Allerheiligen in Österreich
"Lasst eure Mitmenschen beim Sterben nicht alleine"

"Viele Sterbende beschäftigt die Frage, wie sie mit ihrer Zeit umgegangen sind, ob sie ehrlich mit den eigenen Gefühlen umgegangen sind. Sie möchten sich mit Menschen versöhnen, die ihnen wichtig waren, führen letzte Gespräche", berichtete der Hospiz-Experte.  | Foto: pixabay/Symbolfoto
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  • "Viele Sterbende beschäftigt die Frage, wie sie mit ihrer Zeit umgegangen sind, ob sie ehrlich mit den eigenen Gefühlen umgegangen sind. Sie möchten sich mit Menschen versöhnen, die ihnen wichtig waren, führen letzte Gespräche", berichtete der Hospiz-Experte.
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 „Das Sterben ist die letzte große Herausforderung, der wir uns im Leben stellen müssen, vielleicht sogar die größte", sagt die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, anlässlich von Allerheiligen und Allerseelen. Und sie ruft dazu auf, unsere Mitmenschen im Augenblick des Todes nicht alleine zu lassen.

ÖSTERREICH.  Die „Würde am Ende des Lebens“ wurde zwar als verbindlicher Stufenplan für den flächendeckenden Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung bis zum Jahr 2020 empfohlen, doch bis dato gebe es noch „viele Lücken“.Moser fordert, dass Palliativ und Hospizversorgung endlich in die Regelfinanzierung überführt werden.

Tötung auf Verlangen

Moser zieht auch eine Verbindungslinie zur Debatte rund um den aktuell beim VfGH anhängigen Antrag auf Prüfung der Verfassungsgemäßheit des Verbots der Beihilfe zur Selbsttötung sowie der Tötung auf Verlangen. „In dieser Diskussion wird immer wieder Bezug genommen auf das Recht, in Würde zu sterben. Die einen sehen das Recht auf Sterben in Würde verwirklicht, wenn aktive Sterbehilfe strikt verboten bleibt, die anderen, wenn aktive Sterbehilfe erlaubt wird."

Sterben in Würde als Menschenrecht

Moser bekräftigt, dass Sterben in Würde wesentlich von sozialen Rahmenbedingungen abhängt. "Es ist ein Unding, über Verbote oder Liberalisierung zu diskutieren, solange die Versorgungslandschaft in Palliativmedizin, Schmerztherapie und Sterbebegleitung nicht so ausgebaut ist, dass sich Mensch in der letzten Lebensphase darauf verlassen können, gut behandelt und begleitet zu werden“, erklärt die Diakonie-Direktorin. „Gesellschaft und Staat stehen in der Verantwortung, durch gute flächendeckende Palliativversorgung und Suizidprävention Bedingungen zu schaffen, die Menschen wirkliche Optionen eröffnen und sie nicht in Sterbewünsche drängen. Echte Selbstbestimmung braucht nicht nur den Freiheitsraum, sterben zu dürfen, sondern auch den Freiheitsraum, leben zu können“, so Moser abschließend.

Kinder sollen lernen, über Tod zu sprechen

Für eine offene Debatte über das Lebensende und mehr "Zugang zur Vergänglichkeit" hat sich Rainer Simader, Autor und Leiter des Ressorts Bildung von Hospiz Österreich, ausgesprochen. Es bräuchte von klein auf wieder "mehr Mut im Umgang mit diesem Thema". Simader: "Schon Kinder sollten lernen, dass die Beschäftigung mit dem Tod nichts Schlimmes, sondern etwas Lebendiges ist", betonte der Experte, der auf Projekte wie "Hospiz macht Schule" verwies.

Von Sterbenden lernen

Doch auch Erwachsene könnten von Sterbenden viel lernen. "Viele Sterbende beschäftigt die Frage, wie sie mit ihrer Zeit umgegangen sind, ob sie ehrlich mit den eigenen Gefühlen umgegangen sind. Sie möchten sich mit Menschen versöhnen, die ihnen wichtig waren, führen letzte Gespräche", berichtete der Hospiz-Experte. Derartigen Erfahrungen sollte man "mehr Raum geben, auch öffentlichen Raum." Denn wären sich die Menschen schon im Leben über die Endlichkeit ihres Daseins bewusst, "dann würden wir manche Entscheidungen anders treffen".

Suizid, um anderen nicht zur Last zu fallen

Ein "schlimmes Zeichen" sei auch, dass Menschen assistierten Suizid nicht selten deshalb in Erwägung ziehen, um anderen nicht zur Last zu fallen. Simader fordert,  dass Politik und Gesellschaft darüber diskutieren. Den Kirchen komme dabei eine wichtige soziale und gesellschaftliche Funktion zu: einerseits als Träger von Krankenhäusern und Palliativeinrichtungen, andererseits als "Sprachrohr" für den Umgang mit dem Lebensende.

Sterbenden helfen

Laut Hospiz-Experten sei es für Sterbende wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten ihnen offen stünden.  Oft gehe das Bedürfnis, das Leben aktiv zu beenden, auf Leid oder Angst vor Schmerzen zurück, dabei könne man häufig etwas dagegen. Simader: "Ich habe mit verzweifelten Menschen mit starken Schmerzen gesprochen, die in ausweglosen sozialen Situationen waren. Viele haben später gesagt: Wenn ich gewusst hätte, wie mir geholfen wird, dann wäre ich früher gekommen."

Quellen: Rainer Simader
Diakonie Österreich

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