Wohin mit 18?

Elfriede Elsensohn
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Was tun mit 18, wenn man noch nicht ganz sicher ist, wohin der weitere Weg gehen soll? In dieser Woche schließen 45 jungen Frauen ihr freiwilliges soziales Jahr ab. Sie berichten von spannenden zehn Monaten voll neuer Eindrücke, die nicht selten auch zu einer Reise zur eigenen Persönlichkeit wurden.

Auszeit zwischen Schule und Beruf

„Jeden Tag neue Herausforderungen meistern, sich auf kleine Abenteuer einlassen und die Welt aus einem ganz neuen Blickwinkel kennenlernen“. So beschreibt Sarah ihr freiwilliges soziales Jahr „Manchmal bin ich dabei an die eigenen Grenzen gestoßen und ab und zu muss man diese Grenzen auch ganz neu definieren“, sagt die 19jährige.

Mit Vollendung des 18. Lebensjahres können sich Frauen und Männer für ein FSJ entscheiden. „Unsere Freiwilligen wollen ihre Eignung für einen Sozialberuf einmal praktisch testen oder eine Auszeit zwischen Schulbank und Studium sinnvoll nutzen“, sagt Elfriede Elsensohn. Die Gratweinerin ist seit elf Jahren als Betreuerin und Organisatorin im Verein freiwilliger sozialer Dienste tätig, der u.a. vom Bundesministerium für Wirtschaft, Jugend und Familie und dem Land Steiermark gefördert wird. 85 Prozent der Freiwilligen finden sich in ihrer Berufung bestärkt und entscheiden sich im Anschluss an das FSJ für eine Ausbildung im Sozialbereich.

370 Freiwillige werden ab Herbst aufgenommen, die sich ab jetzt dafür bewerben können. Zumeist ist die Anzahl der Interessenten größer, als Plätze vorhanden sind, „daher sind wir auch auf der Suche nach interessanten Einrichtungen im Bereich der Arbeit mit Behinderten, Senioren, Kindern, Jugendlichen und psychisch erkrankte Menschen, die gerne Einsatzstelle für unsere Freiwilligen werden möchten“, so Elsensohn.

„Von meinem freiwilligen sozialen Jahr nehme ich sehr viel mit. Ich bin selbstständiger, verantwortungsbewusster und durchsetzungsfähiger geworden“, fasst Sarah ihre Erfahrungen zusammen, „ich würde es wieder genau so machen“. Edith Ertl

Das FSJ ist für Jugendliche zwischen 18 und 24 Jahren gedacht, Voraussetzung ist eine Bewerbung beim „Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste“, Bischofplatz 4, Graz, Telefon: 0676-8776-3917, www.fsj.at. Die Teilnehmer erhalten ein monatliches Taschengeld von 225 Euro netto, sind unfall-, kranken- und pensionsversichert und erhalten zur Verpflegung eine freie Unterkunft oder den Fahrtkostenersatz für öffentliche Verkehrsmittel. Bei Anspruch wird die Familienbeihilfe ausbezahlt. Gearbeitet wird an 34 Stunden pro Woche. Einsatzbereiche sind in Kindergärten, sozialpädagogischen Einrichtungen, Senioren- und Pflegewohnheimen. An 18 Bildungstagen stehen Kommunikation, Konfliktlösung, Teamarbeit und gesellschaftspolitisches Wissen am Schulungsprogramm.

Valentina Feldgrill (19), Frohnleiten: „Ich habe nach der Matura am BG Rein im heilpädagogischen Kindergarten in Graz gearbeitet. Ich habe die Kinder mit körperlicher und mentaler Behinderung im Alltag begleitet und mit Ihnen gespielt. Dabei habe ich durch die Kinder viel über mich selber gelernt, beispielsweise Geduld und die Erfahrung, was ich selber kann. Nach dem FSJ-Jahr möchte ich das College für Kindergartenpädagogik besuchen“.

Daniela Staber (19), Gratkorn: „Ich wollte immer schon Soziale Arbeit studieren. Der Andrang zu diesem Studium ist aber so groß und es gibt nur 50 Aufnahmen. Da wurde ich auf das FSJ aufmerksam und habe mich für das freiwillige soziale Jahr entschieden. Ich habe in Weiz in einer Einrichtung für Schwerstbehinderte gearbeitet. Es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Die Arbeit hat mir so gut gefallen, dass ich dort weiterhin arbeiten werde und berufsbegleitend Sozialpädagogik studiere.“

Magdalena Schmutzy (19) Frohnleiten: „Ich habe am BG Dreihackengasse maturiert. Für das FSJ habe ich mich entscheiden, weil ich eine Zeitlang einmal woanders sein wollte, aber nicht gleich im Ausland. Ich habe in einer Jugend-WG gearbeitet und die Jugendlichen in ihrem Alltag unterstützt, mit ihnen gelernt und die Hausübungen gemacht. Dabei hatte ich viele schöne Erlebnisse, vor allem, wenn wir beim Lernen so erfolgreich waren, dass die Jugendlichen die Prüfung positiv schafften.“

Stefanie Steinlechner (19), Gössendorf: „Ich bin in Gössendorf zu Hause und habe zuerst im Sozialzentrum SeneCura in Vasoldsberg gearbeitet. Dort habe ich in der Wäscherei mitgeholfen und den Arbeitsalltag der Heimbewohner mitgestaltet. Dort wird ja sehr viel an sinnvoller Freizeitgestaltung getan. Nur die Schmutzwäsche waschen, das war weniger lustig. Den zweiten Teil des FSJ habe ich im Post- und Lebensladen in Graz gearbeitet. Jetzt möchte ich Psychologie oder Pädagogik studieren.“

Sarah Leopoldinger (19), Hitzendorf: „ Ich habe in der Lebenshilfe in Söding mitgearbeitet. Dort habe ich Menschen mit Behinderung begleitet, mit ihnen gekocht, bei der Wäsche mitgeholfen, war mit ihnen in der Werkstätte und habe mit ihnen den Nachmittag gestaltet. Wir haben kleiner Ausflüge gemacht, das war sehr schön. Ich möchte jetzt die Ausbildung zur psychologischen Krankenschwester machen oder Soziale Arbeit auf der Fachhochschule studieren.“

Sarah Pedit (19), Hitzendorf: „Nach der Matura am BG Rein habe ich im Betreuten Wohnen in der Albert-Schweitzer-Klinik mitgearbeitet. Die Senioren dort sind alle noch sehr rüstig, ich begleitete sie zum Einkaufen, in die Apotheke oder zum Arzt. In Gesprächen mit den Menschen habe ich sehr viel gelernt. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sie früher ohne fließendes Wasser wohnten oder wie sie mit so wenig zum Leben ausgekommen sind. Die Zeit war eine Bereicherung für mich, ich würde es wieder so machen.“

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