Kapfenberg Spezial
"Die Solidarität war wirklich erstaunlich!"

Foto: Katarina Pashkovskaya
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Bgm. Fritz Kratzer im Interview über Corona, Höhepunkte seiner Karriere und was Kapfenberg kann.

WOCHE: Wie geht es der Stadt Kapfenberg zur Zeit?
FRITZ KRATZER: Der Stadt Kapfenberg geht es sehr gut, obwohl wir natürlich einige Sorgen haben: die Arbeitslosigkeit der Menschen und auch die Unternehmen machen uns Sorgen – wir unterstützen, wo es uns möglich ist. Wir fördern bspw. die Gastronomen, in dem wir bei Veranstaltungen, die durchgeführt werden, 50 Prozent der Kosten der Musik übernehmen, bei einer Deckelung von maximal 300 Euro – dafür kann man aber drei mal ansuchen.
Es gibt aber insgesamt auch sehr viele positive Signale, nämlich wenn Firmen trotzdem investieren und damit ihr Vertrauen in die Stadt beweisen, dazu gehören bspw. Lactosan, Exel, die ÖBB mit den neuen Bahnhof und natürlich das große Stahlwerk, das ganz normal weitergebaut wurde.

Ist die Stadt gut durch die Coronakrise durchgekommen?
Ja, wir sind sogar sehr gut durchgekommen. Ich bin wirklich erstaunt über die hohe Disziplin. Eine der größten Hürden jedoch war, dass das, was im Fernsehen zu sehen war, sehr oft nicht in den Erlässen gestanden ist. Da haben die Menschen eine große Unsicherheit verspürt, das haben wir ganz gut abgefangen und viel Aufklärungsarbeit geleistet. Wir waren auch eine der ersten, die einen Bringdienst eingerichtet haben. Der Zusammenhalt, die Solidarität und die Freundlichkeit auch in den Geschäften war zu dieser Zeit wirklich erstaunlich.

Kann man den durch die Krise entstandenen Schaden schon abschätzen?Um wieviel sind etwa die Kommunalsteuereinnahmen der Stadt in dieser Phase gesunken?
Wir gehen derzeit davon aus, dass der Entfall ca. acht bis zehn Millionen Euro betragen wird. Aber unsere Philosophie ist, hier sehr großzügig zu sein, vor allem was die Stundung von Beiträgen betrifft.

Gibt es Unternehmen, die besonders schlimm getroffen wurden und um ihre Existenz kämpfen?
Ja, das betrifft etwa Nachfolge-Unternehmen, die neu gestartet sind und bei den Zahlungen durchgefallen sind, weil sie keine Vergleichswerte vom Vorjahr bringen konnten. Es betrifft aber auch Firmen, die zuvor groß investiert haben und daher ein Minus in der Bilanz stehen hatten und es betrifft natürlich Künstler und Musiker, die plötzlich ohne Auftritte und damit ohne Einkommen dagestanden sind.

Was braucht die Stadt derzeit am dringendsten?
Ein zweites finanzielles Hilfspaket, denn das erste war zu wenig. Dann braucht die Stadt natürlich auch Aufträge und Arbeit.

Was macht die Stadt Kapfenberg, um den Menschen/den Unternehmen jetzt konkret zu helfen?
Wir fördern jetzt verstärkt Investitionen in Umweltprojekte, wie etwa Photovoltaikanlagen, Solar, Wärmepumpen. Wir sind sehr großzügig bei den Stundungen von diversen Beiträgen und wir achten darauf, geplante Investitionen nicht zurückzustellen, sondern trotzdem zu investieren.

Themenwechsel: Rückblickend gesehen, was waren die Höhepunkte Ihrer bisherigen Zeit als Bürgermeister?
Dazu zählt an erster Stelle die Entscheidung, das modernste Stahlwerk Europas in Kapfenberg zu bauen – das überstrahlt alles. Dazu gehört aber auch der neue Bahnhof, der übrigens als einziger Bahnhof in ganz Österreich nicht direkt an den Gleisen gebaut wird, das neue Pankl-Werk, das innerhalb eines Jahres fertig gebaut war, die Ersatzbauten für die Häuser am Schirmitzbühel, das Projekt Riverside und die Errichtung zahlreicher nicht-geförderter Wohnbauen in Kapfenberg.

Gibt es Momente, die Sie rückwirkend gern streichen würden? Was war unnötig? Worüber haben Sie sich geärgert?
Bis auf die Corona-Krise, die wir sicherlich nicht gebraucht haben, gibt es da eigentlich nichts – zumindest nichts im direkten Stadtgeschehen.

Was „kann“ Kapfenberg besonders gut/besser als andere Städte?
Einzigartig ist sicherlich unser Standortmanagement, genauso unser Zuzugsmanagement; außergewöhnlich ist auch das Vereinswesen in unserer Stadt, besonders in Bezug auf den Sport; wir schauen besonders gut auf unsere Einsatzorganisationen, auf die Pensionisten, auf die Schüler; unsere Nahversorgung mit Ärzten ist auch sehr gut, im Wohnbau sind wir sehr gut unterwegs und auch die Bürgerbeteiligung ist bei uns nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern es funktioniert hervorragend.

Was möchten Sie noch für die Stadt Kapfenberg erreichen?

Die Umsetzung der Stadthalle, dazu brauchen wir jetzt nur noch den Beschluss im Gemeinderat; dass das Stahlwerk in Betrieb geht und dass die Pflegefinanzierung irgendwann eine brauchbare Lösung findet.

Werden Sie, sofern Sie als Bürgermeister wiedergewählt werden, die gesamten fünf Jahre als Bürgermeister zur Verfügung stehen?
Ja natürlich, ich mache meinen Job ja auch sehr gerne.

Was wünschen Sie den Kapfenbergerinnen und Kapfenbergern?
Dass wir diese Krise bald hinter uns bringen, und zwar gut hinter uns bringen; dass wir gute Wege aus dieser Situation mit Kurzarbeit und allem was dazu gehört heraus und zurück zu unserer Normalität finden. Und dass es uns dann wieder so gut geht, wie es uns gegangen ist.

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