Natur ist kein Konsumartikel

Bergrettungseinsatz auf der Turnauer Alm. Das ist ein Symbolfoto, der Rettungseinsatz steht in keinem Zusammenhang mit den im Beitrag geschilderten Umständen. | Foto: Bergrettung Turnau/ Hörzer
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Leserbrief von Andreas Steininger, Ausbildungsleiter der steirischen Bergrettung.

Da wandern zwei aus dem Großraum Wien kommende Skitourengeher am Heiligen Abend trotz entsprechend schlechter Wetterprognosen unbeirrt davon auf das Stuhleck bei Mürzzuschlag und werden dann im Winter von Wind, Schnee und Kälte „überrascht“. Vor allem dem beherzten Einsatz des Gastwirtes der im relativ nahen Skigebiet befindlichen Friedrichshütte verdanken die beiden Touristen, dass diese Tour nicht schlimmere Folgen für sie hatte, Alpinpolizei und Bergrettung waren bereits alarmiert.
Im Ausseer Land musste vor einigen Tagen eine Gruppe tschechischer Schneeschuhgeher nach einem Lawinenunfall in einer aufwändigen Rettungsaktion von Bergrettung, Lawinenhundestaffel und Alpinpolizei aus ihrer misslichen Lage befreit werden – auch hier waren Wettervorhersage und Lawinenlagebericht, so man sich mit diesen beschäftigt hatte, nicht gerade günstig für hochalpine Tourvorhaben.

Und dies ist auch der entscheidende Faktor – die immer beliebter werdenden Wintersportarten Schneeschuhwandern und Skitourengehen bedingen einige (überlebens)wichtige Vorgaben. Beschäftigung mit dem Wetter- und Lawinenlagebericht, Einholen von Tourinformationen vor Ort und das Mitführen von sowie die Kenntnis im Umgang mit der entsprechenden Sicherheitsausrüstung wie Lawinenschaufel, Sonde und Verschüttetensuchgerät.

Naturerlebnisse lassen sich vor allem im alpinen Bereich nicht einfach konsumieren – dies muss unsere konsumorientierte Gesellschaft nun einmal akzeptieren. Unumgänglich sind daher die passende Ausrüstung, die adäquate Vorbereitung und – im Fall des Falles – auch die Fähigkeit, zu sagen, wir drehen um. So wie der Verfasser dieser Zeilen, der selbst mit seinem übrigens sehr erfahrenen Bergkameraden vor wenigen Tagen bei einer Tour auf der Steirischen Raxseite nach Einschätzung der Lawinengefahr vor Ort auf der geplanten Route umkehrte und einen alternativen Anstieg wählte.

Ach ja, und auch der gut gemeinte Ratschlag, sich einfach entsprechend zu versichern, entbindet bergbegeisterte Naturliebhaber nicht von den oben erwähnten Pflichten der Tourvorbereitung und vom Mitführen der angeführten Sicherheitsausrüstung. Denn wer schon einmal im alpinen Gelände einen Schneesturm und / oder Lawinenabgang erlebt hat, weiß, dass hier auch die beste Versicherung niemanden vor Erfrierungen, Unterkühlung oder gar schlimmeren Folgen bewahren kann.

Winterliche Bergtouren abseits der touristisch erschlossenen Skigebiete gehören zu den schönsten Naturerlebnissen, die es gibt. Um dies auch so erleben zu können sei jedoch allen Bergsteigerinnen und Bergsteigern dringend empfohlen, den aktuellen Wetterbericht zu studieren, den Lawinenlagebericht zu lesen und gegebenenfalls auch einmal umzukehren oder ein alternatives Tourenziel zu wählen. Denn lieber einmal ein wenig feig als ein Leben lang tot.

Andreas Steininger, Landesausbildungsleiter
Österreichischer Bergrettungsdienst
Land Steiermark

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