Erwin Pröll: "Es gibt ein Rezept gegen den Populismus"

Erwin Pröll über seine Nicht-Kandidatur bei den Präsidentenwahlen: "Jemand, der dreieinhalb Jahrzehnte als Politiker so intensiv mit seinem Land verbunden ist wie ich, der kann so etwas nicht leichtfertig für einen vermeintlichen Karrieresprung hinter sich lassen." | Foto: Daniela Matejschek
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  • Erwin Pröll über seine Nicht-Kandidatur bei den Präsidentenwahlen: "Jemand, der dreieinhalb Jahrzehnte als Politiker so intensiv mit seinem Land verbunden ist wie ich, der kann so etwas nicht leichtfertig für einen vermeintlichen Karrieresprung hinter sich lassen."
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Haben Sie es bereut, doch nicht als Bundespräsident kandidiert zu haben?
ERWIN PRÖLL: Keine Minute.

Warum haben Sie es denn am Ende sein lassen?
Ich habe mich mit Familie und meinem engen politischen Umfeld beraten. Es hat sich gezeigt: Jemand, der dreieinhalb Jahrzehnte als Politiker so intensiv mit seinem Land verbunden ist wie ich, der kann so etwas nicht leichtfertig für einen vermeintlichen Karrieresprung hinter sich lassen.

Ihr Fazit aus dem Wahljahr?
Das Präsidentenamt hat Schaden erlitten. Van der Bellen muss jetzt ruhig, umsichtig und vor allem mit ehrlicher Objektivität sein Amt ausführen.

Sie waren vor kurzem 70 und 2018 sind Wahlen in Niederösterreich. Wie sieht Ihre politische Zukunft aus?
Wir sind in Europa in einer instabilen Situation. Davon kann sich Niederösterreich nicht abschotten. In solch einer Lage soll man nicht aus der Hüfte Entscheidungen treffen. Wie in einem Familienbetrieb gilt es jetzt klar zu überlegen, ob beziehungsweise wann es zu einer Übergabe kommen soll. In diesem Status sind wir jetzt. Nicht mehr, nicht weniger.

Erwin Pröll
Foto: Daniela Matejschek

Was kommt 2017 auf Europa zu?
Europa muss drei Problemfelder bewältigen: den Brexit, Donald Trump und die Türkei.

Haben wir die Flüchtlingskrise im Griff?
Österreich hat unter der damaligen Innenministerin Mikl-Leitner und mit Außenminister Kurz die Schließung der Balkanroute vorangetrieben und ganz Europa damit eine Atempause verschafft. Aber die Zukunft ist völlig offen.

Wie beurteilen Sie den Zustand der Republik Österreich?
Sehr viel besser als er oft dargestellt wird.

Warum denn das?
Viele Medien verteufeln alles und jeden. Das ist mittlerweile eine Gefahr für die Stabilität unserer Demokratie. Verantwortungsvoller Journalismus hat die Leistung der Politik nach objektiven Kriterien und nicht um der Kritik willen zu beurteilen.

Hält die Koalition?
Ich denke, Kanzler und Vizekanzler können gut miteinander. Im Unterschied zur nächsten Ebene. Da müssen die beiden Parteichefs Leadership zeigen. Und wenn bis 2018 zukunftsweisende Projekte verwirklicht werden, dann sehe ich Hoffnung für die Republik.

Sie werden also nichts unternehmen, damit die Nationalratswahlen vor den Landtagswahlen in Niederösterreich stattfinden?
Das ist Stumpfsinn, der in manchen Medien verbreitet wird.

Erwin Pröll
Foto: Daniela Matejschek

Kanzler Kern hat sie als "Pate" bezeichnet. Wie ist die Gesprächsbasis?
Wir hatten unterschiedliche Stimmungslagen zueinander. Aber mittlerweile ist das Klima zwischen uns aus meiner Sicht wieder ein sehr gutes.

Ist Sebastian Kurz reif für den Kanzlerkandidaten?
Sebastian Kurz ist eines der größten Talente, die mir je begegnet sind. Aber alles andere wäre Kaffeesud lesen. In der Politik gilt: Geh über die Brücke, wenn Du bei ihr angekommen bist!

Was muss die Bundes-ÖVP tun, damit sie wieder besser dasteht?
Sie muss sich klarer positionieren. Mit deutlichen Signalen an die Wirtschaft, an die Bauern und die christlich-sozialen Kräfte im Land.

Wie soll man denn als ÖVP mit der FPÖ umgehen?
Eine vernünftige Gesprächsbasis pflegen und sich gleichzeitig in der politischen Tagesarbeit klar abgrenzen. Übrigens: Die Annäherung der SPÖ an die FPÖ unter Applaus profilierter Linker wie Heinz Fischer und Caspar Einem überrascht mich sehr. Den Linken in der SPÖ steht das Wasser offenbar bis zum Mund.

In Niederösterreich hat die FPÖ kein Leiberl. Gibt es ein Rezept gegen Populismus?
Ja. Erstens: Ernsthafte Politik betreiben. Zweitens: Vertrauen schaffen. Drittens: Dieses Vertrauen entsteht nur, wenn der Politiker die Menschen mag. Dann mögen ihn auch die Menschen und verzeihen ihm Fehler. Und ganz wichtig: Der Politiker muss ständig bei den Menschen sein.

Manche Politiker sind aber nur noch auf Twitter, weil sie das cool finden?
Solche Politiker sind auf dem Weg in den Straßengraben.

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