Erst die Reichen, dann die Raucher: jetzt die Dicken.

Nach der Diskussion, die Reichen mehr Steuern zahlen zu lassen, sie zu "schröpfen" wie manch Medium meinte, stehen wir mitten im Streitthema wie man mit den Rauchern umgehen soll. Generell verbieten? Nur "teilweise"? Wie hat eine Gaststätte sich auf die neuen räumlichen Bestimmungen einzustellen? Kommt wieder nur ein - typisch österreichisches- Wischiwaschi-Gesetz zu Stande? Nun hat man nach den Reichen und den Rauchern eine weitere Gruppe ins öffentliche Fadenkreuz genommen: den Dicken soll es an den Wanst gehen.
Die Diskussion ob dicke Menschen mehr zur Kasse gebeten werden sollen polarisiert, jeder hat eine Meinung. Auf der einen Seite stehen die harten Fakten, dass es tatsächlich immer mehr Übergewichtige gibt, auch hierzulande. Kinder, Jugendliche und Ältere sind schlichtweg zu dick. Da dieser Umstand das Gesundheitssystem belastet erscheint es nur fair, dass Dicke auch mehr einzahlen sollen. Natürlich gibt es viele Veranlagte, Kranke etc., viel mehr allerdings gehen aber schlicht zu liederlich mit ihrer Gesundheit um, frönen lieber lukullischen Genüssen anstatt auch sich und den Nachwuchs zu achten. Und: wie kommen diejenigen, die auf gesunde Ernährung und Bewegung achten, dazu, mehr berappen zu müssen, nur weil einige sich so gar nicht im Griff haben. Aus rein ökonomischen Gründen spricht also viel dafür dass Dicke auch mehr einzahlen.
Doch was bei der Debatte gerne vergessen wird, ist die Tatsache dass es heutzutage nicht nur immer mehr Übergewichtige gibt, sondern auch krankhaft Dünne, Magersüchtige. Hier ist vor allem die Dunkelziffer sehr hoch, da viele vor einer Behandlung zurückschrecken. Denn was lehren uns TV („Abspeck-Camp“ etc), Printmagazine ( kaum eine Frauenzeitschrift die nicht die neueste Diät am Cover präsentiert) und Maßnahmen wie jene dass man die Bezeichnung „Übergewichtige“ durch „Fette“ ersetzen soll? Nur wer schlank ist hat Erfolg! Hat mehr Freunde, bessere Jobaussichten, ist einfach BESSER! Natürlich tun wir unserer Gesundheit etwas gutes, wenn wir schlank sind (doch auch ein Schlanker kann Alkoholiker sein oder weder Obst noch Gemüse essen),doch wer hat wirklich die Gesundheit als Motiv, wenn er schlanker sein möchte? Viel mehr zählt doch der äußere Schein, dazu zu gehören, zu einer übersättigten Wohlstandsgesellschaft die an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten ist. Es wird mit den Ängsten der Menschen gespielt, welche nicht selten in Bulimie oder Anorexie münden, indem einem das schlechte Gewissen quasi eingeimpft wird: Schokolade ist „Sünde“, bei der Torte sprechen wir von „Versuchung“, eine gute Brettljause „verführt“ uns. Ganz bewusst werden negativ besetzte Begriffe medial eingesetzt.
Bei all der Debatte Dick-Dünn wird wie gesagt viel zu oft auf jene vergessen, für die ein Einkauf im Supermarkt, oder ein Stadtbummel zum Albtraum wird. Weil krankhaft Untergewichtige eben nicht sorglos ein Eis essen können, Grill-Einladungen abschlagen müssen etc., gefangen sind in ihrer düsteren Welt des Schlankheitswahns, genährt von Fernsehen, Werbung und sozialem Druck.
Mir ist bewusst dass der Begriff von „innerer Schönheit“ sehr träumerisch klingt, doch vielleicht gelingt es uns, anstatt uns gegenseitig aufzuhetzen, mehr auf innere Werte zu achten. Und das sind nicht nur Cholesterin und Leber, sondern auch Feingefühl, Sensibilität und Tiefgründigkeit. Denn nicht nur das Schnitzel mit Pommes kann die Gesundheit belasten, auch Frust, Einsamkeit und Oberflächlichkeit.

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