Broilers: "Es ist Zeit, wieder laut zu werden" – Interview

Ihr habt "(sic!)" auf eurem eigenen Label Skull & Palm Recordings veröffentlicht. Warum habt ihr euch für ein eigenes Label entschieden?
INES MAYBAUM: Unter anderem finde ich den Gedanken des D.I.Y., welcher gerade im Punkrock groß geschrieben wird, immer sehr schön. Warum also auch nicht ein eigenes Label, wenn man das Glück und die Möglichkeit dazu hat. Ebenso sind wir durch diesen Schritt in jeder Entscheidung frei und müssen lediglich mit und unter uns Fünfen Diskussionen führen. Wir können Dinge machen, die wir vorher vielleicht nicht so machen konnten, vielleicht auch unsinnige, aber so soll es sein.

Was war die größte Herausforderung mit dem eigenen Label?
Dass man immer wieder abwägen muss zwischen Unsinn, den Jugendträumen und wirtschaftlichen Argumenten. Die großflächige Plakatierung war etwa solch eine Sache: Wir haben uns einen Jugendtraum erfüllt!

Warum der Titel („sic!“)?
Weil "(sic!)" genau so und nicht anders gemeint ist: "Sic" kenne ich aus dem Schriftsatz, was dort bedeutet, dass das Vorangestellte, Ursprüngliche, obwohl es fehlerhaft wirkt, genau so gemeint ist. Da schließt sich der Kreis wieder, wenn man es auf unsere Bandgeschiche überträgt. Für viele von außen mag unsere Geschichte fehlerhaft und verrückt wirken, aber genau das sind wir. All das hat uns zudem gemacht, was wir heute sind.

Was war euch beim Sound des neuen Albums wichtig?
Wir waren wieder in den Principal Studios bei Vincent Sorg, weil wir Vertrauen in das haben, was er macht. Wir haben viel über den Sound geredet und waren uns alle einig darüber, dass die Aufnahmen diesmal wieder etwas "rougher" klingen sollen. Anfangs war es etwas schwierig, aber am Ende haben wir es so hinbekommen, wie wir es uns vorgestellt haben und sind absolut zufrieden und glücklich mit dem Ergebnis.

"(sic!)" ist sehr politisch geworden. Weswegen?
Weil es Zeit wird, wieder laut zu werden. Wer ein wenig Herz und Menschenverstand hat und mit offenen Augen durch die Welt geht, kann gar nicht anders, als Stellung zu beziehen. Musik, Lieder, Kunst sollen beziehungsweise müssen immer wieder provozieren. Menschen sollen davon berührt werden! Sie sollen darüber nachdenken, zuhören und mit ganz viel Glück bewirkt man eventuell ein Umdenken. Und was gibt es Besseres?

Ihr spielt bald im Wiener Gasometer: Wenn ihr an eure bisherigen Shows in Österreich denkt, was ist euch da besonders in Erinnerung geblieben?
Unser früherer Label Chef, der Micha von DSS Records, kommt aus Österreich. Wenn wir dann in Österreich waren, gab es immer sehr gute, lange Partys mit unglaublich viel Kopfschmerzen am nächsten Tag. In Österreich kann man also sehr gut feiern, dadurch sind die Erinnerungen auch etwas verschwommen (lacht).

Worauf können sich die Fans, die das Konzert besuchen, bei dieser Tour besonders freuen?
Wir haben die letzten eineinhalb Jahre dazu genutzt, an der neuen Platte zu arbeiten, wir hatten also eine Live-Pause. Nun haben wir "Hummeln im Po" wie lange nicht mehr. Wir freuen uns so sehr, endlich wieder auf der Bühne zu stehen und mit den Leuten zu feiern. Es wird ein schöner Abend mit einem Mix aus fast 25 Jahren Broilers.

In 25 gemeinsamen Jahren geht man sich sicher manchmal gegenseitig auf die Nerven, oder?
Ja, mit Sicherheit. Allerdings ist diese lange Zeit der Freundschaft auch genau das, was uns hilft, mit solchen Momenten umzugehen. Man merkt, wenn der eine oder andere gerade nicht gut drauf ist. Man weiß, warum hier oder da mal gezickt wird. Wir kennen uns so gut, dass wir wissen, wie wir damit umgehen müssen. Kommunikation, Verständnis, Vertrauen und Freundschaft sind die Schlüsselwörter.

Ist es schwierig, älter zu werden, und trotzdem Punkrocker zu bleiben?
Nein! Punkrock hat rein gar nichts mit dem Alter zu tun. Ich bin auch nicht weniger Punkrock, nur weil ich morgens um 9 Uhr zur Arbeit gehe und ein "geregeltes" Leben führe. Punkrock ist eine Einstellung, ein Lebensgefühl welches man im Herzen trägt.

Zur Sache: Broilers

Drei Jahre nach "Noir" hat das (Punk-)Rock-Quintett Broilers aus Düsseldorf nun sein siebtes Album "(sic!)" herausgebracht. Anlässlich der Veröffentlichung des Albums spielen die Broilers eine große Tournee, welche die Band auch nach Österreich führt: Am 31. März 2017 steht eine Show im Wiener Gasometer am Programm, am 16. Juli 2017 bereichern die Broilers das Line-up am Nova Rock.

Die Mitglieder der Broilers sind:

Sammy Amara – Gesang
Ines Maybaum – Bass
Ron Hübner – Gitarre
Andi Brügge – Schlagzeug
Chris Kubczak – Keyboard