Asyl auf Zeit – ein Wahlkampfgag?

Foto: zeit.de
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In Oberösterreich und in Wien stehen Wahlen an. Die Umfragewerte der jeweils den Landeshauptmann bzw. Bürgermeister stellenden Parteien sind im Keller, die der „Blauen“ dagegen stiegen in lichte Höhen angesichts eines Migrantenansturms, dessen Ende nicht absehbar ist.

Es dürfte den „roten“ und „schwarzen“ Wahlkampfstrategen schon heiß und kalt aufgestiegen sein angesichts der Aussicht auf vernichtende Niederlagen und so dürften bei fieberndem brain storming ziemlich viele Sicherungen durchgeschmort sein. Die rettende Idee, um doch vielleicht noch das Ruder herum reißen zu können, heißt „Asyl auf Zeit“. „Asyl auf Zeit“ klingt beschwichtigend. Soll heißen, wir werden die Leute aus dem Morgenland nach ein paar Jahren wieder dorthin schicken, woher sie kommen.

Halten unsere politischen Lenker die Wähler wirklich für so dumm?

Man stelle sich vor, eine syrische Familie lebt nun fünf Jahre hier. Der Mann hat einen Job, sein Chef ist mit ihm recht zufrieden, am Freitag ist er Vorbeter in der Moschee, die Kinder gehen zur Schule und sprechen schon recht gut deutsch und haben ihren Freundeskreis aufgebaut, die Mutter führt den Haushalt, sie hat am wenigsten Kontakt mit der österreichischen Außenwelt. Nach fünf Jahren ist es nun den USA, ihren Allierten und Russland gelungen, Syrien und den Irak wieder zu befrieden und das Kalifat ist nur mehr Geschichte. Nun soll unsere Immigrantenfamilie wieder heim.

Nur: Sie wollen nicht mehr zurück nach Syrien, sie haben hier inzwischen ihr soziales Umfeld aufgebaut, wenn auch überwiegend unter anderen Muslimen mit Migrationshintergrund, und sie betrachten Österreich als ihre neue Heimat. Und diese Familie gibt es –zig tausend Male.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Menschen, sobald sie den Bescheid zum Verlassen von Österreich erhalten, brav ihre sieben Sachen packen und fromm und dankbar zum Flugzeug trotten werden, um in die alte Heimat aufzubrechen. Sie werden vielmehr auf die Straße gehen und lautstark und wütend ihr Bleiberecht einfordern, Randale und Verwüstungen wahrscheinlich inbegriffen.

Es wäre auch tatsächlich nicht fair, diese Leute hier unter uns leben, lernen und arbeiten zu lassen und nach einigen Jahren zu sagen, jetzt müsst ihr wieder gehen. Ich erinnere mich noch gut an den Wirbel um die Familie Zogaj aus dem Kosovo in den Jahren 2005-07. Dieser Fall war zwar etwas anders gelagert, was aber gleich war, war die soziale Integration der Familie, die sie in den Jahren zuvor in Österreich aufgebaut hatte. Und darum geht es: Gleichgültig, ob die Asylverfahren mit Einsprüchen Jahre dauern oder ob es von vorneherein eine Befristung gibt, in jeden Fall bedeutet es vor allem für die Kinder eine neuerliche Entwurzelung.

Es wird die Zeit kommen, wahrscheinlich schon recht bald, dass wir hier in Europa Entscheidungen treffen müssen und die Flüchtlingsströme gleich von vorneherein in Auffanglager lenken, wo sie die Zeit abwarten können bis zu einer Rückkehr in die Heimat. Das klingt nicht besonders human, ist sicher auch für Migranten nicht attraktiv, kann aber dank Handy und WWW helfen, nachkommende Migrantenströme von vornherein abzuhalten, ebenfalls in den „Goldenen Westen“, nach „Allemania“, aufzubrechen.

Die Palästinenser leben übrigens schon viele Jahrzehnte in Lagern, unter deutlich schlechteren Bedingungen, und die arabischen Führer waren nie bereit, ihre arabisch muslimischen Brüder in ihren Ländern zu integrieren. Auch jetzt wollen die arabischen Golfstaaten keinen einzigen Flüchtling aufnehmen. Das ist aus meiner Sicht der wirkliche Skandal.

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