Ein Statement gegen das strenge Modediktat

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Seit wann gibt es Austria Imperial?
Eva Summer-Nussmüller: Seit vier Jahren. Die Marke hat sich stetig weiterentwickelt, angefangen hat's mit der Linie "Echt steirisch", für die ich designt habe.

Wofür steht Austria Imperial?
Man soll sich zurückbesinnen auf die Werte, unsere Wurzeln, auf unsere Kultur, auf die heimische Tradition, verbunden mit der Moderne. Einfach zukunftsorientiert.

Warum ist Ihr Label der Doppeladler?
Mir hat der Doppeladler immer schon gut gefallen, besser als das Staatswappen mit Hammer und Sichel. Nur war er mir ein bisschen zu verschnörkelt, ich wollte ihn vereinfachen, ihn modernisieren. Für mich steht der Adler für Bodenständigkeit.

Sie sind bekannt dafür, dass Sie sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legen. Woher beziehen Sie Ihre Stoffe?

Sie kommen größtenteils aus Österreich, sogar aus der Steiermark. Aber ich habe auch eine deutsche Firma, die mit hochqualitativen Naturstoffen handelt. Es kommen manche Stoffe auch aus Italien, Cashmere aus Nepal, aber ausschließlich aus kleinen Familienbetrieben. Wir haben aber die Schneiderei in der Steiermark, dieses kleine, feine ist mir wichtig. Ich möchte nachvollziehen können, wie das ganze produziert wird, wo der Stoff herkommt.

Wie findet man solche Betriebe?
Indem man recherchiert und auch Bekannte hat, die ihre Empfehlungen abgeben.

Warum haben Sie sich aus dem Großhandel zurückgezogen?
Durch unseren pop up-store in Graz haben wir mitbekommen, wie der Handel heutzutage aufgestellt ist, und es ist erschreckend: Abverkäufe gehen ganzjährig durch, es wird in der Masse produziert und man muss überall mit. Das wollte ich aber nicht mehr.

Was ist Ihr Hauptgeschäftsfeld?
Hotels – da stimmt der Rahmen für uns, da können wir uns sehr edel präsentieren. Mein Ziel ist es, in Österreich zehn bis 15 gehobene Hotels zu finden, die meine Mode anbieten. Und wir haben unsere kleine, feine slow-shopping-Boutique in der Villa und hier soll dem Kunden gutgehen.

Wie würden Sie Ihre Mode, Ihren Stil beschreiben?
Zeitlos, ein Hauch von Tradition, kombinierbar mit moderner Kleidung und Tracht. Jedes Stück ist etwas Besonderes, oft sind Handdrucke drauf, wo dann jedes Teil ein Einzelstück ist. Damit möchte ich ganz bewusst den Modetrends mit ihren strengen Vorgaben und ihrer Schnelllebigkeit entgehen.
Renate Summer: Die Mode ist ja auch ein Spiegel der eigenen Persönlichkeit. Und wenn ich schwach bin, brauche ich natürlich viel und immer noch mehr. Schöne, edle Stücke unterstreichen ja die eigene Persönlichkeit. Wenn sich Frauen von der Mode diktieren lassen, wird ja ihre ganze Persönlichkeit unterdrückt.

Worauf legen Sie persönlich großen Wert?

Auf Nachhaltigkeit, das fängt bei der Ernährung an: ich kaufe mein Fleisch beim Bauern und gehe überhaupt am liebsten auf Bauernmärke; ich kaufe auch saisonal und möglichst heimische Produkte. Das geht weiter in Bezug auf die Kosmetik und greift auch in die Erziehung meiner Tochter ein. Und mein nächstes Ziel ist die Anschaffung eines Elektroautos. Ich höre zudem am liebsten klassische Musik, um mich aus der schnell Welt auszuklinken.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Aus der Natur, ich bin extrem gerne dort, wo es still ist. Für mich ist jegliche Massenveranstaltung ein Graus. Ich bin auch wahnsinnig gerne im Reitstall, reiten ist meine ganz große Leidenschaft. Und ich mache viel mit meiner Mutter gemeinsam, wir haben früher auch gemeinsame Ausstellungen gemacht, z.Bsp. auf der MS Europa, dem Luxusschiff. Dort habe ich Mode ausgestellt, zu den Bildern meiner Mutter.

