Nur gemeinsam an die großen Fische

Frühstück beim Seidl in Turnau: Bernd Fladischer und Helmut Dettenweitz. | Foto: Pashkovskaya

Vor 15 Jahren wäre das undenkbar gewesen. Mittlerweile sind die Berührungsängste verflogen und die Chefs der benachbarten Unternehmen Heldeco und Maschinenbau Koller in Seebach bei Aflenz finden nichts dabei, gemeinsam im Kaffeehaus, diesmal war es die Konditorei Seidl in Turnau, der WOCHE Rede und Antwort im Rahmen der Tischgespräche zu stehen.

Wie hat es sich zugetragen, dass man vom Mitbewerber zum Partner wird? War das ein logischer Schritt?
Helmut Dettenweitz, Heldeco: In gewisser Weise war es ein logischer Schritt. Ein bisserl bin ich schon auch ein Opportunist. Trotz Zusammenarbeit überwiegen schon die Eigeninteressen.
Bernd Fladischer, Koller: Uns wurde klar: An die großen Aufträge kommen wir nur, wenn wir zusammenarbeiten. Einer alleine würde das nicht heben können.

Wo liegen die Vorteile Eurer Zusammenarbeit?
Bernd Fladischer: Mir gefällt der Vergleich mit der Hausfrau, die sich bei der Nachbarin das Salz ausborgt. Man hat deswegen ja nicht gleich einen gemeinsamen Haushalt, hilft sich aber trotzdem, wo es geht.
Helmut Dettenweitz: Wir arbeiten dort zusammen, wo es Sinn macht. Etwa beim Maschinenpool, beim Know-how und bei Maßwerkzeugen. Außerdem können wir auf den reichen Erfahrungsschatz unserer Mitarbeiter zurückgreifen.

Wo sind die Grenzen des Zusammenrückens erreicht?
Dettenweitz: Wir sind schon noch zwei vollkommen eigenständige Unternehmen. Jeder hat seine branchengerechte Spezialisierung. Aber was wir beide nicht wollen: Dem Partner die Hosen ausziehen.

Trefft Ihr Euch auch privat?
Fladischer: Das ist in Orten wie Turnau und Aflenz ja gar nicht zu vermeiden, dass man sich privat auch über den Weg läuft. Wir planen sogar einen gemeinsamen Betriebsbesuch in Schweden bei der Firma Sandvik.

Zum Standort: Kein Industriebetrieb ist weiter im Hinterland angesiedelt als Ihr. Kann man hier von einem Standortnachteil sprechen?
Detteinweitz: Noch überwiegen die Vorteile. Etwa verfügen wir hier über sehr engagierte, gut ausgebildete Mitarbeiter, die überdurchschnittlich loyal zum Unternehmen stehen.
Fladischer: Andererseits wird uns das wirtschaftliche Überleben nicht leicht gemacht. Uns zerbröselt vor der Haustür mit den Landesstraßen das Tor zur Außenwelt. Und die Politik bringt nicht mehr zustande, als uns 300 Meter Teilsanierungen zu versprechen.

Rollentausch - wäre das reizvoll für Euch?
Nein, ganz und gar nicht. Da gehen wir lieber ein Bier nach der Arbeit trinken - da sind sich beide sofort einig.
Markus Hackl

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