Donald Trump und die Autozölle

Vor Kurzen ließ die Agentur Bloomberg eine überraschende Nachricht verlauten: US-Präsident Trump möchte sich mit den Autokonzernen zusammensetzen und den Chef von BMW, Daimler und VW ins Weiße Haus einladen. Das Ziel soll eine Einigung im Handelsstreit sein, in dem man sich bisher keinen Schritt näher kam. Donald Trump spricht nun schon zwei Jahre davon, die deutschen Fahrzeuge mit höheren Zöllen zu belegen. Sein Ziel ist die Stärkung der nationalen Autoindustrie. Das Gutachten dafür ist in wenigen Wochen fällig.

Ist eine schnelle Klärung der Zollauflagen realistisch?

Die Strafzölle sorgen für Aufregung unter den deutschen Unternehmern, würden sie doch drastische Veränderungen nach sich ziehen. Da wären der kurze Dienstweg und eine persönliche Verhandlung von Angesicht zu Angesicht wohl eine der besseren Nachrichten zur umstrittenen Thematik. Doch wer denkt, Präsident Trump und die Bosse der Autokonzerne geben sich die Hand und schaffen den Strafzoll aus dem Weg, hat weit gefehlt. Ganz so einfach scheint diese Einigung nicht zustande zu kommen. Keinem Konzern liegt bis zum jetzigen Zeitpunkt eine förmliche Einladung vor. So ist auch das Ergebnis der Gespräche eher fragwürdig.

Von Strafzöllen sind selbstverständlich nicht nur die Automobilhersteller betroffen. Auch Speditionen und Logistikunternehmen leiden unter den Auflagen. 

Wie steht es um die Strafzölle für PKWs?

Volkswagen steht gemeinsam mit der Bundesregierung im Dialog mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Bisher hatte man eine internationale Reise noch nicht angestrebt. Die Gesprächsbereitschaft besteht, sollte eine Einladung ausgesprochen werden, geht man dieser nach. Dennoch steht die Autoindustrie zusammen und möchte sich nicht auseinanderdividieren lassen. Das geschlossene Bild der Autokonzerne markiert den europäischen Zusammenhalt und den Willen, sich durch die Zölle nicht in eine Drucksituation bringen zu lassen. Man hätte sich bisher ausreichend ausgetauscht.

Die Eindruck entsteht, die deutschen Autohersteller seien der Spielball in einem großen Handelsstreit, der stetig hin- und hergeschoben wird. Man könnte meinen, der Termin und die Einladung sollen auch den Druck auf die europäische Politik erhöhen. Seit Monaten droht Präsident Trump mit Einfuhrzöllen von 25 % auf die europäischen PKWs, die in die USA einreisen. Kern seines Interesses sind Volkswagen, Mercedes und BMW, die mehr Fahrzeuge in die USA verschiffen als nach Deutschland exportieren. Es kommt zu einem Export-Überschuss.

Was bedeuten die Grenzzölle für die USA?

Die Zollattacken sind für die großen Autobosse mehr als gefährlich. Heute kann kaum noch jemand die Fertigung der einzelnen Autoteile im eigenen Land stemmen. Die Bauteile und Komponenten entstehen zum Teil unabhängig vom Ort der Endmontage. So einfach ist es gar nicht, einen Wagen „Made in USA“ zu bekommen. Demnach müssen 75 % der Teile in den USA produziert sein, um als US-Modell durchzugehen. Ein möglicher Strafzoll auf die importierten Teile würde das internationale Netzwerk der Lieferanten zerreißen. Es nimmt Jahre und große Investitionen in Anspruch, ein vergleichbare Zulieferer-Industrie in Amerika aufzubauen. Ohne eine Übergangslösung müssen die Autobauer dann den Strafzoll zahlen.

Die erhöhten Kosten gehen auf den Verbraucher zurück, der sich dann wohl für einen anderen Wagen entscheidet. So könnte der Grenzzoll eine vollkommen neue Sparwelle auslösen und innovative Technologien wie Elektroautos und selbstfahrende Fahrzeuge im Keim ersticken. Die eigentlichen Ziele, die nationale Wirtschaft zu stärken, dürften damit klar verfehlt sein.

Schlussendlich bleibt es abzuwarten, wie sich die Zolldebatte rund um die Export-Fahrzeuge in den USA entwickelt. Bisher ist es unwahrscheinlich, dass ein entsprechend hoher Umbruch die Automobilindustrie durchfährt, kämpft sie doch noch nach den jüngsten Diesel-Skandalen händeringend um ihr Sauberimage.

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.