Das Künstlerische liegt offensichtlich in der Familie?
Renate Summer: Ja, und das sieht man auch schon an der Rosalie, meinem Enkelkind. Natürlich wird sie da entsprechend gefördert auch, aber das Interesse ist definitiv da, etwa was das Hören von klassischer Musik betrifft. Und sie wird ganz sicher einmal eine starke Frau werden, das geben wir ihr schon jetzt mit auf den Weg.

Welche Ausbildung haben Sie?

Ich bin in Bruck geboren, in Kindberg aufgewachsen und nach der Volksschule im Gymnasium Mürzzuschlag zur Schule gegangen. Meine Mutter war Kunsterzieherin und hat immer schon gemalt, von ihr habe ich das Interesse an Kunst auch mitbekommen. Ich hatte immer eine Affinität zu Kunst, zum Malen, zu Stoffen. Und ich habe im Gymnasium schon gewusst: ich will weg von da, es ist mir hier auf Dauer zu eng, ich wollte nur hinaus. In Wien habe ich dann die Modeschule Hetzendorf besucht. Dann bin ich zwei Jahre lang in Salzburg bei Gössl gewesen und habe dort designt.

Rückblickend, worauf sind Sie besonders stolz?
Auf meine zwei Jahre in Italien, in Florenz. Da hatte ich wirklich den Mut, meinen fixen Job nach vier Jahren im Kostümbereich des Burgtheaters zu kündigen und ohne irgendwelche Mittel nach Italien zu gehen. Dort wollte ich immer schon hin, und mein Engagement für die Sommerfestspiele an der Oper hat sich dann dort so ergeben. Ich war damals einfach sehr mutig und es hat mich in meiner persönlichen Entwicklung um so vieles weitergebracht.
Renate Summer: Und ich habe sie in all dem einfach immer unterstützt.

Gibt es Ziele für die nächsten Jahre?
Ja, ich möchte auf jeden Fall noch ein paar Hotels finden. Alles andere lasse ich einfach auf mich zukommen. Mein persönliches Ziel ist es vielleicht dann auch wieder, irgendwann für ein anderes Label zu arbeiten und vielleicht auch einmal die Zauberflöte auszustatten. Und wenn mein Kind größer ist kann ich mir auch sehr gut vorstellen, wieder einmal etwas im Ausland zu machen.

Wird es auch wieder gemeinsame Projekt mit der Mama geben?
Ja, auf jeden Fall. Wir werden sicher wieder Ausstellungen gemeinsam machen, vielleicht in Amerika.

Sie sind beide starke Frauen. Wie schaffen Sie es, als Mutter und Tochter dennoch so gut miteinander auszukommen?
Das hat bei uns immer gut funktioniert. Ich habe mich immer an meiner Mutter orientiert, sie ist immer hinter mir gestanden, egal was ich gemacht habe. Sie hat mir immer Mut gemacht. Sie ist für mich Mama und Freundin gleichzeitig.
Renate Summer: Ich habe sicher genug Fehler gemacht, auch in der Erziehung. Was ich aber lernen durfte, ist Geduld. Und alles was ich mache, kommt von Herzen; was ich mache, mache ich aus Liebe. Wichtig ist aber, Grenzen zu setzen, nicht alles durchgehen zu lassen. Ich gebe dir die Wurzel, jetzt flieg.
Eva Summer: Das Zauberwort ist "liebevolle Konsequenz".

Interview: Angelika Kern
Alle Fotos: Katarina Pashkovskaya

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