Spatenstich in eine neue Dimension

Schwerstarbeit: Spatenstich in Kapfenberg mit großem Medieninteresse. | Foto: Pashkovskaya
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"Kapfenberg vereint wie kein anderer Standort auf der Welt Innovation, Digitalisierung und Tradition. Im nächsten Jahr feiern wir hier 125 Jahre Stahlerzeugung. Mit heutigem Tag transformieren wir dieses geschichtsträchtige Unternehmen in die Zukunft und machen es fit für die nächsten 125 Jahre", sagte Franz Rotter, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Leiter der High Performance Metals Division bei der Spatenstichfeier im Werksgelände der Voestalpine Böhler Edelstahl GmbH.

Die Bauphase

Bereits seit Herbst 2017 laufen die Vorfeldarbeiten für den Bau der neuen Produktionsstätte, die auf einer an das bestehende Werksgelände angrenzenden Grundstücksfläche in der Größe von sechs Fußballfeldern (rund 50.000 m2) entsteht. Dazu zählen etwa die Einebnung des Baufeldes, die Herstellung der Energieversorgung in Form von zwei Umspannwerken oder die Errichtung von Zufahrtsstraßen und Montageplätzen. Bis zum Sommer dieses Jahres sollen die ersten Vergaben für den Hallen- und Anlagenbau erfolgen. Ab 2019 ist die Installation der Aggregate geplant. Während der dreijährigen Bautätigkeit werden vor Ort bis zu 1.000 temporäre Arbeitsplätze geschaffen.

"Während der Bauphase bleiben 240 Millionen Euro an Wertschöpfung in Österreich, 145 Millionen Euro verbleiben allein in der Steiermark", erklärte Franz Rotter.

Stahlwerk 2021 fertig

Fertig ist das neue Stahlwerk im Sommer 2021. Rund 205.000 Tonnen Hochleistungsstähle werden hier produziert. Allein im neuen Werk werden rund 200 Mitarbeiter beschäftigt sein. "In der Peripherie werden aber deutlich mehr Mitarbeiter eingebunden sein", so Rotter. Die bestehenden Produktionshallen werden nicht abgerissen, sondern sichern die Basisinfrastruktur fürs neue Stahlwerk.

Mit Inbetriebnahme des neuen Stahlwerks wird das bestehende Stahlwerk abgeschaltet. Eine Doppelproduktion wird es nicht geben. "Wir würden damit den Energiehaushalt der Steiermark ins Schwanken bringen", erklärte Franz Rotter schmunzelnd.

Neue Maßstäbe im Umweltbereich

Das digitale Stahlwerk – weil Elektetro-Stahlwerk – ist auf elektrischen Strom angewiesen. Laut Rotter setzt der Konzern hier neue Umweltbenchmarks. Das Kernstück der Anlage – ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott in Kombination mit verschiedensten Legierungsmetallen zu Edelstählen erschmilzt – wird zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben. Zudem sorgt ein Rückgewinnungssystem dafür, dass die erzeugte Wärme werksintern weiterverwendet sowie in das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist wird. Was die Kühlung der Produktionsanlagen betrifft, kann dank geschlossener Kreisläufe eine Reduktion der benötigten Kühlwassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt werden.

Knackpunkt Strompreis

Der Strom bzw. der Strompreis war auch der große Knackpunkt bei der Standortentscheidung. Her bringt sich Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der Voestalpine AG, ins Spiel: "Wir konnten – zum Glück für den Standort Kapfenberg – im Vorjahr eine Entspannung bei der österreichischen Strompreisentwicklung zur Kenntnis nehmen. Was auch gegen einen österreichischen Standort gesprochen hat, das ist die Tatsache, dass Österreich bei den Fördervergaben nicht in der Oberliga spielt."

Wolfgang Eder weiter: "Es war eine schwierige Standortentscheidung, nicht alles hat für Kapfenberg gesprochen, aber die positiven Argumente haben überwogen. Da wären die Menschen und das immense fachliche Know-how einer ganzen Region, die vielen Ausbildungsstätten wie Montanuniversität, Technische Universität, Fachhochschule und HTL's.

Positives politisches Umfeld

Eder sprach auch ganz bewusst das positive politische Umfeld an: "Bei den Genehmigungsverfahren wurde hier eine neue Dimension erschlossen. Hoffentlich hat das Vorbildwirkung für ganz Österreich."

Wolfgang Eder ging bei der Spatenstichfeier auf auf gesellschaftspolitische Umwälzungen ein: "Wenn man sich rechtzeitig auf die Anpassungen der Digitalisierung vorbereitet, dann ist die Vollautomatisierung für jeden Konzern problemlos zu bewältigen. Bei uns sprechen wir von einer Vorbereitungszeit von fünf Jahren."

Signal für Europa

Für Wolfgang Eder ist der heutige Tag auch ein Signal an Europa: "Wir müssen uns an die Stärken der europäischen Industrie besinnen. Wir müssen künftig global unsere Stärken gezielter Ausspielen. Mit dieser Investition in Kapfenberg sind wir europäischer Vorreiter für alle Bereiche der Industrie."

Investitionsboom geht weiter

Bis zum Jahr 2021 investiert die Voestalpine in Kapfenberg rund 500 Millionen Euro. Allein 350 Millionen Euro fließen ins neue Stahlwerk. Weiter geht es mit einer Erweiterung bei Aerospace (Schmiedetechnik) und bei der Metallpulverproduktion für 3D-Druck. "Unser jüngstes Baby ist die Titan- und Plasmapulveranlage, die 2019 umgesetzt werden soll", so Franz Rotter.

Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik

Unendlich lang die Liste der Ehrengäste. Unter anderen bei der Spatenstichfeier am Baufeld gesichtet:
• Bundesministerin Margarete Schramböck (zuständig für Wirtschaftsstandort und Digitalisierung);
• Landeshauptmann Hermann Schützenhofer;
• LH-Stv. Michael Schickhofer;
• Wirtschafts-Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl;
• NAbg. Jörg Leichtfried (SPÖ) und Hannes Amesbauer (FPÖ)
• Bezirkshauptfrau Gabriele Budiman
• Bürgermeister Fritz Kratzer
• Claus Raidl, Präsident der österreichischen Nationalbank und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm AG;
KTM-Boss und Pankl-Mehrheitseigentümer Stefan Pierer;
Pankl-Chef Wolfgang Plasser.

Alle Bilder zum Spatenstich finden Sie hier

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