"Ohne Krawatte gab es kein Bedienen"

Vaterfigur: Für Adolf Jauk (li.) ist sein ehemaliger Chef Karl Lasezki bis heute Vorbild und Vaterfigur.
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Mindestens zwei Mal pro Woche fährt Adolf Jauk ins Seniorenheim Grillparzerstraße, aber nicht etwa, um einen Verwandten zu besuchen - sondern um seinem ehemaligen Chef die Ehre zu erweisen. "Ich habe Karl Lasezki sehr sehr viel zu verdanken. Wäre er nicht gewesen, wäre mein Leben wohl anders verlaufen", beginnt Jauk seine Erzählungen.

Vaterfigur bis heute

Jauk, Jahrgang 1938, besuchte als Jugendlicher die Hauptschule, schloss diese aber nicht ab. "Trotzdem war Lasezki irgendwie von mir überzeugt, hat mich in seiner Buchhandlung als Lehrling aufgenommen und mir den Schulabschluss ermöglicht. Eine für damals außergewöhnliche Vorgangsweise", erzählt Jauk. Wohl deshalb blieb Lasezki für ihn bis heute in gewisser Weise eine Vaterfigur.

Selbständiger Buchhändler

Im Jahr 1965 machte sich Jauk dann selbständig und gründete in St. Marein direkt neben der Kirche eine Buchhandlung, in der er 28 Jahre lang tätig war. Im Jahr 1972 brachte er dann auch eine Buchhandlung nach Aflenz, die bis heute Bestand hat. "Und das alles habe ich Karl Lasezki zu verdanken. Er hat 1949 die Buchhandlung Leykam, die es bis dato nur in Graz gab, nach Kapfenberg geholt. Und ich war der zweite Lehrling, der aufgenommen wurde. Damals wurden viele Schulen der Umgebung erst gebaut und wir haben dann die Schulbücher dortin zugestellt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich im Winter mit dem Fahrrad - vollbepackt mit Schulbüchern - nach Thörl fahren musste", so Jauk.
Bücher zu verkaufen bedeutete damals zudem noch etwas völlig anderes als heute: "Ohne Krawatte gab's kein Bedienen", schildert Jauk. Und Bücher auf Kundenwunsch zu bestellen war eher unüblich: "Schließlich hatten wir die Basis an wichtiger Literatur immer auf Lager und jeder wusste auch über den Inhalt aller Bücher bestens Bescheid."

Gründung der Stadtbücherei

Lasezki war es dann auch, der laut Jauk maßgeblich an der Gründung der Stadtbücherei in Kapfenberg beteiligt war. "Er war weit über die Grenzen der Stadt hinweg als Buchhändler bekannt und hatte mit vielen Künstlern Kontakt, aber auch mit der normalen Bevölkerung. Er war kinderlos verheiratet und mit seiner Frau viel auf den Bergen und in der Natur unterwegs", erzählt Jauk.
Lasezkis Frau ist leider vor einigen Jahren verstorben. Lasezki bewohnte dennoch bis vor gut einem Jahr noch eine eigene Wohnung in Kapfenberg; jetzt allerdings hat er im Seniorenheim, wo ihn Jauk wöchentlich besucht, ein Zimmer bezogen.
Am 31. Juli feiert der rüstige Pensionist seinen 100. Geburtstag. "Ich bin wunschlos", antwortet er auf die Frage nach eventuellen Geburtstagswünschen und schenkt seinem Lehrling dabei ein Lächeln.

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