
Beim weit verbreiteten Aderlass der noch bis ins 19. Jahrhundert praktiziert wurde, kam es nicht selten zum Tod des Erkrankten.
Die Lebenserwartung der Carnuntiner Gesellschaft war, obwohl sich viele eine gute ärztliche Versorgung leisten konnten oft weit unter fünfzig!
Bei vielen Legionären nützte aber meistens auch die beste medizinische Versorgung nicht mehr!
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