Alarmierende Studie
Jeder sechste Schüler hat in Pandemie suizidale Gedanken

16 Prozent der Schüler haben suizidale Gedanken, das ist gut jeder Sechste. Zusätzlich leiden mehr als die Hälfte unter depressiven Symptomen. Die COVID-19-Pandemie hat die psychischen Symptome der Jugendlichen vervielfacht. | Foto: Pexels/Tran
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  • 16 Prozent der Schüler haben suizidale Gedanken, das ist gut jeder Sechste. Zusätzlich leiden mehr als die Hälfte unter depressiven Symptomen. Die COVID-19-Pandemie hat die psychischen Symptome der Jugendlichen vervielfacht.
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16 Prozent der Schüler haben suizidale Gedanken, das ist gut jeder Sechste. Zusätzlich leiden mehr als die Hälfte unter depressiven Symptomen. Die COVID-19-Pandemie hat die psychischen Symptome der Jugendlichen vervielfacht. Eine Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien bringt alarmierende Ergebnisse zur psychischen Gesundheit von Schülern zutage. Doch in Österreich gibt es zu wenig Plätze in den Abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie

ÖSTERREICH. Vom 3. bis 28. Februar 2021 wurden 3.052 Schülerinnen und Schüler (ab 14 Jahre) aus ganz Österreich zu ihrer psychischen Gesundheit befragt. Ihr psychische Gesundheit wurde im rahmen einer Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität WienE sowie mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Es zeigt sich ein deutlicher Anstieg psychischer Symptome:

  • 56 Prozent leiden unter einer depressiven Symptomatik
  • die Hälfte leiden unter Ängsten
  • ein Viertel leiden unter Schlafstörung
  • 16 Prozent haben suizidale Gedanken.

Pandemie hat psychische Symptome vervielfacht

Die Ergebnisse zeigen, dass sich im Vergleich zu epidemiologischen Studien vor der COVID-19-Pandemie die psychischen Symptome vervielfacht haben. „Die Häufigkeit depressiver Symptome, Angstsymptome aber auch Schlafstörungen hat sich mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht, Tendenz steigend. Die Ergebnisse sind besorgniserregend. Insbesondere, dass so ein hoher Anteil an Jugendlichen aktuell suizidale Gedanken hat“, so der Studienleiter Christoph Pieh von der Donau-Universität Krems.

Jeder Fünfte hat suizidale Gedanken

„Ganz besonders alarmierend ist die Tatsache, dass rund 16 Prozent entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage suizidale Gedanken angeben. Das ist im Vergleich zu den letzten verfügbaren Daten aus Österreich ein deutlicher Anstieg“

, so Studienautor Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien.

Dringender Handlungsbedarf

Laut Experten herrscht akuter Handlungsbedarf. Neben einer raschen und je nach Schwere angepassten psychischen Betreuung rät man zur körperlichen Bewegung. „Die Ergebnisse machen eines klar: Hier besteht dringender Handlungsbedarf, und zwar an ganz unterschiedlichen Stellen. Es ist ein dringender Appell, bei zukünftigen Entscheidungen die psychosozialen Folgen der Pandemie stärker zu berücksichtigen“, erörterte der Experte für Gesundheitsforschung, Christoph Pieh.

Mehr als fünf Stunden am Tag am Handy

Ein weiteres Ergebnis ist der deutliche Anstieg der Handynutzung: Mittlerweile verbringen rund die Hälfte der Schüler täglich fünf oder mehr Stunden am Smartphone. Im Vergleich zu 2018 hat sich das verdoppelt.

„Das ist umso bedenklicher, als dass mit steigender täglicher Handynutzung auch die Häufigkeit psychischer Beschwerden deutlich zunimmt“

, erklärt Pieh.

Keine Bewegung

Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Abnahme der körperlichen Bewegung. Die Smartphones wurden auch genutzt, um in Zeiten der Einschränkungen soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Dennoch scheinen Instagram, Face-Time, TikTok und Co den persönlichen Kontakt, sei es beim Fußballspielen, Ausgehen oder wie auch immer gemeinsam Zeit verbracht wird, nicht ersetzen zu können.

„Kinder brauchen Schlaf, Sport, soziale Kontakte“

Aufgrund der Häufung psychischer Auffälligkeiten sei es wesentlich basale Stützen der psychischen Gesundheit in den Fokus zu nehmen. „Wir müssen die Aufmerksamkeit auf die Einhaltung eines Tag-Nacht-Rhythmus mit ausreichendem Schlaf, auf körperliche Betätigung und die Wiederaufnahme sozialer Kontakte legen“, präzisierte der Experte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Paul Plener.

Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn aber die Probleme zu groß werden, sollte Hilfe in Anspruch genommen werden. „Gerade in schweren Fällen und vor allem dann, wenn Gedanken auftauchen nicht mehr weiterleben zu wollen, ist eine professionelle Hilfe wichtig und auch möglich“, betont Studienautor Paul Plener.

„Triagierung“ auf psychiatrischenAmbulanzen

Doch in Österreich gibt es zu wenig Plätze in den Abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wie etwa am AKH Wien: Dort seien die Plätze überfüllt, laut Abteilungsleiter Paul Plener komme es sogar zu einer „Triagierung“ der jungen Patienten: Weniger schwere Fälle, die normalerweise aufgenommen würden, müsse man aus Platzmangel abweisen. Aktuell leiden so viele Kinder und Jugendliche wie noch nie an Essstörungen und Depressionen, sie sind geplagt von Antriebslosigkeit und Erschöpfung bis hin zu Suizidgedanken. Sogar in der Gruppe der Acht- bis Zwölfjährigen wurde ein deutlicher Anstieg depressiver Symptome beobachtet. Wie "Kontrast" berichtet meldet auch die Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kathrin Sevecke, eine ähnlich dramatische Lage: Auch bei ihr sind die Betten voll belegt, der emotionale Zustand der Kinder und Jugendlichen sei besorgniserregend.

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Quelle: Studie
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