Weihnachtsgeschichte: Dreikilovierzg

Der Heilige Abend kommt immer näher

Da Vata war a jeds Meu vazweifelt, wanns wieder ameu ghoaßn hat: A Bua is’. Fünf Meu hat er si des ohean müassn, bis eam de Hebamm do a Diandl in de Arm glegt hat. Gwesn is’ an an Samstag mittn im Advent. I bin in da Malerlehr gwesn, und wia i in da Fruah zan Postauto ganga bi, hat da Vata gmoant, weil i da Älteste war, i soit mein Moasta fragn, ob i nit frei kriagat, weils mit da Muatta wieder ameu so weit is. D’Hebamm is scho da und es war eam heut recht, wann er wen hätt, der auf de Kleanan aufpassat. Wia i mein Lehrmoasta gsagt hab, dass i hoamsoit, weil d’Muatta wieder a Kind kriagt, aft hat er mi ausglacht und hat gmoant: „Geh, was wüst denn du dabei helfn?“ Er hat mi trotzdem hoamfahrn lassn, und wia i um heuba neune bei da Wohnungstür einiganga bi, da hat ma da Vata scho vo weitn entgegnglacht und hat si gfreit, dass endlich nach fünf Buama a Dirndl kemma is. I ho woi weniga Freid ghabt, weil um oans mehr war, für des i eus Ältesta vaantwortlich war.
I hab mi scho wieder mitn Kinderwagl fahrn gsehn, was ma mit meine fufzehn Jahr neama recht taugt hat.

Aba auf oameu hab i an des Vasprechn vom Vata denkt, der ameu recht leichtsinnig hoch und heilig vasprochn hat: Wanns a Diandl wead, aft kriagn de Buam an ganzn Struzn Lebakas, und hiazan war des Dirndl in ersta Linie ameu an Lebakas wert und scho is ma der kloa Wurm in da Wiagn a wengerl liaba worn. Dreikilovierzg, hat er ganz stoiz vakündt, da Vata, a prächtigs Diandl.

Er is aba zu sein Vasprechn gstandn, und wia uns Buama da Hunga kemma is, den ma eigentlich eh euwei gspiat habn, aft hat mi da Vata mit an Bruadan zur Metzgerin um den Lebakas gschickt. Lebakas hats ja sunst euwei nur a Stückl fürn Vata gebn, weil der in da Gruabn schwa hat arbeitn müassn, und so war er für uns a begehrte Köstlichkeit, von der ma nur ganz seltn habn kostn derfn. Wia de Metzgerin unsa Bestellung gheat hat, hats ameu de Augn weit aufgrissn und sicherheitshalba no ameu gfragt: „An ganzn Struzn?“ „Ja, an ganzn Struzn, weil mia heit in da Früah a Diandl kriagt habn.“ De Neuigkeit, dass bei uns des sechste endlich a Diandl war, de is scho was wert gwen, und wias den Lebakas abgwogn hat, fragts so beiläufig, wia schwa des Diandl is und ob euße guat umma- ganga wa und heut euß mögliche no, was Weiberleit üba a Geburt so wissn woin.

Dreikilovierzg, hats no ameu zu ihr selba gsagt, schau, was des für a Zua- feu is, der Lebakas is gleich schwa, und dann hats unsan gschenkt, weils gwusst hat, wia schwa so a Knappnfamilie mit sechs Kinda zan ernährn war und weil an Vata der Lebakas gwiss a Loch ins Geldtaschl grissn hätt. Dreikilovierzg, des muass ma si vorstelln, dass mia Buam des Geburts- gwicht von unserm Schwesterl alloa scho wegnan Lebakas neama vagessn habn.

Informationen über den Autor

Herbert Gschwendtner

1948 in Schwarzach im Pongau geboren, er stammt aus einer Bergmannfamilie und verbrachte seine Kindheit in Mühlbach am Hochkönig. Auf seine Malerlehre folgten Wanderjahre, in denen er sich in verschiedenen Berufen versuchte. In den Siebzigerjahren betreute er als Hüttenwirt das Matrashaus auf dem Hochköniggipfel und bewirtschaftete anschließend 20 Jahre die Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge. Nach einer Krebsoperation versuchte er, seine Krankheit durch das Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten zu überwinden. Seit den Achtzigerjahren gestaltet er Volksmusiksendungen für den ORF Salzburg und verfasst – nach wie vor seine Lieblingsbeschäftigung – Mundart-Gedichte.

Informationen zum Buch

Titel des Buches: Stubenadvent: G'schichtn von früher
ISBN: 978-3-7025-0651-3
Umfang: 120 Seiten
Preis: € 19,95

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