Experten warnen
2020 steht uns ein Rekordjahr an Zecken bevor
Der milde Winter und der ebenso milde Frühling macht nicht nur der Landwirtschaft Probleme, sondern sorgt auch für optimale Fortpflanzungsbedingungen für Zecken. Die Population könnte sich nach Angaben von Experten derart sprunghaft vermehrt haben, dass sich 2020 zu einem Rekordjahr entwicklen könnte.
ÖSTERREICH. Der Sommer kommt – und der bringt nicht nur Sonne, sondern auch jegliche Zecken. Bereits viele „viele Wanderer, Spaziergänger und Tierbesitzer klagen über den starken Anstieg“, erzählt Georg Duscher, Parasitologe bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gegenüber orf.at. Und auch zahlreiche Tierärzte hätten einen steigenden Bedarf an Zeckenschutzmitteln gemeldet. Wie schlimm es werden wird, könne man erst im Herbst sagen. Mit einer speziellen Zeckenfahne werden in regelmäßigen Abständen Proben in der Natur gemacht. „Wir streichen mit dieser Fahne immer wieder durchs Gras. Aktive Zecken deuten das als möglichen Wirt und heften sich fest", so der Experte. Der Test mit dieser Fangmethode und dem anschließenden Vergleich der Zahlen aus vergangenen Jahren zeigt einen deutlichen Zuwachs der Zecken, was unter anderem dem Klimawandel geschuldet ist. Zecken halten normalerweise Winterruhe, doch durch die veränderten Temperaturen kann sich ihre Aktivitätsphase verlängern. Zudem würde sich Wirte wie Wildtiere immer öfter in höheren Lagen aufhalten. Damit seien Zecken immer öfters in Höhen von 1.500 Metern anzutreffen.
Impfung gegen FSME
Neben dem Anstieg der Population bringen die warmen Temperaturen aber auch eine neue Zeckenart in unsere Breiten. Die Hyalomma oder „oder auch tropische Riesenzecke“ genannt, "kommt mit den Zugvögeln aus dem Süden zu uns. Die vollgesogenen Nymphen fallen von diesen Vögeln auf den Böden herunter“, erklärt der AGES-Experte. Trockene und warme Sommer wie in den letzten Jahren ermöglichen es dieser tropischen Zeckenart hier in Europa zu überleben. Diese neue Art könne sogar sehen und ihren potenziellen Wirt auch bis zu 100 Meter verfolgen. Welche zusätzlichen Krankheiten diese Tiere übertragen können, ist allerdings noch nicht erforscht.
Heimische Zecken können bei einem Biss vorwiegend Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Patienten klagen über grippeähnliche Symptome und Fieber, die im schlimmsten Fall auch eine Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten auslösen können. Mit einer Zeckenschutzimpfung schützt man sich vor FSME.
So schützt du dich vor Zecken
Damit es gar nicht zum einem Biss kommt, rät die AGES auf ihrer homepage bei Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz zum Tragen geschlossener Kleidung (feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel). Es hilft zudem die Hosenbeine in die Socken zu stecken, weil die Zecke gezwungen ist, auf der Kleidung nach oben zu laufen, was ihre Auffindung einfacher macht. Helle Hosen und Socken erleichtern übrigens die Auffindung dunkler Zecken. Einen absoluten Schutz vor Zeckenstichen gibt es aber nicht. Nach einem Ausflug im Freien sollte der Körper systematisch und besonders an den bevorzugten Stichstellen auf anhaftende Zecken abgesucht werden.
Im Fall eines Stichs muss die Zecke mit der Pinzette möglichst hautnah an den Mundwerkzeugen gepackt werden, anschließend kontrolliert herausziehen. In der Haut verbleibende Reste werden als Fremdkörper von der Haut selbst herausgearbeitet. Von Hilfsmitteln wie Öl, Wachs oder Klebstoff sollte man Abstand nehmen, weil es "das Tier unnötig reizen und dazu führen könnte, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt", erklärt die AGES. Anschließend wird die Zecke in einem Klebestreifen verpackt und im Hausabfall entsorgt.
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Quelle: AGES-Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
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