Claudia Plakolm
Jugendorganisationen erhalten um 20 Prozent mehr Geld

Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm: "Ich freue mich, dass es mir im ersten Budget als Jugendsstaatssekretärin gelungen ist, dass es das erste Mal nach 21 Jahren eine deutliche Erhöhung für Jugendförderung gibt, konkret sind es plus 20 Prozent." | Foto: Markus Spitzauer
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  • Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm: "Ich freue mich, dass es mir im ersten Budget als Jugendsstaatssekretärin gelungen ist, dass es das erste Mal nach 21 Jahren eine deutliche Erhöhung für Jugendförderung gibt, konkret sind es plus 20 Prozent."
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Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm kündigte im Gespräch mit den RegionalMedien Austria an, dass fürs Budget im kommende Jahr erstmals auch eine Erhöhung bei der Förderung von Bundesjugendorganisationen vorgesehen ist. Die Förderungen werden gestaffelt.  

ÖSTERREICH. Die gebürtige Oberösterreicherin Claudia Plakolm über die Förderung der Jugend in Österreich, welche Schwerpunkte im Jahr der Jugend gesetzt wurden, und, warum es wichtig ist, dass verurteilte Missbrauchstäter nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen. 

RegionalMedien Austria: Pfadfinder, Jungschar, Musikkapellen: Die Förderungen für Kinder- und Jugendorganisationen sind über 20 Jahre lang nicht mehr erhöht worden. Nun hat der Finanzminister mehr Geld für Jugendorganisationen in Österreich angekündigt. Was genau soll mit dem Geld passieren, wer bekommt es?
Claudia Plakolm: Ich freue mich, dass es mir im ersten Budget als Jugendsstaatssekretärin gelungen ist, dass es das erste Mal nach 21 Jahren eine deutliche Erhöhung für Jugendförderung gibt, konkret sind es plus 20 Prozent. Wer 110 Prozent für Vereinsarbeit für junge Menschen gibt, hat sich auch 120 Prozent für die Vereinskasse verdient. Gerade Jugendorganisationen, wie die Blasmusikjugend, das Jugendrotkreuz und die Alpenvereinsjugend, die in den letzten beiden Jahren geschaut haben, dass junge Menschen ein Miteinander erleben, unterstützen damit auch und setzen damit ein starkes Zeichen für Ehrenamt in Österreich. Wir reden von 40 Bundesorganisationen mit 1,6 Millionen Mitgliedern. Wir haben gut 8,4 Millionen Euro im Bereich Jugend. Knapp 14 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit werden pro Woche geleistet. Dem muss man Rechnung tragen. 

Kulturelle Verbände wie der österreichischen Blasmusikjugendverband braucht Österreich dringend, gerade in Zeiten der Pandemie, in der viele Jugendliche unter sozial fehlenden Kontakten gelitten haben. Sie sind selbst Musikantin, spielen Posaune. Wie viel an Förderung darf sich dieser erwarten?
Die Förderung ist nach Mitgliederzahlen gestaffelt. Kleinste Organisationen erhalten rund 3.000 Euro mehr, bei größeren sind es bis zu 60.000 Euro mehr im Jahr. Wir richten uns auch nach dem, was die Corona-Pandemie ausgelöst hat. Manche Vereine tun sich immer schwerer, Mitglieder zu finden und junge Menschen zu begeistern. Diese Vereine wollen wir unterstützen, daher haben wir bei der Stufe zwischen 30.000 und 80.000 Mitgliedern eine Trennlinie von 50.000 gezogen, damit sie nicht ums Geld umfallen. Das hätte bei manchen Vereinen nämlich bedeutet, dass sie um die Hälfte weniger Geld bekommen hätten. 

Die JUNOS kritisieren, dass Pensionistinnen und Pensionisten vier Milliarden Euro mehr bekommen, für die Jugend hingegen nicht vergleichbar viel Geld da ist. Sehen Sie das auch so?
Wir wollen mit dem Budget in die Zukunft investieren. Das ist ein Budget der Entlastung in einer schwierigen Zeit. Im Jugendbereich und auch im Zivildienst gibt es mehr. 

Nach den bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen bei einem Sommerlager: Wird da an die bundesweite Einführung von einheitlichen Qualitätsstandards im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung gedacht?
Diese leisten großartige Arbeit, was Betreuung in der Freizeit betrifft. Sommercamps und Ferienlager konnten wir heuer zum Glück wieder flächendeckend stattfinden lassen. Vereine sollen hier nicht unter Generalverdacht fallen. Wir unterstützen unsere Organisationen dahin, dass sie selber eigenständige Maßnahmen setzen können. Es gibt für Kinderschutzkonzepte einen eigenen Fördertopf im neuen Budget, aus dem wir Kosten dafür refundieren. Für kleinere Organisationen stellen wir ein Musterkonzept zur Verfügung. 

Sollten verurteilte Missbrauchstäter nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen?
Ich rate dringend und plädiere für ein generelles Berufs- und Tätigkeitsverbot für solche Menschen. Das hätte gestern schon hergehört. Justizministerin Alma Zadic ist hier am Zug. 

