Notfall im Mariazeller Land

Gedanken zu den Leserbriefen von Ilse Schmalix und Carola & Paul Hatlak

(Woche 37/2014)

Die KAGES-Führung hat geschlafen, hat darauf vertraut, dass ein Medizinerüberschuss noch lange bestehen wird: fahrlässige Ignoranz.

Wenn nun Ilse Schmalix meint, dass fertig werdende Mediziner verpflichtet werden sollten, einige Zeit in den Landesspitälern und in Landpraxen zu arbeiten, da ihre Ausbildung den Steuerzahlern sehr viel Geld kostet (ca. EUR 250.000,00 pro Kopf), so ist das jedenfalls eine nachvollziehbare Idee. Jedoch eine Idee mit Haken.

In Österreich gibt es - wenn nun Linz auch seine Medizin Uni aufbaut - vier staatliche Medizinische Universitäten (und eine private in Salzburg). Somit müsste diese Verpflichtung für Studierende aller staatlichen Medizin-Unis und für alle Bundesländer gelten. Ein Vorpreschen der Steiermark allein kann gar nicht funktionieren. Andere Bundesländer haben dieses Problem aber schon früher wahrgenommen und haben durch Anreize für angehende Ärzte inzwischen dieses Problem nicht mehr in diesem bedrohlichen Ausmaß.

Ca. ein Drittel der Studierenden sind Ausländer, hauptsächlich aus deutschen Landen, aber nicht nur. Um den Gleichheitsgrundsatz nicht zu verletzen, müssten auch diese angehenden Jungmediziner verpflichtet werden. Und da wird´s schwierig. Denn die würden uns was pfeifen. Nur wenn es EU-weit dieselben Regelungen geben würde, wäre eine solche Verpflichtung wohl rechtlich gedeckt.

In der EU gibt es nicht nur den freien Warenverkehr, einen freien Personenverkehr und das Recht, sich überall innerhalb der EU nieder zu lassen, Eigentum zu erwerben und überall zu arbeiten, es gilt auch für die hoffnungsfrohen angehenden Medizinstudenten das Recht, überall in der EU zu studieren, sofern man die jeweiligen nationalen Kriterien erfüllt. Damit werden unseren Jungen mobil (zum Leidwesen der KAGES).

Der sinnvollere Ansatz ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen (den auch Ilse Schmalix nicht unerwähnt lässt). Der Preis richtet sich immer nach Angebot und Nachfrage. Zu Zeiten einer Medizinerschwemme brauchte niemand sich um Jungärzte bemühen, denn die rannten sowieso allen die Tür ein und waren bereit, bei schlechten Bedingungen zu arbeiten. Jetzt besteht eine Konkurrenzsituation zwischen Spitalsgesellschaften und wer mehr bietet, der macht das Rennen um die jungen Ärzte.

Mariazell liegt - wie auch Eisenerz - in einer Randlage. Die Basilika ist zuwenig, um eine hochwertige Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Viele zogen bereits fort, weil sie keine schulischen und beruflichen Perspektiven hatten, 4000 sind es noch, die dort wohnen, mehrheitlich Ältere und Alte.

Was Carola Hatlak schildert, überrascht daher nicht, das war leider zu erwarten. Im konkreten Fall wundert es nur, dass ein Herzinfarkt nicht als Notfall gewertet wurde (denn ich gehe davon aus, dass ein Internist einen Herzinfarkt als solchen erkannt hat). Es wurde offenbar von der Rot-Kreuz-Leitstelle die Situation als Notfall schlicht nicht erkannt, aus welchen Gründen auch immer.

Eine Erstversorgungseinheit ohne sinnvolle apparative und personelle Ausstattung, die daher auch nichts anderes machen kann, als rasch weiter zu schicken, ist insuffizient. Kein dort Dienst machender Arzt kann unter solchen Voraussetzungen das Risiko auf sich nehmen, ohne adequate Diagnostik eine weitergehende Behandlung zu beginnen.

Nur eine leistungsfähige wintersichere Straße durch Pogusch und Seeberg hindurch, ausgebaut als schnelle Verbindung bis hinaus nach St. Pölten, könnte der Region wieder Zukunft geben. In 30 Minuten in den obersteirischen Zentralraum Kapfenberg-Bruck mit Anbindung an die S6 könnte Menschen und Betriebe zum Bleiben oder sogar zum Zuzug nach Mariazell bewegen. Eine solches Projekt kostet natürlich viel Geld. Geld, das aber langfristig sehr wohl sinnvoll investiert wäre. Ein "Europeum" wäre nicht untergegangen, hätte es eine solche Straßenverbindung damals schon gegeben.

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