Spartenobmann Tury zur Gastro-Öffnung am 15. Mai
„Kommen Sie, genießen Sie!“
Interview mit Helmut Tury, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Burgenland.
Haben Sie bereits einen Überblick, welche Auswirkungen die Corona-Krise und die lange Schließungsdauer auf die burgenländische Gastronomie hatte? Gibt es Betriebe, die auch vor dem endgültigen Zusperren stehen?
HELMUT TURY: Derzeit gibt es dazu noch keine seriösen Zahlen. Wie viele Betriebe tatsächlich ihre Türen für immer schließen müssen, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.
Wie sehen Sie die Richtlinien rund um den Neustart am 15. Mai – werden diese für alle Betriebe umsetzbar sein?
Die Sozialpartner haben gemeinsam mit den Bundesministerien Verhaltensregeln erarbeitet, die unseren Mitarbeitern ein sicheres Arbeiten sowie unseren Gästen einen sicheren Aufenthalt ermöglichen. Diese Vorgaben für Betriebe und für Gäste sind unter www.sichere-gastfreundschaft.at abrufbar. Beispielsweise finden sich neben den nun bereits jedem bekannten Hygienemaßnahmen auch Leitlinien für Gastgärten oder Sanitäranlagen. So sind etwa Mund-Nasen-Schutz oder Face-Shields für Mitarbeiter mit Gästekontakt Voraussetzung oder Menagen – also z.B. Salz-/Pfefferstreuer – am Tisch verboten.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen?
Neben der finanziellen Belastung, die sich durch das Betretungsverbot ergeben hat, ist jetzt die Einhaltung der Schutzmaßnahmen eine ganz klare Umstellung für unsere Mitgliedsbetriebe.
Unsere Mitgliedsbetriebe haben nur wenig Zeit, um die nötigen Besorgungen für eine Öffnung zu tun. Lieferengpässe bei diversen Schutzvorrichtungen sind leider keine Ausnahme. Für unser grenznahes Bundesland sind jedenfalls die bereits genannten Pendlerregelungen unserer ausländischen Mitarbeiter ein sehr forderndes Thema.
Gibt es Ihrerseits Wünsche an die Bundes- und Landesregierung die Gastronomie betreffend?
Speziell für das Tourismusland Burgenland ist es wichtig, das touristische Angebot auf breitere Beine zu stellen, um ganzjährig attraktiv zu sein. Es ist unser Anliegen, auch die Natur, den Wein und vor allem die so vielfältige Küche unseres Landes in den Fokus der Produktgestaltung zu stellen. Das Südburgenland ist reich an Radwegen durch die sanft hügelige Weinidylle, im südlichsten Teil des Landes - dem Uhudlerland – sind das Kanufahren oder Golfen nur Beispiele aus einem umfangreichen Angebot. Das Mittelburgenland bietet viel Natur und Wein – zu nennen ist etwa der Naturpark Geschriebenstein. Im Nordburgenland spielt die Schifffahrt eine entscheidende Rolle für den Tourismus. Daher ist es wichtig, den Wasserstand des Neusiedlersees zu regulieren. Nur so kann die Zukunft der Branche nachhaltig gesichert werden. Denn gerade jetzt wird sichtbar, wie abhängig unsere Betriebe von kulturellen Ereignissen im Land bis dato waren.
Jedenfalls müssen auch die Förderschienen im Tourismus dahingehend angepasst werden, dass auch die Kleinen gut unterstützt werden.
Sind Abhol- und Zustelldienste, wie es einige Betriebe während der Schließungszeit praktiziert haben, ein ergänzendes Geschäftsmodell für die Zukunft?
Wir sind überzeugt davon, dass dieses Angebot bestehen bleibt. Viele unserer Gäste möchten das nicht mehr missen. Und die Wirte haben so die Möglichkeit, auch andere Zielgruppen mit frisch gekochten Speisen zu verköstigen. Unbedingt notwendig ist eine gemeinsame Logistik für die Lieferservices aufzubauen. Im Burgenland gibt es etwa 2.000 Gastronomiebetriebe. Geschätzt 75 bis 80 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe werden mit Mitte Mai wieder ihre Pforten öffnen. Die restlichen Betriebe werden nicht oder nur sehr eingeschränkt starten, z.B. Diskotheken, Kantinen auf Sportplätzen, kleine Stehbeisel. Einigen ist es leider unmöglich zu öffnen, weil nicht alle ihrer Mitarbeiter ihren Dienst antreten können. Strenge Pendlerregelungen unserer Nachbarländer erschweren die Gesamtsituation noch mehr. Manche Wirtshäuser möchten deshalb anfangs nur Abholung und Lieferservice anbieten.
Ihre Erwartungen für die burgenländische Gastronomie, wenn am 15. Mai wieder aufgesperrt werden darf?
Viele Menschen sehnen sich bereits nach einem guten Glas Wein oder Essen im Gastgarten ihres Lieblingswirten. Dennoch spielt die Unsicherheit manch unserer Gäste jedenfalls eine wesentliche Rolle. Es wird bestimmt noch etwas Zeit brauchen, bis Vertrauen in die vorgegebenen Hygienemaßnahmen gesetzt wird. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass wir dem mit ausreichender Information proaktiv entgegenwirken können. Sicher werden alle unsere Gäste bald wieder entspannt ihren Besuch beim Wirten genießen können.
Haben Sie auch eine Botschaft für die Gäste?
Kommen Sie, genießen Sie! Die kleinstrukturierten burgenländischen Gastronomiebetriebe garantieren den größtmöglichen Sicherheitsstandard für ihre Gäste. Auch unsere Thermen und Hotels arbeiten schon jetzt intensiv daran, den Gästen größten Service und beste Sicherheit zu bieten.
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