Es beginnt immer mit einem unguten Gefühl

"Wie erreichen wir die Frauen?" Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle mit  Ulrike Fuchs, Barbara Rogan und Sonja Kahr versucht es mit Plakaten übers Einkaufen. | Foto: Hackl
  • "Wie erreichen wir die Frauen?" Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle mit Ulrike Fuchs, Barbara Rogan und Sonja Kahr versucht es mit Plakaten übers Einkaufen.
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Es geht um Gewalt: Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Kapfenberg geht offen auf Frauen zu.

Die österreichweite Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" ist zwar in der Vorwoche zu Ende gegangen, die Frauen- und Mädchenberatungsstelle in der östlichen Obersteiermark möchte die Informationskampagne "Es passiert bevor es passiert" weiterziehen. Unterstützt wird die Beratungsstelle mit Standorten in Kapfenberg, Mürzzuschlag und Leoben dabei von der Handelskette Spar. Flyer und Postkarten werden auf den Packtischen aufgelegt und Plakate aufgehängt. Die Logistik dafür übernimmt Spar für alle Märkte in der Steiermark.
Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Obersteiermark Ost besteht seit fünf Jahren unter dem Träger RDK Steiermark GmbH (ehemals Verein Rettet das Kind Steiermark).

"Das ungute Gefühl"

Sonja Kahr, Leiterin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle: "Die Tötungsdelikte an Frauen, seit 2015 hat sich die Zahl verdoppelt, sind das Ende der Fahnenstange. Tötungsdelikte im familiären Umfeld betreffen zu 91 Prozent Frauen, bevorzugte Tötungswerkzeuge sind Stichwaffen. Hier greift auch ein Waffenverbot nicht."
Eskalierende Gewalt und Morde haben ihre Ursache viel früher. Sonja Kahr: Es beginnt mit einem unguten Gefühl. Hier sind wir in der Beratung gefordert, sofern wir kontaktiert werden, diese Zeichen intuitiv richtig zu deuten."
Die Formen der Gewalt können vielfältig sein. Psychotherapeutin Barbara Rogan: "Neu ist die digitale Gewalt an Frauen. Zum Beispiel kann der Handystandort sehr leicht ermittelt werden, oder Frauen werden mittels GPS-Sender kontrolliert. Das ist ganz klar ein Bedrohungsszenario."

Weg aus der Abhängigkeit

Erziehungswissenschaftlerin Ulrike Fuchs: "Jede sechste Beratung hier bei uns dreht sich um Gewalt. Was immer häufiger vorkommt: Frauen mit Migrationshintergrund – durchaus auch mit Österreichern verheiratet – beginnen sich nach zehn bis 15 Jahren zu emanzipieren. Sie befreien sich aus der Abhängigkeit, in einer patriarchischen Familienordnung kein leichtes Unterfangen."

Politik reagiert nicht

Sonja Kahr beleuchtet auch das österreichische Fördersystem der Präventionsarbeit. "Vor allem heuer, als die Zahl der Frauenmorde stark angestiegen ist, gab es viele Versprechungen aus der Politik, die Präventionsarbeit auszubauen. Tatsache ist, dass wir 2019 – das gilt jetzt fürs Kinderschutzzentrum – mit der gleichen finanziellen Ausstattung wie aus dem Jahr 2002 auskommen müssen. Ein zusätzlicher Standort in Leoben wäre die Minimalforderung."

Kontakt:
Frauen- und Mädchenberatungsstelle Kapfenberg,
Wiener Straße 60/II,
8605 Kapfenberg
Tel. 0664 / 883 403 64

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