Corona-Appell an die Bevölkerung zum Nationalfeiertag
Kurz: "Zweiter Lockdown als letzte Maßnahme möglich"

Bundeskanzler Sebastian Kurz richtete am Nationalfeiertag eine nachdenkliche Rede an die Nation. Er verkündete der Bevölkerung einige unangenehme Wahrheiten: "Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen." | Foto: Andy Wenzel/BKA
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  • Bundeskanzler Sebastian Kurz richtete am Nationalfeiertag eine nachdenkliche Rede an die Nation. Er verkündete der Bevölkerung einige unangenehme Wahrheiten: "Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen."
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Der Nationalfeiertag fällt heuer coronabedingt etwas kleiner aus. Statt der üblichen 300 werden dieses Jahr nur zwölf Rekruten am Wiener Heldenplatz angelobt. Und auch die restlichen Feierlichkeiten werden größtenteils digital abgehalten. Bundeskanzler Sebastian Kurz richtete am Nationalfeiertag eine nachdenkliche Rede an die Nation und verkündete Österreich einige unangenehme Wahrheiten: "Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen." Und: Ein Lockdown als letzte Maßnahme sei nicht ausgeschlossen.

ÖSTERREICH. Der heutige Nationalfeiertag findet Corona-bedigt nicht wie üblich am Heldenplatz statt, sondern in den Wohnzimmern der Österreicher. Sowohl die traditionelle Leistungsschau des Bundesheeres als auch Führungen durch die Hofburg, das Parlament und die Ministerien finden nur online statt oder fallen aus. Lediglich die Kranzniederlegungen und die Rekrutenangelobung gingen wie üblich am Heldenplatz über die Bühne, allerdings ohne Publikum und in Minimalbesetzung.

Nur 12 Rekruten wurden angelobt

Die politischen Feierlichkeiten begannen mit einer Ministerratssitzung um 9.10 Uhr im Bundeskanzleramt, danach legt um 9.30 Bundespräsident Alexander Van der Bellen einen Kranz am Äußeren Burgtor nieder, um 10 Uhr folgte die Kranzniederlegung durch die Bundesregierung. Um 10.30 Uhr wurden am Heldenplatz symbolisch zwölf Rekruten angelobt. Im Rahmen dessen gab es Ansprachen von Van der Bellen, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Kanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP).

"Heimatliebe heißt Zusammenhalt"

Vizekanzler Werner Kogler appellierte als Erster nach dem Ministerrat: "

Wir haben noch einen schwierigen Herbst und Winter vor uns. Österreich hat aber schon viel bewältigt, in diesen Tagen heißt Heimatliebe: zusammenhalten." Und weiter: "Bundesheer, Zivildienst-, Sozial- und Umweltorganisationen, Sport- und Kulturvereine machen Österreich reicher", so Kogler, aber heuer müsse er es gerade heraus sagen: "Unterlassen Sie die Vereinszusammenkünfte, begegnen Sie Corona-Leugnern, auch das gehört dazu. Bleiben Sie optimistisch, achtsam und gesund."

"Lockdown als "Ultima-Maßnahme"

Bundeskanzler Sebastian Kurz appellierte erneut, die Sozialkontakte zu reduzieren.

"Die Lage ist sehr, sehr ernst", sagte Kurz: "Wie kein Land der Welt wird auch die Republik Österreich nicht zulassen, dass die intensivmedizinische Versorgung überfordert wird."

Daher sei ein Lockdown als "Ultima-Maßnahme" nicht ausgeschlossen. Bis dahin gebe es aber noch andere Maßnahmen, um die Sozialkontakte einzuschränken, die Palette sei bekannt und bei anderen Ländern abzulesen.

Kranzniederlegung beim Burgtor

Nach dem Ministerrat begaben sich Kanzler und Vizekanzler zur Kranzniederlegung auf den Heldenplatz. Dort stehen Reden von Bürgermeister Michael Ludwig, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner auf dem Programm.

Die feierliche Angelobung am Nationalfeiertag kann heute nur in sehr kleinem Rahmen stattfinden. Mein besonderer Gruß...

