Die Feuerwehr-Zukunft ist weiblich

Die Frauen-Wettkampfgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Freßnitz im Einsatz. | Foto: Robert Pusterhofer
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  • Die Frauen-Wettkampfgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Freßnitz im Einsatz.
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Der Angriffsbefehl ertönt und die jungen Frauen rennen los: Sie kuppeln Schläuche aneinander und schließen diese dann an die Pumpe an, im Ernstfall wird so die Wasserversorgung bei einem Brand hergestellt. Sie kennen ihre Abläufe in- und auswendig, jeder einzelne Handgriff sitzt, jede Bewegung ist perfekt koordiniert. Innerhalb weniger Sekunden sind sie fertig und schnaufen vor Anstrengung. Beim Zusammenräumen sind sie ein ebenso eingespieltes Team, sie verstehen sich wortlos. Jede packt mit an.

Frauen liegen im Trend

Die Frauen-Bewerbsgruppe der Feuerwehr Freßnitz ist eine von nur zwei reinen Frauengruppen in der gesamten Steiermark. Beim Bundesbewerb in Kapfenberg 2016 erkämpften sie sich als einzige steirische Gruppe eine Top-Ten-Platzierung. Die neun jungen Frauen zwischen 16 und 23 Jahren jagen den Frauenanteil bei den Feuerwehrbewerben damit stark in die Höhe. Die Männer haben sich längst an die weiblichen Gesichter in ihrer Feuerwehr gewöhnt. Ja, die jungen Burschen sind sogar ein bisschen eifersüchtig: An eine Mädelsgruppe erinnert man sich eher als an eine von hunderten Männergruppen. Dass die Frauen alles andere als eine Belastung sind, hat sich schon vor dem Entstehen der Wettkampfgruppe 2014 gezeigt. Mit einem 50/50 gemischten Team holten sie beim Landesjugendbewerb 2012 den Sieg.

Der Frauenanteil bei den Freßnitzern ist außergewöhnlich hoch, wenn man bedenkt, dass es nach wie vor Feuerwehren gibt, die Frauen den Zutritt verweigern. Da kein Gleichstellungsgesetz existiert, bleibt diese Entscheidung jeder Feuerwehr selbst überlassen. Es zeichnet sich jedoch ein unaufhaltbarer Trend ab: 20 Prozent der steirischen Feuerwehr-Jugend sind weiblich, Tendenz steigend. An Nachwuchs mangelt es auch in Freßnitz nicht, in der Jugend warten sechs Mädels ungeduldig darauf, endlich bei den Großen mitmischen zu dürfen.

Einzigartige Kameradschaft

In Freßnitz trat schon 1997 die erste Frau bei, jedoch wurde von Anfang an klargemacht, dass es keine Sonderbehandlung geben würde: Die gesamte Belegschaft teilt sich eine Garderobe, aber niemand stört sich daran. Bei Einsätzen fahren die mit, die zuerst vor Ort sind – Geschlechtertrennung gibt es keine. In der kleinen Gemeinde, die keine 1000 Einwohner zählt, betätigt sich gut ein Zehntel der Bevölkerung bei der Feuerwehr. Deswegen verwundert es nicht, dass die meisten Mädels über Familienmitglieder beigetreten sind. Auch die Idee für eine rein weibliche Bewerbsgruppe kam vom Vater einer Feuerwehrfrau.

Was reizt die jungen Frauen an der Feuerwehr? „Die Kameradschaft und der Zusammenhalt sind einzigartig“, erzählt die Gruppe nach dem intensiven Training. Sie treffen sich regelmäßig zum Üben, im Winter einmal die Woche, im Sommer und vor Bewerben öfter. Egal ob Studentin, Schülerin oder bereits in der Arbeitswelt – die Feuerwehr verbindet sie alle und hat einen besonderen Stellenwert in ihrem Leben. Aufhören ist für keine von ihnen eine Option. Neben der Gemeinschaft schätzen die Mädels aber auch das Helfen an sich: „Egal ob Kanal reinigen oder ein Großbrand – alles ist wichtig.“ Und auch der Spaß kommt dabei natürlich nicht zu kurz.

Die Wettkampfgruppe aus Freßnitz ist der Beweis dafür, dass Frauen die Feuerwehr bereichern. Auf den nächsten Bundesbewerb trainieren sie hochmotiviert hin – damit nach dem Angriffsbefehl jeder Handgriff beim Kuppeln der Schläuche perfekt sitzt.

Die Frauen-Wettkampfgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Freßnitz im Einsatz. | Foto: Robert Pusterhofer
Zusammenhalt und Kameradschaft: Die jungen Frauen verbindet die Leidenschaft für die Feuerwehr. | Foto: Robert Pusterhofer
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