Pandemie, Klima und Teuerungen
Kein Klimaschutz ohne Armutsbekämpfung

Die wohlhabendsten zehn Prozent sind für vier Mal so viele Emissionen verantwortlich wie die Ärmsten zehn Prozent. Die ärmsten Menschen leiden jedoch am stärksten an den Auswirkungen der Klimakrise. | Foto: vladischern/Fotolia
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  • Die wohlhabendsten zehn Prozent sind für vier Mal so viele Emissionen verantwortlich wie die Ärmsten zehn Prozent. Die ärmsten Menschen leiden jedoch am stärksten an den Auswirkungen der Klimakrise.
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Die Teuerungen sind für armutsgefährdete Menschen besonders stark spürbar. Die CO2-Steuer bringt weitere finanzielle Herausforderungen mit sich. Der regionale Ökobonus schafft kaum Abhilfe. Besonders Alleinerziehende, Pensionisten und Arbeitslose können sich immer weniger leisten.

ÖSTERREICH. Die Klimakrise trifft besonders die Ärmsten in der Gesellschaft. Jene Gruppe, die am wenigsten zur Klimaerhitzung beiträgt. Die wohlhabendsten zehn Prozent sind für vier Mal so viele Emissionen verantwortlich wie die Ärmsten zehn Prozent. Die Folgen von Klimakrise und Pandemie sind Ressourcenknappheit und Teuerungen. Besonders die Bereiche Wohnen, Heizen und Lebensmittel sind spürbar teurer geworden.

Klimabonus: einkommensabhängig statt regional

Die CO2-Steuer soll das Klima schützen, bringt aber weitere finanzielle Herausforderungen mit sich. Die Besteuerung macht im Schnitt 61 Euro pro Person und Jahr aus. Der Ökobonus soll wiederum klimafreundliche Einwohner und Einwohnerinnen Österreichs belohnen. Auszahlungen zwischen 100 und 200 Euro sind möglich. Für alle Wiener und Wienerinnen sind maximal 100 Euro möglich. Gerade in hier leben viele Armutsgefährdete. Das Forschungsinstitut Economics of Inequality der Wirtschaftsuniversität Wien schlägt daher das Modell eines einkommensabhängigen Ökobonus vor. Dieser sieht vor, dass alle Personen unabhängig vom Wohnort, mit einem Jahreseinkommen von maximal 31.000 Euro, bis zu 190 Euro bekommen können. So könnte der Anteil armutsgefährdeter Haushalte um 18 - 28 Prozent reduziert werden.

Die wohlhabendsten zehn Prozent sind für vier Mal so viele Emissionen verantwortlich wie die Ärmsten zehn Prozent. Die ärmsten Menschen leiden jedoch am stärksten an den Auswirkungen der Klimakrise. | Foto: vladischern/Fotolia
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Sozialleistungen als wichtigste Präventivmaßnahme

"Jemand der kein Geld hat, kann die Gasheizung nicht ersetzen. Selbst wenn er wollte", so Christine Sallinger von der Plattform "Sichtbar werden". Gerade der Umstieg auf grüne Energie und Wärme ist wichtig für den Klimaschutz. Ein Heizkostenzuschuss von 300 Euro für all jene, die die Mindestsicherung beziehen, wäre notwendig.
Ein Drittel der Kinder in Österreich sind aktuell armutsgefährdet. Die Familienbeihilfe ist ein wichtiges Mittel, um dem entgegen zu wirken. Diese wurde aber seit 20 Jahren nicht mehr an die Inflation angepasst. Würde man das jetzt nachholen, müsste sie um 40 Prozent erhöht werden. An Wert verloren hat auch die Ausgleichszulage. Aufgrund der Teuerungen von circa 7 Prozent entspricht das 70 Euro. Geht es nach Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk sollte die geplante Kürzung des Arbeitslosengeld nicht für alle gleich erfolgen. Wer durch die Arbeitslosigkeit in finanzielle Not gerät, hat es schwerer wieder ins Berufsleben einzusteigen.

Dauerhafte Sozialleistungen sind das wichtigste Mittel im Kampf gegen Armut. | Foto: Pixabay
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Für Alleinerziehende wird es immer schwieriger

Viele der Sozialleistungen sind auf Paarfamilien ausgelegt. Dabei benötigen gerade Alleinerziehende zusätzliche Unterstützung, denn 47 Prozent dieser Familien sind stark armutsgefährdet. Rund ein Drittel der Alleinerziehenden erhält weder Unterhalt, Unterhaltsvorschüsse oder Waisenrente. Eine Unterhaltssicherung könnte hier Abhilfe schaffen. Doris Pettighofer von der Plattform für Alleinerziehende wünscht sich eine intensive Betrachtung unterschiedlicher Lebensrealitäten bei der Erstellung neuer Maßnahmen und eine erhöhte Anerkennung der Diversität von Familien.
„Alle vorgeschlagenen Maßnahmen erreichen am wirksamsten und hilfreichsten einkommensschwache Haushalte – und sind gleichzeitig nicht klimaschädlich“, betont Doris Pettighofer von der Plattform für Alleinerziehende.

Auf der 13. Österreichweiten Armutskonferenz (23-25.Mai) in St. Virgil, Salzburg werden Maßnahmen und Strategien erarbeitet, welche die Klimakrise und die Krise des sozialen Klimas zusammen denken.

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Die wohlhabendsten zehn Prozent sind für vier Mal so viele Emissionen verantwortlich wie die Ärmsten zehn Prozent. Die ärmsten Menschen leiden jedoch am stärksten an den Auswirkungen der Klimakrise. | Foto: vladischern/Fotolia
Dauerhafte Sozialleistungen sind das wichtigste Mittel im Kampf gegen Armut. | Foto: Pixabay

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