Jagdstatistik: Die Zahl der Wildabschüsse sinkt, weil den Tieren der Lebensraum entzogen wird
In der Jagdsaison 2013/14 sank die Zahl der Abschüsse um fast ein Fünftel von 870.000 auf knapp 700.000. Abgesehen von den saisonalen Schwankungen zeigt die Tendenz der Abschüsse in den letzten Jahren nach unten. Grund ist hierfür vor allem der kleiner werdende Lebensraum für Wildtiere – mit interaktiver Infografik.
Die rund 120.000 in Österreich registrierten Jäger waren in der letzten Jagdsaison deutlich weniger aktiv als in den Jahren zuvor: In der Saison 2012/13 wurden immerhin 870.000 Wildtiere geschossen. Letztes Jahr sank die Zahl um satte 19 Prozent auf etwas mehr als 700.000 Abschüsse. Dieser Rückgang klingt dramatisch, scheint aber ein normales Phänomen zu sein.
Klaus Hackländer, Experte für Jagdwirtschaft der BOKU Wien, sieht für gewöhnlich vor allem Schwankungen im Klima als Hauptgrund für einen starken Rückgang beziehungsweise Anstieg. Ist die Nahrungslage beispielsweise durch einen milden Herbst gut, dann sind Wildtiere "weniger leicht in Bewegung zu bringen", wodurch weniger Tiere erlegt werden. Ist also die Futtersuche für die Tiere einfach, dann kriegen Jäger weniger Wild vor die Flinte. Als Folge vermehren sich Wildtiere durch eine gute Versorgung mit Nahrung verstärkt, wodurch wiederum in der nächsten Saison mehr geschossen wird.
Eine Gesetzesänderung engt den Lebensraum der Wildtiere ein
Dennoch zeigt die Tendenz für Abschüsse seit dem Jahr 2007 nach unten, besonders bei so genannten "Niederwildarten", wie Fasanen oder Feldhasen. Sowohl Klaus Hackländer, als auch Hans-Friedmann Zedka, von der Zentralstelle der Landesjagdverbände, sind sich einig: Der Rückgang hängt vor allem mit dem Zurückdrängen des Wildes und einem Schrumpfen des Lebensraums zusammen.
Hackländer sieht eine Verbindung zur Entwicklungen in der Landwirtschaft: "Durch größere Schläge, schnellere Maschinen und die 2007 durch die Europäische Union aufgehobene Brachenverpflichtung für Bauern merken wir einen drastischen Rückgang". Die Brachenverpflichtung besagt, dass ein Bauer zehn Prozent der bewirtschafteten Fläche nicht beackern darf, um eine Überproduktion zu verhindern.
In Niederösterreich sterben täglich 38 Stück Rehwild durch den Straßenverkehr
Naturgemäß ergeben sich bezogen auf die einzelnen Bundesländer große Unterschiede. In Niederösterreich werden die meisten Tiere geschossen, nämlich fast ein Drittel. Das hängt mit der Größe des Bundeslandes zusammen. Hackländer bestätigt außerdem, dass Niederösterreich über einen besonders große Niederwildreichtum verfügt. An zweiter Stelle folgt Oberösterreich, wo gemeinsam mit Niederösterreich mehr als die Hälfte aller Wildtiere erlegt werden. Die drittmeisten Abschüsse erfolgen in der Steiermark mit zirka 110.000.
Auch beim Fallwild, also bei Wild, dass durch Krankheiten, Witterung oder den Straßenverkehr umgekommen ist, liegt Niederösterreich vorne. Um ein Beispiel zu nennen: Dort sind in der Saison 2013/14 über 14.000 Stück Rehwild durch den Straßenverkehr ums Leben gekommen, das entspricht mehr als 38 Tieren pro Tag.
Auf den Bestand von Rehwild muss besonders geachtet werden
Betrachtet man die einzelnen Wildarten, dann zeigt sich, das auch hier das Rehwild bei den Abschüssen ganz vorne liegt: Vier von zehn Abschüsse gehen auf deren Konto. Klaus Hackländer sieht hier vor allem den Appetit der Tiere auf Laub als Treiber für Abschusspläne mit hohen Quoten durch Bezirkshauptmannschaften: "Rehwild kann einen besonderen Einfluss auf die Verjüngung der Forste haben". Deshalb unterliegt der Bestand einer besonderen Kontrolle.
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