Jung, Klein & Erfolgreich

Gerhard Lechner und sein Faible für den fairen Handel (+ Video)

Erfolgreiche Kleinunternehmer vor den Vorhang: Diesmal Gerhard Lechner aus Kindberg.

Wie der faire Handel nach Kindberg kam

Korbwaren wohin das Auge reicht. Das erfahren Großhändler und Lieferanten – und manchmal auch Redakteure – wenn sie die Firma Lechner & Franc betreten. Die Ware kommt aus Bangladesch, Bosnien, Indien und Sri Lanka. Bei Bosnien handelt es sich um ein Wiederaufbauprojekt nach dem Krieg. 
Nach der Schlosserlehre wurde Gerhard Lechner zum jüngsten Marktleiter eines Baumarktes österreichweit. Dort lernte er alles was für den Handel nötig war, um Jahre später den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Aber wie kam sein Faible für den fairen Handel: "Ein Vertreter kam mit einem Mann aus Bangladesch und brachte uns Makramee-Pflanzenampeln. Die Herstellung und die Herkunft haben mich fasziniert und animiert, einmal in dieses Land zu reisen. Dies habe ich gemacht und es hat mich in den Bann gezogen.“

Ein "großer" Arbeitgeber

Der geborene Brucker ist seit 13 Jahren Einpersonen-Unternehmer, sorgt aber für ein geregeltes Einkommen von 300 bis 400 Menschen. Rascher Geldfluss ist in den Ländern notwendig und so werden von ihm bereits jetzt Zahlungen für die Weihnachtsaufträge getätigt.
Wöchentlich kommen Tonnen an Körben (vorrangig natürliche Weide aber auch Kunststoff), Lederwaren und kleinere Kunsthandwerke wie Schlüsselanhänger, Glücksengel, Geldbörsen und mehr in Kindberg an. Trotz der Massenware alles in Handarbeit, selbst die großen Korbgefäße. Aus Sri Lanka kommen seine Lieblingsprodukte, die Gewürze, bei der letzten Lieferung waren es 1,7 Tonnen.

Ladenbau für Supermarkt-Kette Spar

Es gibt kleine Körbe und es gibt viel größere Körbe und vor allem große Aufträge. Lechner stattet als alleiniger Lieferant den kompletten Ladenbau der Supermarkt-Kette Spar in Österreich und dem nahen Ausland aus. Auch andere große Firmen beziehen die Korbwaren für den Ladenbau von ihm. So kommt auch der Privatkunde mit diesen handgefertigten Präsentationskörben für Gemüse, Wein oder andere Produkte in Kontakt.

Auch daheim Gutes tun - Licht ins Dunkel

Obwohl für Lechner der faire Handel (Arbeitsbedingungen, Stellenwert der Frau und faire Bezahlung) vorrangig ist und er auch die Wertschöpfung in den fremden Ländern lässt, ist er seit Jahren Großspender von Licht ins Dunkel. Rund 160.000 Euro sind schon an Menschen in Österreich gegangen. Durch direkte Spenden von ihm oder durch den Erlös aus Licht ins Dunkel Kartonaufsteller bei Diskontern.

Pflanzlich gegerbtes Leder - bald auch online

Lechner betont, am liebsten Großhändler und Filialist zu sein. Corona lehrte ihn jedoch, dass er das Internet nicht hintanstellen dürfe.
Online wird es bald Geschenkpackungen für Groß- und Einzelkunden geben. Auch wird er mit seinem Partner in Indien Leder pflanzlich gerben lassen, woraus hochwertige Taschen für Akten oder Laptop ohne modischem Zwang entstehen.

Beziehung zum Madereck

Auf der Homepage ist auch etwas von Rattan-Möbel zu lesen. „Das mache ich nicht schwerpunktmäßig, aber bei mir kann die Gastronomie Rattan Möbel- und Überdachungen nach Maß in 50 verschiedenen Farben bestellen.“ Kann das der Gast auch wo bewundern: „Der Zubau beim Almgasthaus Puster am Madereck ist zum Beispiel von mir bzw. meinen Männern aus Bosnien gebaut.“ Warum er dabei richtig strahlt: „Ich habe zum Brucker Hausberg eine sehr gute Beziehung", so der Lebensgefährte von Besitzerin Elisabeth Puster.

Andrea Stelzer