Die 50 Almsommer der Hilde Kotnik

Hilde Kotnik und ihr Nachfolger Erich Scharf: Für Hilde ist er ein echtes "Nachwuchstalent".
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Auf der Hörndl Alm hoch über der Jassing hinterm Grünen See in Tragöß ist momentan jeder Tag ein Feiertag. So viele wollen sich noch von Hilde Kotnik verabschieden, die nach 50 Jahren als "Halterin" auf der Alm jetzt endgültig ins Tal geht. Es kommen die benachbarten Halter, es kommen Verwandte und Freunde, die oft und oft auf der Alm bei Hilde zu Gast waren, der Förster schaut auf einen Sprung vorbei. Es sind herzliche Tage auf der Hörndl Alm.
Wobei ganz so endgültig bleibt der Almabschied natürlich nicht. "Dienstlich komme ich zwar nicht mehr auf die Alm, ich muss ja aber trotzdem noch nachschauen kommen, ob eh alles seine Richtigkeit hier heroben hat", sagt Hilde Kotnik mit einem verschmitzten Lachen.

Für die Alm geboren
Die 82-jährige Hilde Kotnik findet dazwischen genügend Zeit zum Erzählen: "Ich bin ja auf der Alm aufgewachsen. Bereits mit drei Wochen hat mich meine Mutter auf die Sonnschienalm mitgenommen", erzählt Hilde Kotnik. Ihr Vater hat 1956 die Hütte auf der Sonnschienalm mit aufgebaut. 1966 hat Hilde ihren ersten Almsommer auf der Alm verbracht – 49 weitere sollten folgen. "Die ganze Familie mit meinen drei Söhnen musste mit. Mein Mann ist damals von der Senkbodenalm nahe der Sonnschienalm mit dem Moped ins Böhlerwerk zur Schicht gefahren."
Wie kommt man dazu, Halterin zu werden? "Im Jahr 1966 sind Tragößer Bauern an mich herangetreten und haben mich gebeten, den Halter auf der Senkbodenalm zu machen. Mein Mann hat nur gesagt ,Wenns dich aussi siagst, dann machs!' Als die Kinder in die Schule mussten, bin ich schon während der Schulzeit bei ihnen im Tal geblieben. Wochenends und in den Ferien waren wir alle wieder auf der Alm oben."

Wenig Schlimmes
Zwanzig Jahr blieb Hilde Halterin auf der Senkbodenalm. Dann zog sie eine Alm weiter, auf die Hörndl Alm. 30 Jahre ist sie dort geblieben. "Es war eine schöne Zeit. Gott sei Dank hat es wenig schlimme Erlebnisse gegeben. Hier heroben ist die Welt noch in Ordnung. Der Zusammenhalt unter den Haltern ist einzigartig. Ohne die Hilfe der umliegenden Halter hätte ich es in den letzten Jahren nicht mehr gepackt", sagt Hilde ein wenig wehmütig.

Der Nachfolger
Der Nachfolger wird schon angelernt. Der Arndorfer Erich Scharf erbt die Halterarbeit von Hilde Kotnik. Zwei Sommer hat er bereits auf der Androth Alm Erfahrung als Halter gesammelt. "Ein echtes Nachwuchstalent", sagt Hilde zu ihrem Nachfolger, der mittlerweile auch schon seit sechs Jahren im Ruhestand ist. Mit Hilde verliert die Hörndl Alm ein echtes Unikat – aber sie kommt ja wieder, zumindest als Gast. ^Markus Hackl

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