Hotel Post: Der unermüdliche Wirt

Auch heute setzt die Familie Karlon auf Persönlichkeit und Gemütlichkeit. | Foto: Rudi Dellinger
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  • Auch heute setzt die Familie Karlon auf Persönlichkeit und Gemütlichkeit.
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Es war das zehnte Haus, das in der Gemeinde gebaut wurde: Im späten 14. Jahrhundert war das heutige Hotel Post als Kirchfleischhauer-Haus bekannt, damals gehörte es zur Propstei. Bis heute ziert eine Postkutsche das Emblem des Hauses - früher war es eine Poststation auf dem Weg nach Mariazell. Die Kutscher brauchten einen Schlafplatz, die Pferde wurden eingestellt und verpflegt, und so entwickelte sich das Haus Nr. 10 zuerst zur Taverne, dann zum Gasthaus und schließlich zum Hotel. Im Jahr 1784 erwarb erstmals ein Karlon, Anton, das Haus. Die Familie betrieb aber nicht nur das Hotel und das Restaurant, sondern auch eine Jagd, eine Landwirtschaft und eine Fleischerei mit Lieferservice. Die Jagd und der kleine Bauernhof mit fast 30 Schafen bestehen bis heute, die Fleischerei wurde 1984 aufgegeben.

Rauschende Nächte der Geschichte

In den 1920er zelebrierte man im Hotel den modernen, amerikanischen Lebensstil - nach dem Fünf-Uhr-Tee tanzten Gäste und Einheimische mit Charleston und Foxtrott durch die Nacht. Die Gäste kamen damals wie heute aus Wien, aber auch über die Staatsgrenzen hinweg aus dem bairischen Raum, um in der Aflenzer Natur zu entspannen und zu regenerieren.
Im Jahr 1913 hatte der damalige Hausherr eine besondere Idee: Er holte alle seine Gäste persönlich vom Bahnhof in Aflenz ab. Auf die persönliche Note legt man bis heute wert: Fritz Karlon kennt fast jeden seiner Gäste persönlich, manche sogar schon seit ihrer Kindheit – und heute kommen sie mit den eigenen Enkelkindern.

Das Urige zieht bis heute

Der heutige Senior-Chef übernahm den Betrieb 1981. In der langen Geschichte erscheinen die gut dreißig Jahre wie ein kurzer Augenblick, und doch hat sich seitdem viel verändert: Die Gäste reisen heute kürzer, aber öfter; billige Flüge und Massentourismus gab es damals nicht. Die Winter waren beständiger, das Skigebiet boomte. „Wenn vor 15 Jahren wer gesagt hätte, ich bin der letzte Wirt in Aflenz – da hätte ich gelacht. Heute ist es fast soweit.“ Trotzdem ist er davon überzeugt, dass die Leute wieder vermehrt das Urige und Gemütliche suchen.
Im Herbst 2016 hat Fritz Karlon Junior in neunter Generation übernommen. Mitte März wird ein Ambulatorium mit Sauna, Therapien und Massagen eröffnet, für Gäste wie Aflenzer. Was wünscht sich der Gastronom für die Zukunft? „Dass die Leute im Ort noch mehr positiv denken, dass wir zusammenhalten und es wieder aufwärts geht.“

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