Sollte der Bereich Jugendschutz in Oberösterreich nicht an die anderen Bundesländer angeglichen werden?
Das habe ich als Jugendliche schon nicht verstanden, warum man unterschiedliche Regelungen hat. Wir haben ja die Jugendschutzgesetze in den letzten Jahren schon harmonisiert. Wenn Oberösterreich mit den Ausgehzeiten nachzieht, haben wir dann endlich eine bundesweite Vereinheitlichung. Die zuständige Landesrätin Birgit Gerstorfer hat dazu diese Woche schon positive Signale gegeben. Wir arbeiten auch daran, dass die Bestimmungen zeitgemäßer werden. Ich bin in intensivem Austausch mit den Landesjugendreferenten, was z.B. e-Sports und Gaming betrifft. Da wünscht man sich klarere Regeln beim Jugendschutz. Das wünschen sich auch Veranstalter von Gaming-Events. Auch hier soll es eine Harmonisierung geben. 

Im Oktober finden in Salzburg die Berufsweltmeisterschaften WorldSkills statt. Bei den Berufsweltmeisterschaften gewinnen unsere Lehrlinge regelmäßig viele Medaillen. Trotzdem fehlen in Österreich in vielen Branchen viele Lehrlinge, vor allem in Wien. Wie kann man das Problem lösen?
Die WorldSkills sind der beste Anlass zu zeigen, dass wir mit der dualen Ausbildung eine top Ausbildung haben, und auch, was unsere Lehrlinge alles drauf haben. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben als Lehrlinge begonnen. Ich sage immer: Wir sind weniger eine Ski-, als eine Lehrlingsnation, weil wir mehr Medaillen bei den WorldSkills nach Hause bringen, als bei den Skiweltmeisterschaften. Das muss uns einmal jemand nachmachen! Die Lehre ist der Grund, warum wir in Österreich die zweithöchste Jugendbeschäftigung in Europa haben, weil man bei uns schon mit 15 Jahren eine berufspraktische Ausbildung machen kann. Daher werde ich mich stark dafür einsetzen, dass wir die Lehre aufwerten, damit es eine bessere Durchlässigkeit im Bildungssytem gibt, also man jede Ausbildung draufsetzen kann. Die Lehre darf nicht der Plan B sein, wenn es nicht gut läuft in der Schule,das ist leider immer noch stark in den Köpfen der Eltern verankert. Die Lehre muss der Plan A sein, mit der man auch Karriere machen kann. Lehrlinge von heute sind ja auch die Führungskräfte von morgen und Arbeitgeber von übermorgen. 

Im nächsten Jahr soll das Förderprogramm für Lehrlinge durch eine zielgerichtete Förderung von berufsübergreifenden Kompetenzen neu ausgerichtet werden, insbesondere in Bereichen wie Digitalisierung, Fremdsprachen oder Klimaschutz. Was genau ist da geplant?
Wir arbeiten intensiv an einer höheren beruflichen Bildung, um zu zeigen, dass man mit der Lehre unterschiedliche Möglichkeiten hat. Mit dem Digi-Scheck kann man sich als Lehrling weiterbilden. Wir wollen zeigen, dass man nach der Lehre mit der höheren beruflichen Bildung oder der Meisterprüfung, mit der man sich später selbständig machen kann, weitermachen kann. 

Das heurige Jahr steht im Zeichen der europäischen Jugend. Was für Schwerpunkte haben Sie heuer gesetzt?
Europa ist dort, wo man zuhause ist. Wir sind so selbstverständlich Europäerinnen und Europäer genauso wie wir Österreicherinnen und Österreicher sind. Wir haben unsere Jugendorganisationen dazu ermutigt, beim Europäischen Jahr der Jugend mitzumachen und einen Fördertopf von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Da gab es z.B. ganz viele Projekte zu Klimaschutz, Digitalisierung, Inklusion, Bildung. Wir werden dann bei der Abschlussveranstaltung am 10. November die Besten der Besten in den Wiener Sophiensälen vor den Vorhang holen. 

Die Youth Goals sind Teil der EU-Jugendstrategie 2019-2027. Die Youth Goals geben die Richtung der gemeinsamen Jugendpolitik in der EU vor und spiegeln die Ansichten junger Menschen in ganz Europa wider. Was sind die wichtigsten Ziele?
Weil wir heuer das europäische Jahr der Jugend feiern, war es mir wichtig zu zeigen, was Europa jungen Menschen für Chancen bietet. Mit Erasmus, das heuer 30-jähriges Jubiläum in Österreich feiert, haben wir gezeigt, dass man Europa als Chance sehen kann, dass man ins Ausland reisen, dort arbeiten, studieren, aber auch eine Lehrlingsausbildung im Ausland machen kann. Erasmus steht ja auch Lehrlingen offen. Nur, wenn junge Menschen sehen, wie Europa ausschaut und funktioniert, kann sich die Europäische Union weiterentwickeln. Wir haben auch kostengünstige Brüssel-Reisen für Schulklassen, analog zu Wien-Reisen organisiert. Da gibt es ein fix fertiges Programm. Da werden die Institutionen besucht, wo die Entscheidungen im EU-Parlament getroffen werden. So kann man junge Menschen dafür gewinnen, Europa mehr Zustimmung zu geben und vor allem Europa mitzugestalten. 

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