Tag des Babies
Coronials – Experten orten einen Baby-Boom in Österreich

Im Jahr 2020 erblickten 84.952 Kinder das Licht der Welt - um über 5 Prozent weniger als davor. Heuer könnte sich das ändern, hoffen Experten. | Foto: Bernd Kasper / Pixelio.de
5Bilder
  • Im Jahr 2020 erblickten 84.952 Kinder das Licht der Welt - um über 5 Prozent weniger als davor. Heuer könnte sich das ändern, hoffen Experten.
  • Foto: Bernd Kasper / Pixelio.de
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Laut Statistik Austria erblickten im Vorjahr 84.952 Kinder das Licht der Welt – ein Minus von über fünf Prozent zum Jahr davor. Am 2. Mai wird der Tag des Babys gefeiert. Grund zum Feiern könnten viele werdende Eltern haben, denn durch die Pandemie könnten heuer mehr Kinder das Licht der Welt erblicken. Manche Experten jedenfalls ortet erste Signale für einen künftigen Baby-Boom. Und das, obwohl eine aktuelle Studie der Akademie der Wissenschaften kürzlich einen konträren Befund lieferte.

ÖSTERREICH. Im Jahr 2020 betrug die Geburtenrate in Österreich laut Statista 9,4 je 1.000 Einwohner. Damit sank sie das dritte Jahr in Folge, und zwar um 5,5 Prozent. Wissenschaftler untersuchten, neun Monate nach Ausbruch der Pandemie, bis Dezember 2020 bzw. Jänner/Februar 2021 Daten aus 30 Staaten dieser Welt. Mit dem Ergebnis eines teils deutlichen Geburtenknicks durch Covid-19 in fast allen untersuchten Ländern. Weil Reisen, Partys oder Treffen mit Freunden nun schon über ein Jahr lang ausfallen, blieb oft als einzige Lust im Lockdown die kuschlige Zeit zu Zweit. Dennoch verstummen Gerüchte um eine erst noch bevorstehende Geburtenwelle von ‚Coronials‘ bzw. ‚Pandemials‘ nicht.

Weniger Geburten im ersten Coronajahr. | Foto: Akademie d Wissenschaften

Geburten-Boom oder -Knick 2021?

„Babies sind ein Zeichen der Hoffnung. Ganz besonders in Zeiten einer Pandemie. Denn wir orten erste Anzeichen, dass in naher Zukunft mehr Kinder geboren werden“, so Elisabeth Pichler, Geschäftsführerin des heimischen Frauengesundheits-Unternehmen Gynial  sowie Mutter von zwei Kindern. Sie blickt dabei in die Zukunft: „Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere erlebt derzeit eine deutliche Steigerung. Laut dem ‚INSIGHT Health Sales Report Consumer‘ ist der Umsatz bei Schwangerschafts-Vitaminen in Apotheken in ganz Österreich von 2019 auf 2020 um 20,4 Prozent gestiegen. Dies könnte ein Hinweis auf einen erst bevorstehenden Baby-Boom sein. Klar, für eine valide statistische Aussage ist es noch zu früh – diese wird erst gegen Jahresende möglich sein. Aber wir sind guter Hoffnung, dass wir bald einen Baby-Boom erleben werden.“

Positive Signale

Pichler hört jedenfalls die Signale: „Ich schätze, dass der Babyboom im Frühling/ Sommer/Herbst 2021 einsetzen wird. Der Grund für diese leichte Verzögerung ist, dass sich nach dem ersten Lockdown 2020 viele in einer Art Schockstarre befanden. Daher wurden erst im Sommer/ Herbst/Winter 2020 viele Babypläne konkret, weswegen dann mit vielen Geburten zu rechnen ist. Dies würde auch die Diskrepanz zur aktuellen Studie der Akademie der Wissenschaften erklären, die ja in die Vergangenheit geblickt hat.“ 

Auch Gynäkologen berichten von vollen Wartezimmern mit vielen Frauen, die die Pandemie zur Vergrößerung ihres familiären Glücks genutzt haben. „Wir betreuen derzeit viel mehr Schwangere als im gleichen Zeitraum vor der Pandemie“, berichtet etwa die Gynäkologin Eva Lehner-Rothe. 

Nur Kärnten tickt anders: Hier kamen mehr Babys im ersten Corona-Jahr auf die Welt.

Ängste könnten auch zu Gegentrend führen

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch einen Gegentrend, der sich 2020 bemerkbar gemacht hat. Tomáš  Sobotka, Leiter der Forschungsgruppe "Fertilität und Familie" am Institut für Demographie der ÖAW, führt den Geburtenknick auch auf ökonomische Gründe, zurück die in manchen Staaten aufgrund sozialer Sicherungssysteme besser und in anderen weniger stark abgefedert werden, so der Wissenschafter in einem auf der ÖAW-Website veröffentlichten Interview.

Andererseits gebe es natürlich auch gesundheitliche Motive - etwa wenn Frauen Angst davor haben, während einer Infektion schwanger zu werden oder sich im Krankenhaus anzustecken. "Lockdowns machen es zudem für einige jüngere Paare schwieriger, sich zu treffen und intime Beziehungen zu führen", so Sobotka.

Weniger Kinderbetreuung

Außerdem könnten sich Paare mit Kindern aufgrund eingeschränkter Kinderbetreuungsmöglichkeiten durch Großeltern von weiterem Nachwuchs abschrecken haben lassen. Sobotka: "Kinderbetreuung ist jetzt schwieriger zu organisieren. Der damit verbundene Stress und die hohe Arbeitsbelastung für viele Mütter hat wahrscheinlich auch dazu beigetragen, dass Paare mit ein oder zwei Kindern weitere Kinderwünsche auf Eis gelegt haben."

Wert der Familie gestiegen

Auch künftig könnte die Pandemie noch Nachwirkungen auf die Geburtenzahlen haben, vermutet Sobotka. In manchen Staaten würden Frauen schon jetzt ihre Kinder erst spät bekommen. Für diese könnte ein Nachholen des Kinderwunsches nach der Pandemie zu spät kommen. Auch Gynäkologin  Lehner-Rothe sieht diese Argumente: „Gesundheitliche Sorgen oder ökonomische Ängste können dazu führen, dass ein vorhandener Kinderwunsch auch verschoben werden könnte. Unbestritten ist aber, dass durch die Pandemie nicht nur die eigenen vier Wände wichtiger geworden sind, sondern auch der Wert der Familie.“

In was für eine Zeit werden Babys gerade hineingeboren?

Hier geht es zur Webseite der ÖAW

Unser Bezirk hat zweithöchste Geburtenrate
"Ich musste mit Maske gebären und dufte mein Baby nicht berühren"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.