Familie in Corona-Krise
"Krise raubt Energie und macht uns arm"

Kindesabnahmen sind für die Linzer Grünen keine Lösung in der Thematik um die sogenannten "Bettlerbanden". | Foto: Diabl
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  • Kindesabnahmen sind für die Linzer Grünen keine Lösung in der Thematik um die sogenannten "Bettlerbanden".
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Das ganze Jahr steht bei den Regionalmedien Austria unter dem Fokus-Thema Familie. In der Österreich-Serie "Familie in Corona-Krise" sprechen Frauen, Männer und Kinder mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer über ihre Familie und berichten, wie sie die Zeit der Pandemie erleben. Heute erzählen eine alleinsorgende Mutter aus Graz über ihre Familie. Zwei kleine Kinder halten sie ganz schön auf Trab. Wenn eines davon auf Grund einer Beeinträchtigung besonders viel Pflege und Therapie braucht, ist die Herausforderung umso größer.

ÖSTERREICH. "Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, arbeite Vollzeit und habe vom Kindsvater keine Unterstützung", erzählt die 34-jährige Frau M., die anonym bleiben will: "Der letzte telefonische Kontakt war Ende November 2020, er hat wohl kein Interesse an seinen Kindern. Meine Kinder sind sieben und neun Jahre alt und mein ältester Sohn  hat eine Behinderung von 60 Prozent, einen a-typischen Autismus."

Schaffe es nur mit Hilfe meiner Mutter

In Österreich gibt es rund 167.000 Familien mit Alleinerziehenden. Der Großteil davon, nämlich 91 Prozent, sind Frauen und Mütter, die sich alleine um die Kinder und deren Wohl sorgen. Die meisten arbeiten in Teilzeitjobs. Die Quote liegt bei 75,4 Prozent. Nicht so M., sie arbeitet Vollzeit, um alle Rechnungen bezahlen zu können. "Grundsätzlich funktioniert bei uns das Arbeiten für die Schule zuhause sehr gut, allerdings nur durch die tolle Unterstützung meiner Mutter."

Drahtseilakt

Bis auf den ersten Lockdown, wo Frau M. in Kurzarbeit war, hat sie immer gearbeitet. Obwohl ihr Einkommen mit dem Pflegegeld Stufe drei finanziell relativ stabil ist, merkt sie dass die Corona Zeit die Finanzen sehr durcheinander bringt. "Auf meine Anfrage an Herrn Vizekanzler Werner Kogler, warum denn Arbeitslose mehrere Unterstützungen erhalten, hingegen Familien, Behinderte oder Pensionisten nicht, bekam ich damals nur die Antwort, ich soll mich doch bitte solidarischer zeigen. Von anderen Parteien bekam ich auf meine Anfrage gar keine Antwort." Für Eltern und vor allem für Alleinerziehende ist diese Zeit ein Drahtseilakt, erst recht mit einem behinderten Kind, welches mit einer Situation wie sie aktuell herrscht noch weniger umgehen kann und eine Rundumbetreuung benötigt. "Die Corona Pandemie hat auch Menschen soweit verändert, dass man sich in der Arbeit von jedem zweiten anmaulen lassen muss, was auch nicht unbedingt angenehm ist."

Krise raubt Energie

Trotz der Arbeit waren ihre Kinder nie in der Notbetreuung in der Schule, um sie so gut wie möglich überall fern zu halten und eine Ansteckung zu vermeiden, doch das ginge nicht ohne die Hilfe ihrer Mutter, so Frau M. :"Ich brauche die Hilfe meine Mutter, die 60 Jahre alt ist und meiner über 80-jährigen Großmutter für einen normalen Schul-und Arbeitsalltag. Vierzig Stunden Arbeit in der Woche, stundenlanges Arbeiten mit den Kindern zuhause nimmt einen jegliche Energie – und trotzdem merkt man zusätzlich, dass sich das Konto nicht mehr recht erholt."

Finanzielle Not

Zwar hat Frau M. eine einmalige Zuwendung aus dem Corona-Hilfsfonds erhalten, das war's dann aber auch schon. "Ich finde, es wäre deine finanzielle Unterstützung vor allem für die Angestellten und Alleinerziehenden in der Zeit angebracht. Jeder Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger hat es vom Aufwand her um einiges einfacher, weil sie zuhause sind. Natürlich kann ich gut nachvollziehen, dass viele in grossen finanziellen Nöten sind wenn sie coronabedingt arbeitslos geworden sind, kenne aber durch meine Arbeit auch viele Unternehmer die keine Angestellten finden, weil durch hohe Sonderzahlungen das Arbeitslosengeld höher ist als so manche Kollektivverträge."

Doppelt belastet

Laut Studie gehören Alleinerzieherinnen zu jenen, die mit 15 Stunden am Tag am meisten arbeiten. Doch Geld bekommen sie dafür keines. Jede zweite Mutter kann ihren Kindern kein sozial adäquates Leben bieten, im Gegenteil, sie ist sie mangels Unterstützung in Österreich massiv armutsgefährdet. Die Corona-Krise hat diesen Prozess noch mehr beschleunigt. Alleinsorgende wurden von der Politik in der Corona-Krise schlichtweg vergessen, so Frauenorganisationen. Frau M. spricht auch die Doppelbelastung an: "Als Elternteil hat man, wenn man berufstätig ist, aktuell in der Corona-Krise zwei Jobs und in meinem Fall kommen noch die zusätzlichen Stunden für meinen pflegebedürftigen Sohn dazu."

Sorge vor Ansteckung

Aber auch das Virus selbst, ängstigt Frau M. Denn wenn sie sich ansteckt, wer kümmert sich dann um ihre Kinder? "Dazu kommen noch grosse Ängste vor dem Virus selber und eine Isolation von fast allen sozialen Kontakten."

Bist du in der Corona-Krise in finanzielle Not geraten?

Frau M. möchte ihr Gesicht nicht zeigen. Wir von meinbezirk.at respektieren ihren Wunsch, das Foto zeigt Symbolbilder.

Hier gibt's Hilfe:
Österreichischer Frauenring
Österreichische Plattform für Alleinerzieher
FEM.A

Familie in Corona-Krise
Kennst du eine Familie, deren Leben durch die Corona-Krise maßgeblich beeinträchtigt wurde? Oder bist du und deine Familie selbst betroffen? Schreibe uns: Schicke ein Email mit dem Betreff "Familie in Corona-Krise" an familieincoronakrise@regionalmedien.at und schildere, in welcher Lage sich die Familie in der Corona-Krise befindet.

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