Wenn die Arbeit in weite Ferne rückt

Für Arbeitsintegration: Ewald Widhalm (AMS, Bruck), Andreas Legat, Dagmar Wijnstra, Barbara Pototschnig (Meinrat) und Klaus Götz (AMS Bruck). | Foto: Klaus Morgenstern
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  • Für Arbeitsintegration: Ewald Widhalm (AMS, Bruck), Andreas Legat, Dagmar Wijnstra, Barbara Pototschnig (Meinrat) und Klaus Götz (AMS Bruck).
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Die Beratungsstelle "Meinrat" setzt auf Freiwilligkeit. In Bruck begleitet sie mehr als 200 Langzeitarbeitslose.

Herr M. ist über 45 Jahre alt, er war Hilfsarbeiter. Sein Leben war gut, dann hatte er einen Arbeitsunfall und seither plagen ihn chronische Schmerzen. In seinen Job zurück, das kann er nicht. Er fragt sich: „Was nun? Was kann ich noch arbeiten? Wie halte ich die gesellschaftlichen Ressentiments aus, die mir als ,Langzeitarbeitsloser‘ beim Einkaufen und im gesellschaftlichen Zusammentreffen begegnen.“

Vorurteile gegen Arbeitslose

„Arbeitslosigkeit schreckt viele Menschen ab, macht Angst und bewegt zu Urteilen“, sagt Barbara Pototschnig, Beraterin der Beratungsstelle "Meinrat" in Bruck. Was folgt, sei oft der Rückzug der Betroffenen. Der Weg zurück ins Arbeitsleben sei oft schwer, vor allem, wenn sich Arbeitslosigkeit verfestigt, sagt Michaela Sachadonig, "Meinrat"-Projektleiterin. "Meinrat" ist eine steiermarkweite Kooperation von Jugend am Werk und „alea + partner“.
Die Kooperationspartner werden vom AMS Steiermark beauftragt und finanziert. Somit hat das AMS auf die Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit reagiert und ein Beratungs- und Betreuungsangebot geschaffen, um Menschen mit multiplen Vermittlungshindernissen Chancen zu bieten, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
„In Bruck begleiten wir mehr als 200 Personen. Sie kommen aus den Bezirken Bruck und Leoben. Das Ziel ist, ohne Druck und Zwang viel zu bewegen“, sagt Berater Andreas Legat, „und Menschen in ihrem Lebensalltag und ihrer Lebensbewältigung zu stabilisieren, damit sie wieder beratungsfit fürs AMS werden". Neben Einzelberatungen und Gruppentrainings gibt es einen ,offenen Raum‘, der ohne Ankündigung zu ungezwungenen sozialen Begegnungen genutzt werden kann und als Anlaufstelle für Beratungen dient. „Unser großes Plus ist die Freiwilligkeit“, sagt Pototschnig, "denn im Zuge des vom AMS ausgeschriebenen Informationstages nehmen fast alle das Beratungsangebot an".

Zentrale Lebensthemen
Jeder Einzelne kann selbst aus einem vielfältigen Angebot wählen und die Intensität der Teilnahme bestimmen. Die Workshops und Vorträge decken ein breites Lebensspektrum ab, wie Bewegung, Soziales in Form eines wöchentlichen Brunches und Reflexionsrunden, die Verbesserung der Deutschkenntnisse sowie die Themen Resilienz, Wohlbefinden, Kommunikation, Selbst- und Zeitmanagement, EDV und lebenslanges Lernen. Im Fokus der stärkenden, motivierenden und aktivierenden Begleitung stehen Gesundheit, Selbstwirksamkeit, Teilhabe, das Erproben der eigenen Leistung sowie materielle Sicherheit und Werte.
Zudem können die Teilnehmenden selbst mitgestalten und ihre Ideen einbringen.
„Externe Vortragende referieren über Themen wie Schlafstörungen oder bieten Workshops über ,Rückenschonende Haltung'.
Bei Rechts- und Pensionsfragen, Süchten sowie Schulden arbeiten wir eng mit externen Institutionen zusammen", sagt Dagmar Wijnstra, Zweigstellenleiterin von Jugend am Werk.

Zurück ins Arbeitsleben
„Wollen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerben oder ein Praktikum suchen, können sie das vor Ort mit und ohne Unterstützung tun. Das Ziel ist, sich wieder am Arbeitsleben zu beteiligen“, so Legat.

Fakten und Daten
Die Beratungsstelle "Meinrat" gibt es in der Steiermark in 14 Regionen. In Bruck befindet sie sich für Langzeitarbeitslose aus den Bezirken Leoben und Bruck im Sozial- und Gesundheitszentrum in der Erzherzog-Johann-Gasse, in Mürzzuschlag in der Bleckmanngasse und die Beratungsstelle "Gürtelturm" in Graz befindet sich am Gürtelturmplatz.
Das Ziel ist, Hinderliches für eine Arbeitsaufnahme in den Griff zu bekommen oder zu lindern. Viele Menschen kämpfen mit Schulden, Einsamkeit, Depression, Todesfällen, gesundheitlichen Einschränkungen oder einer über Jahre hin erfolglosen Jobsuche. Ein weiteres Ziel ist, Teilnehmende so zu unterstützen, dass sie wieder fürs AMS für eine Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen. Steiermarkweit werden auf freiwilliger Basis 1600 Teilnehmende beraten. 2018 haben davon rund 170 Personen eine Arbeit gefunden.

Für Arbeitsintegration: Ewald Widhalm (AMS, Bruck), Andreas Legat, Dagmar Wijnstra, Barbara Pototschnig (Meinrat) und Klaus Götz (AMS Bruck). | Foto: Klaus Morgenstern
Michaela Sachadonig leitet "Meinrat" in der Steiermark. | Foto: KK
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