Helfen wir den Bergrettern!

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Wie viel ist ein Menschenleben in Bergnot wert? Die traurige Antwort unserer Gesellschaft: nicht sehr viel! Die Bergrettung, am Beispiel der Ortsgruppe Tragöß, ist zu ebener Erde auf Spenden angewiesen, um finanziell über den Berg zu kommen – und um weiter auf professionellem Niveau helfen zu können.

Kurze Rückschau: 30 Bergretter aus Turnau, Thörl und Tragöß „beschützten“ unlängst erfolgreich 60 Bergläufer beim Abenteuerlauf über den Hochschwab. Der Gegenwert: Ein Lächeln der Sportlerinnen und Sportler, manchmal Schulterklopfen, aber garantiert ein Schnitzel und ein Bier für die Einsatzteams nach der Veranstaltung. „Da haben wir uns schon sehr gefreut“, lächelt der Tragößer Einsatzleiter Hans Stockreiter, „weil selbst diese Art, Danke zu sagen, nur selten vorkommt.“

Drei Tage später retteten 22 (!) Mann in einem höchst aufwändigen, Stunden langen Noteinsatz im Hochschwab-Gebiet einem verunglückten Ehepaar das Leben. „Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage: Die tiefe Befriedigung, die uns erfüllt, wenn wir ein Menschenleben retten, ist Dank genug“, gibt der 44-jährige Tragösser Einblick in sein Seelenleben.
Und er ergänzt: „Bergretter zu sein, ist ein Ehrenamt, das jeder von uns mit Stolz, Hingabe und höchst möglichem Einsatz ausfüllt. Manchmal sogar bis an die Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit.“

Allerdings: Von der Ehre allein leben zu wollen ist heutzutage weder modern noch effizient. Und die offiziellen Fördermittel lassen in Wahrheit nur wenig Luft zum Atmen. Die Landesleitung der Bergrettung Steiermark subventioniert die 30-köpfige Ortsgruppe Tragöß mit 3000 Euro pro Jahr, dazu kommt eine variable Summe aufgrund von (Leistungs-)Punkten, gestaffelt nach der Anzahl und der Schwierigkeit der Einsätze. Desweiteren spenden die Gemeinden Tragöß und St. Katharein an der Laming je 500 Euro.

Trotz dieser Subventionen bleibt den Bergrettern nur die Eigeninitiative, um das eigene Überleben für das Retten der Verunfallten auf dem Berg zu sichern. Aus dem Verkauf so genannter Förderhefte (200 Exemplare für jede Ortsgruppe in der Steiermark) bleibt etwas übrig, ebenso aus dem selbst organisierten Almfest in Tragöß. Das wär’s auch schon.

Enormer Aufwand für ein „Danke“

Wer denkt, dass Versicherungen oder andere offizielle Stellen für die Einsätze der Bergrettung im Gebirge extra zahlen müssen, denkt falsch.
Niemand sieht den teilweise enormen Aufwand im Hintergrund – die 30 Bergretter in Tragöß trainieren jede Woche den Ernstfall bzw. bilden sich weiter, um möglichst professionell, schnell und sicher Bergsportler aus ihrer Not zu bergen. Kaum jemand registriert, dass die Retter sich im Notfall selbst in Lebensgefahr begeben, wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht. Hans Stockreiter: „Wir sind darauf erpicht, technisch auf dem neuesten Stand und körperlich topfit zu sein. Wir werden psychisch wie zuletzt bei der Dolinen-Rettung sehr gefordert. So musste ich zum Beispiel rund drei Stunden bei nur 5 Grad Celsius in einem engen, finsteren Loch ausharren und dem schwer verletzten Ehepaar Erste Hilfe leisten. Dieser Einsatz hat rund zehn Stunden bis weit nach Mitternacht gedauert.“ Eine Selbstverständlichkeit? Für die Bergrettung schon.

Fast gewinnt man den Eindruck, als ob die konsequente Ehrenamtlichkeit für die Tragösser Bergretter – und vermutlich auch für viele andere Ortsgruppen in der Steiermark, vielleicht auch in ganz Österreich – ein Schuss ins eigene Bein ist. Denn obwohl das Geld knapp ist, stehen nämlich etliche Neuerungen an.

So ist das Einsatzfahrzeug – ein Mitsubishi Space Gear – nach zwölf Einsatzjahren im schwierigsten Berg- und Almengelände in die Jahre gekommen und gehört im Idealfall getauscht. Beim jüngsten Dolinen-Einsatz sind zwei Vakuum-Matratzen kaputt gegangen und gehören ersetzt. Aktuell wären sechs neue Kletterseile notwendig. Dabei beginnt die Rettungssaison in den Bergen gerade erst.

Nicht zu reden von der persönlichen Ausrüstung eines Bergretters. Die bezahlt jeder selbst – und legt dafür rund 3000 Euro hin. Minimum. Immerhin hat ein Rucksack im Einsatz bis zu 25 Kilo, und im Winter noch mehr.

Wer will als Sponsor vom positiven Image profitieren?

Die Bergrettung genießt in der (ländlichen) Bevölkerung hohes Ansehen. Vielleicht möchte das eine oder andere Unternehmen von diesem positiven Image profitieren – und als Sponsor der Bergrettung auftreten. Immerhin: Vielleicht bist du der nächste, der von den tapferen und mutigen Rettern mit dem Grünen Kreuz auf der Brust aus der Bergnot gerettet wird …

Die Kontonummern der Bergrettungen:
Tragöß: BLZ 38460, Konto-Nr. 153 00 643
Turnau: BLZ 38462, Konto-Nr. 12401
Thörl: BLZ 20815, Konto-Nr. 064 00 600 430

Wann: 31.12.2011 ganztags Wo: Tragöß, Hochschwab auf Karte anzeigen
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