Die Ungarn und die Jesiden

Da meinte doch kürzlich im steirischen Landtag der FPÖ-Klubobmann in gebrochenem Hochdeutsch, dass des jo ein Wahnsinn wäre, würde man gleich zwoahundert Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien in dem Hotel in Steinhaus aum Semmering unterbringen, weil.... jo, wei do kunnt´n jo glott a a poar Islamisten von da IS sich mit eina schmuggln.

In Steinhaus am Semmering gibt es tatsächlich erheblichen Aufruhr, weil die Innenministerin in einem leerstehenden Hotel in dieser Ortschaft mit 178 Seelen, die zu Spital am Semmering gehört, 200 Flüchtlinge unterbringen will (Inzwischen hat sie das relativiert, sollte die Steiermark die vereinbarte Flüchtlingsquote nun endlich zu 100 Prozent erfüllen - aktuell 88 Prozent). Ich vermute, wollten in dieses Hotel 200 gut zahlende Scheichs mit Harem und russische Millionäre einziehen, wäre der Aufschrei unhörbar geblieben.

1956 flüchteten 180.000 Ungarn nach Österreich. Österreich war damals noch recht arm und trotzdem war von Diskussionen über "verträgliche Aufteilung" nichts zu hören. Die Österreicher haben alle Fliehenden aufgenommen und ihnen geholfen, so gut es ging. So dämliche Argumente, es könnten Spitzel vom Geheimdienst mit eingeschleust werden, kamen damals gar nicht auf (die Geheimdienstler kamen und kommen sowieso). Nur 18.000 Ungarn sind übrigens hier geblieben.

Der Nahe Osten ist weiter weg, diese Menschen haben eine ganz andere Kultur und Lebensweise und in Syrien und im Irak tobt ein blutiger Krieg. Eine fanatische islamistische Truppe mit Kämpfern aus vielen Ländern will ihr Kalifat errichten. Sie sind hoch motiviert, sehr erfolgreich (bis jetzt jedenfalls) und unglaublich grausam. Andersgläubige müssen mit Hinrichtung rechnen. Christen und Jesiden sind Andersgläubige. Tod und Folter vor Augen, flohen sie. Nicht wenige schaffen es bis Österreich.

Es ist mit einem Ansteigen der Asylwerber bis Jahresende 2014 auf knapp 30.000 zu rechnen. Aber keiner will sie. Als Verteidigungsminister Klug laut überlegte, die Badener Kaserne zur Verfügung stellen zu wollen, richtete ihm der dortige Bürgermeister und Parteifreund (sollte wohl eher -feind heißen) gleich aus: Er solle sich schämen. So oder so ähnlich sind die Reaktionen in vielen Gemeinden.

Diese Leute aufzunehmen heißt ja nicht, dass sie dauerhaft bleiben werden und auch wollen. Können sie wieder zurück, werden viele wieder nach Hause wollen. Oder sie wollen vielleicht auch weiter: nach Amerika, Deutschland oder in andere Länder. Auch von den Ungarn sind gerade mal 10 Prozent geblieben.

Ich denke, in Not zu helfen ohne lange zu diskutieren, sollte selbstverständlich sein. Schämen sollten sich der Badener Bürgermeister und all die anderen, die polemisch Schwachsinn verbreiten. Ich wünsche es niemanden, das erleben zu müssen, was Österreicher und andere Deutschsprechende gegen Kriegende und nach dem WW II erleiden mussten. Das haben die heutigen Generationen vergessen.

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