Pride
Auf LGBTQI wurde in der Pandemie vergessen

Dieses Jahr findet die Regenbogen Parade statt- wenn auch in eingeschränkter Form.
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Nicht alle waren gleich von der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen betroffen. Besonders die LGBTQI-Community litt unter mangelnder Gesundheitsversorgung und psychischer Belastung.

ÖSTERREICH. Beim Ausdruck Pride Month denken die meisten wohl an die lauten, farbenfrohen, ausgelassenen Regenbogenparaden auf der ganzen Welt. Denn Pride ist grundsätzlich ein Anlass zum Feiern. Dabei darf jedoch nicht darauf vergessen werden, dass Menschen immer noch aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Besonders in der Pandemie fiel das auf.

Gesundheitliche Versorgung bei Trans*personen fehlt

Trans ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente und transgender Menschen, also für alle Menschen, die nicht das Geschlecht sind, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Deshalb machen viele Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen, um sich im Körper wohl zu fühlen. Doch bevor diese durchgeführt werden können, steht einem ein langer Prozess aus psychologischen Gutachten, Beratungen und Untersuchungen bevor.

Die Transambulanz im AKH Wien war 2020 eine Zeit lang geschlossen.  | Foto: MedUni Wien / AKH Wien / Houdek
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Die Dauer einer Geschlechtsangleichung kann also selbst unter normalen Umständen sehr lange dauern. "Das Problem ist, dass man auf Termine für Routineuntersuchungen teilweise mehr als neun Monate warten muss und auf geschlechtsangleichende Operationen zwei bis vier Jahre", erklärt Claire Kardas, stellvertretende Obfrau des Frauenvolksbegehrens. Hinzu kommt ein Mangel an geschultem Personal und der nötigen Infrastruktur, um Eingriffe durchzuführen und zu beraten.

Durch den Entfall oder das Aufschieben von Operationen aufgrund der Pandemie, verlängern sich Wartezeiten abermals. Das stellt für Personen, die eine Transition machen eine enorme psychische Belastung dar.

Bezirksvorsteherin Saya Ahmad und Bezirksrätin Dominique Mras (beide SPÖ) weihen den Trans-Pride-Zebrastreifen in Wien ein. | Foto: Maximilian Spitzauer
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Claire Kardas berichtet dazu: "Die Coronakrise hat sich zudem im Bereich der Trans*gesundheit bemerkbar gemacht, dabei gab es ja auch davor schon mangelnde Versorgung. Sie ist jetzt noch schlechter geworden. Das war auch bei mir bemerkbar - die Ambulanz hat im ersten Lockdown geschlossen und ich konnte somit nicht mit meiner Hormontherapie beginnen. Erst nach mehreren Telefonaten bin ich an meine Rezepte (über den Postweg) gekommen und war so froh, weil es endlich losgehen konnte. " 

„Es gab keine Möglichkeit zu entkommen“

Speziell für queere- sprich Personen, die nicht in die romantischen, sexuellen und/oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen -Menschen ist der häusliche Bereich nicht immer ein sicherer Ort. In einer Studie des deutschen Jugendinstituts aus dem Jahr 2015 berichteten die Hälfte der befragten Personen von familiären Diskriminierungserlebnissen.

Wenn das soziale Umfeld in Lockdowns vor allem für junge, queere Personen auf das häusliche Umfeld beschränkt wird, kann das zu belastenden Situationen führen. Dieser Umstand wird verstärkt, wenn Coming-out-Gruppen und Treffen mit dem Freundeskreis ausfallen und sichere Rückzugsorte, wie zum Beispiel die Queer Base in Wien geschlossen sind.

Beratung und Betreuung ist vor allem für LBGTQI Menschen wichtig, da sie häufiger an Depressionen leiden. | Foto: Symbolfoto PSZ
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„Besonders anfangs war es für Jugendliche dramatisch, wenn sie auf engstem Raum mit einer Familie leben, die selbst LGBTQI feindlich eingestellt ist“, berichtet Anna Szut von HOSI (Homosexuellen Initiative) Wien, „Es gab keine Möglichkeiten zu entkommen“.

Auf die LGBTQI Community wurde vergessen

Sorgentelefone in Großbritannien meldeten im letzten Jahr einen Anstieg der Anrufe von queeren Menschen im letzten Jahr. Auch in einer amerikanischen Studie berichteten die Hälfte aller trans und nicht-binären Jugendlichen von Angststörungen und Depressionen.

Für queere Personen mit Diskriminierungserfahrungen sind sichere Orte der Gemeinschaft besonders wichtig.  | Foto: Verena Moser
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Besonders wenn Orte der Gemeinschaft ausbleiben, wird die psychische Belastung höher. „Die LGBTQI Community zählte zu den vergessenen Bevölkerungsgruppen im Pandemie Management. Wir hätten uns mehr Unterstützung der Regierung gewünscht“, so Anna Szut.

Pride wird laut gefeiert

Für die Veranstalter der Regenbogenparade ist diese „ein Stück Rückkehr zur Sichtbarkeit, die wir in der queer Community in der Pandemie nicht hatten“. Für viele Menschen sei es eine wichtige, positive Erfahrung, sich diskriminierungsfrei im öffentlichen Raum bewegen zu können.

Die Regenbogen Parade ist ein Event, an dem die LGBTQI Community Sichtbarkeit zeigen kann.
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Die Parade sei der Tag, an dem queere Menschen für ihre Rechte demonstrieren können und gleichzeitig in einem geschützten Rahmen Sichtbarkeit zeigen können. "Ich werde am 19. Juni auf die Pride in Wien gehen und meine ganzen queer-Freund:innen mitnehmen", freut sich Claire Kardas.


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