Neue ZAMG-Studie
Klimawandel beschleunigt Dürre in den heimischen Alpen

Ausgetrocknete Böden auf Wiesen und Feldern – ein Dauerzustand in den vergangenen Jahren.   | Foto: Fotolia/Sandor Jackal
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Ein Projekt der ZAMG untersuchte den Zusammenhang zwischen der Häufung von Dürreperioden im Alpenraum und großräumigen Wettersystemen der Nordhalbkugel für die letzten 210 Jahre und kommt zu dem Schluss, dass sich solche Trockenphasen aufgrund des Klimawandels noch zusätzlich verstärken werden.

ÖSTERREICH. Anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre" am 17. Juni präsentierte die ZAMG ihre Studie, um zeigen, dass natürliche Schwankungen von Trockenphasen durch den Klimawandel deutlich verstärkt werden, wie das auch in den letzten Jahren in Österreich zu sehen war. Es gab schon in den 1860- und 1940er-Jahren immer längere markante Dürreperioden, die über einige Jahre gingen. In Folge der Dürre der 1860er-Jahre trocknete beispielsweise der Neusiedlersee zum letzten Mal fast vollständig aus. Auch 2020 gab es bisher trotz des Regens seit Mai in einigen Regionen österreichweit gesehen um rund 20 Prozent zu wenig Niederschlag.

Bei der Analyse von Dürreperioden zeigte sich, wenig überraschend, ein starker Zusammenhang zwischen Regenmangel und der Häufigkeit von Hochdruckwetterlagen. „Das Auftreten dieser Hochdruckwetterlagen ist aber nicht rein zufällig", sagt ZAMG-Klimaforscher Klaus Haslinger, „sie sind in manchen Jahren häufig und in manchen Jahren selten. Das hängt mit den langfristigen Schwankungen von sehr großräumigen Zirkulationen in der Atmosphäre und in den Ozeanen zusammen. So können trockene Phasen über mehrere Jahre entstehen, was Probleme zum Beispiel in der Landwirtschaft und beim Grundwasser zu Folge hat."

Langfristige Schwankungen der großräumigen Wettersysteme im Bereich Atlantik-Eurasien steuern sommerliche Dürren im Alpenraum | Foto: ZAMG
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Frühling 2020 wärmster in der Geschichte

Anders als bisher vermutet, hängen Dürreperioden in Nordeuropa nicht mit dem Luftaustausch über dem Nordatlantik, sondern vielmehr mit großräumigen Schwankungen zwischen dem Atlantik und Eurasien zusammen. Diese können teilweise mehrere Monate oder gar Jahre andauern. Die dadurch entstehenden sehr stabilen Hochdruckgebiete über Großbritannien blockieren schließlich Tiefdruckgebiete, die Feuchtigkeit nach Europa transportieren würden. „Das war zum Beispiel heuer im März und April fast durchgehend für einige Wochen der Fall. Das Ergebnis war in Österreich einer der trockensten und mildesten Frühlinge der Messgeschichte“, so Haslinger.

Die Konstellation wirkt aber nicht in jeder Jahreszeit gleich auf das Wetter im Alpenraum, sondern ist vor allem im Winter und Frühling relevant. Viele Sommer brachten hingegen noch weniger Niederschlag, als es zu erwarten gewesen wäre. Laut dem Experten erhöht ein trockener Frühling  offensichtlich die Wahrscheinlichkeit für einen trockenen Sommer. Diese Regelung kommt dann  besonders im Alpenraum zum tragen. Dort wird die Feuchtigkeit durch lokale Regenschauer und Gewitter „recycelt". Ist der Boden bereits relativ trocken, so kann nur wenig Feuchte verdunsten, die für die Bildung von Regenschauern und Gewittern zur Verfügung steht. Im Umkehrschluss können durch einen nassen Frühling feuchte Böden bis in den Sommer hin diese Feuchtigkeit an die Luft abgeben, was die Bildung von Schauern und Gewittern unterstützt. Meinbezirk berichtete darüber.

Das Jahr 2020 brachte bisher besonders im Süden und Osten Österreichs relativ wenig Niederschlag: Vergleich des Niederschlags mit dem Mittel 1981-2010. | Foto: ZAMG
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Auch Bodenfeuchtigkeit fällt ins Gewicht

Neben dem Mangel an Niederschlag sorgen auch überdurchschnittlich hohe Temperaturen für Dürreperioden. "Die Klimaerwärmung hat zwei Auswirkungen, sagt Haslinger. Erstens: Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen und desto mehr Wasser verdunstet daher aus den Böden. Zweitens dauert in einem wärmeren Klima die Vegetationsperiode länger. Die Pflanzen beginnen im Frühling früher auszutreiben und gehen später in die Winterruhe über. Daher entnehmen sie den Böden über einen deutlich längeren Zeitraum Wasser."

Angesichts der durch die Dürren drohenden Schäden für die Land- und Forstwirtschaft und die Trinkwasserversorgung initiierten die Alpenstaaten Italien, Slowenien, Frankreich, Schweiz, Deutschland und Österreich vor einigen Monaten das Projekt „Alpine Drought Observatory". So sollen ein umfangreiches Dürremonitoring-System für den gesamten Alpenraum und konkrete Methoden zum Thema Wasser- und Risikomanagement entwickelt werden. Aus Österreich sind die ZAMG und das Land Oberösterreich beteiligt.

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Quellen:
 ZAMG

 Studie der Alpine Drought Observatory

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