Ein Spektakel in fünf Kilometern Tiefe

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Vor dem weit augerissenen "Mundloch" erklärt Werksleiter Thomas Drnek noch schnell die letzten Sicherheitsvorkehrungen, dann gehts auch schon los: Mit einem Bus werden wir in die Tiefe gebracht, wo laut Übungsannahme nach rund fünf Kilometern im tiefsten Abbaurevier ein Schwerlastkraftwagen brennt; das liegt etwa 1.000 Meter unter der Tagesoberfläche. Der Lenker hat sich beim Aussteigen schwere Verbrennungen zugezogen, ein anderer LKW-Fahrer verunfallt ebenfalls, zu zwei Bohristen gibt es keinen Funkkontakt – ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Als wir gegen 11 Uhr an den unterschiedlichen Unfallorten eintreffen, ist die Rettung voll im Gange.

Übungsbeginn: 6.30 Uhr

Bereits kurz nach 6.30 Uhr wurde Alarm ausgegeben, der Betriebsleiter übernimmt laut Notfallplan unverzüglich die betriebliche Einsatzleitung und der werksinterne Krisenstab wird aktiv. Der eigenen Grubenwehr kommen fünf weitere österreichische mit insgesamt 40 Mann zu Hilfe und werden per Black Hawk-Hubschrauber des Bundesheeres auf spektakuläre Weise eingeflogen; aufgrund der Schwere des Vorfalls werden sieben weitere Wehren aus Deutschland, Polen, Tschechien und Slowien mit 60 Mann angefordert. Mit schwerem Spezial-Atemschutz werden die Hilfskräfte an den Einsatzort in die Tiefe gebracht.
Insgesamt sind an diesem Tag rund 200 Leute im Einsatz, darunter Feuerwehr, Polizei, Kriseninterventionsteam sowie Rotes Kreuz und Bundesheer. Auch LH-Stv. Michael Schickhofer und BH Gabriele Budiman sind gekommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Für den Ernstfall geprobt wird regelmäßig. Einmal jährlich gibt es eine solche Gruben-Hauptübung, die von Wilhelm Schön, Hauptstelle für das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen, organisiert und geplant wird. Da Schön kurz vor der Pension steht, hat er sich Breitenau für seinen letzten Einsatz ausgewählt.
Nach sieben Stunden vermeldet der Krisenstab, dass die Übung erfolgreich abgeschlossen und alle Verunfallten gerettet werden konnten. Die Erleichterung ist dem Werksleiter und allen Beteiligten anzusehen.

Der Bergbau in Breitenau
Der österreichische Feuerfestkonzern RHI baut im steirischen Breitenau ober- und untertage pro Jahr rund 400.000 Tonnen Magnesit ab, das einer der wichtigsten Rohstoffe zur Herstellung von Feuerfestprodukten ist. In Breitenau sind etwa 40 Mitarbeiter beschäftigt, das Bergwerk zählt zu den drei größten in Österreich und weltweit zu den drei größten beim untertägigen Magnesit-Abbau.
Das Stollensystem erstreckt sich etwa über 30 Kilometer, die tiefste Stelle liegt rund 1.000 Meter unterhalb der Tagesoberfläche.
In Breitenau wird im Tagebau bereits seit 110 Jahren Magnesit gefördert und seit etwa 70 Jahren auch untertage. Der Bergbau Breitenau hat eine eigene Grubenwehr mit 29 Mitgliedern, eine eigene Betreibsfeuerwehr und einen eigenen Krisenstab, der solche Ereignisse regelmäßig beübt.
Im Krisenfall wird eine hochmoderne Krisen-Software eingesetzt; die Kommunikation funktioniert standardmäßig über Grubenfunk und Grubentelefon.

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