Posted by Alexander Van der Bellen on Monday, 26 October 2020

"Sehe die Chance, zu einem neuen Wir"

Erster Redner bei der Angelobung der Rekruten ist Bürgermeister Michael Ludwig. "Wir halten räumliche Distanz, nicht soziale Distanz", sagt Ludwig. Österreich sei immer am stärksten gewesen, wenn die Menschen zusammengehalten haben. "Ich sehe die Chance, zu einem neuen Wir, dass wir uns auf die Grundsätze unseres Landes konzentrieren und das Gemeinsame in den Vordergrund rücken." Klaudia Tanner, erste Frau an der Spitze des Verteidigungsressorts, lobt die Leistungen des Heeres im Kampf gegen die Pandemie. "Unser Heer wird immer für uns da sein. Aber das Heer kann den Sieg gegen den unsichtbaren Feind nicht erringen, wenn nicht die gesamte Bevölkerung mitmacht und die Maßnahmen gegen Corona mitträgt."

"Es ist leider alternativlos"

Bundeskanzler Sebastian Kurz richtet danach eine äußerst nachdenkliche Rede an die Nation. Er verkündet der Bevölkerung einige unangenehme Wahrheiten:

"Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Als Regierungschef ist es nicht meine Aufgabe, Ihnen zu sagen, was Sie hören wollen, sondern Ihnen eine ehrliche Erläuterung zu geben. Und daher muss ich ihnen leider sagen: Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden zusammenhalten müssen. Und wir werden durchhalten müssen, bis ein Impfstoff uns eine Rückkehr zur Normalität möglich macht. Wir wissen alle, dass Social Distancing der richtige Weg ist, um Ansteckungen zu vermeiden. Für ältere Menschen bedeutet das aber oft, dass sie nur noch eingeschränkt besucht werden können oder ihre Enkelkinder nicht mehr in den Arm nehmen dürfen",

so Kurz: "Auch wirtschaftlich ist die Situation ein Drama. Der für Österreich so wichtige Tourismus ist stark betroffen. Koch, Kellner, Rezeptionisten, wenn der Betrieb zubleibt, dann bedeutet das Arbeitslosigkeit und Bedrohung der Existenz für ganze Regionen".

"Ich will auch keine Maske tragen"

Danach richtet Kurz einen direkten Appell an alle Gegner der Corona-Maßnahmen:

"Unweit von hier werden heute wieder Corona-Gegner demonstrieren und zum gemeinsamen Maskenverbrennen aufrufen. Es gibt mittlerweile viele, die erschöpft sind, die von Corona nichts mehr hören können, und die einfach nicht mehr wollen. Und Ihnen möchte ich als Staatsbürger sagen: Ich verstehe das. Auch ich möchte keine Maske tragen müssen, keine Einschränkungen erdulden und Feste feiern, wenn es mir gerade passt. Aber als Regierungschef ist es nicht meine Aufgabe, Ihnen zu sagen, was Sie hören wollen, sondern Ihnen eine ehrliche Erläuterung zu geben. Und daher muss ich Ihnen leider sagen: Es ist alternativlos. Wir werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden zusammenhalten müssen."

 "Zusammenhalt und Helfen, sehr österreichische Eigenschaften"

Als hochrangigster Redner spricht zuletzt Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Wir sitzen alle in einem Boot auf unruhiger See. Jene, die am Rande des Boots sitzen, sind stärker betroffen als die, die einen Platz in der Mitte haben. Solange es keinen Impfstoff gibt, ist das beste Rezept gegen die Pandemie, neben der Beachtung der Regeln, der Zusammenhalt, das Aufeinanderschauen, das Helfen. Das sind sehr österreichische Eigenschaften, die helfen uns jetzt."

Bundesheer-Jets über Heldenplatz

Vor der Angelobung flogen Jets des Bundesheers, darunter drei Eurofighter, über den Heldenplatz. Den Abschluss bildete ein Fallschirmabsprung von Jagdkommando-Soldaten. Alle Ereignisse wurden im Fernsehen live übertragen. Am Abend steht die traditionelle TV-Ansprache des Staatsoberhaupts am Programm.

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Bundeskanzler Sebastian Kurz richtete am Nationalfeiertag eine nachdenkliche Rede an die Nation. Er verkündete der Bevölkerung einige unangenehme Wahrheiten: "Es ist alternativlos. Wer werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen." | Foto: Andy Wenzel/BKA
Bundespräsident Van der Bellen zum Nationalfeiertag: "Wir sitzen alle in einem Boot auf unruhiger See. Jene, die am Rande des Boots sitzen, sind stärker betroffen als die, die einen Platz in der Mitte haben. Solange es keinen Impfstoff gibt, ist das beste Rezept gegen die Pandemie - neben der Beachtung der Regeln - der Zusammenhalt, das Aufeinanderschauen, das gegenseite Helfen. Das sind sehr österreichische Eigenschaften - die helfen uns jetzt."

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