Momentaufnahmen eines Lebens am Limit

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Mit seinen 46 Jahren hat Günter Singer bereits mehr erlebt, als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Er wuchs in der Veitsch auf und verbrachte viel Zeit auf dem Bergbauernhof seines Onkels. Ein Träumer und Romantiker - so wurde er von seinen Lehrern oft genannt.

Durch Kickboxen in die Welt

Mit 15 Jahren kam er zufällig zum Kickboxen, was die nächsten 20 Jahre seine große Leidenschaft blieb. Als Amateur brachte Singer es zum Staatsmeister, Europameister und Vizeweltmeister. Ohne Sponsor und unter schwersten Bedingungen sah Günter Singer seine Zukunft aber nicht in Europa. 1990 ging er das erste Mal nach Los Angeles, um die Lage dort zu sondieren, und hatte innerhalb von drei Monaten seine ersten vier Profikämpfe, den letzten davon im Caesar's Palace in Las Vegas gegen die damalige Nummer 10 der Weltrangliste. 1991 erkämpfte er sich in Paris den Weltmeistertitel im Cruisergewicht und zog anschließend nach Los Angeles. Das Kickboxen blieb weitere zehn Jahre sein Lebensinhalt. "Der wichtigste Grund warum ich hier blieb war, dass hier der Pioniergeist Grundmentalität ist, man wird in allem ermutigt, egal was man machen will und wie hirngespinnstig es sich anhört", sagt Singer.

Private Kampfeinheit
2002 erhielt er das Angebot, auch wieder durch Zufall, als Leibwächter für einen Schauspieler zu arbeiten. Dadurch "rutschte" er ins Sicherheitsgeschäft. "Ich habe gute Arbeit geleistet, und kam dadurch mit Leuten von privaten Firmen zusammen, die für die US Regierung Sicherheitsjobs machten." Singer hatte dann als sogenannter Private Military Contractor Einsätze in Krisengebieten wie Irak, Afghanistan oder Afrika. Er und seine Kameraden waren dort für die Bewachung von Personen, Gebäuden, Konvois und für die allgemeine Sicherheit zuständig, oder unterstützen die reguläre Armee.
2010 gründete er mit Gleichgesinnten die Triton Armor Group, ein privates Sicherheits- und Militärunternehmen, das sich auf Afrika spezialisierte. Singer war Geschäftsführer der Triton Armor Group, die ausschließlich kampferprobte Elitesoldaten rekrutierte. Drei Jahre wurde versucht, so gut es ging auf dem Kontinent zu helfen. Er beschreibt diese Zeit mit dem Gefühl der Hilflosigkeit im Angesicht der Bilder, die man bei den Einsätzen vor Augen hatte. Er erzählt von den Warlords, die von den Versorgungskolonnen Tribute forderten. Und vom größten Erfolg, als für ein Flüchtlingslager mit 250.000 Menschen im Sudan ein Versorgungstross von 350 Lastern ohne Verluste durchgebracht werden konnte. Diese Zeit hat ihre Spuren hinterlassen, die Triton Armor Group wurde an Triple Canopy verkauft, das zweitgrößte private Sicherheits- und Militärunternehmen der Welt.

Nächste Station: Der Film
Singer hat sich ein neues Ziel gesetzt. Er möchte Regie führen, um "das Menschsein in allen Facetten auszudrücken." Momentan schreibt er und agiert vor der Kamera. Nach "Shingetsu" wurde "Jail Caesar" gedreht, der heuer in Berlin beim Independent Film Festival einen ersten Platz gewann. Schauspieler wie Derek Jacobi, John Kani und Alice Krige drehten mit Singer im berüchtigten Pollsmoor Prison in Cape Town, Südafrika, in dem auch Nelson Mandela inhaftiert war. Inmitten von 15.000 Häftlingen. Ab November läuft der Film in den amerikanischen Kinos an.

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