Nach Chat-Affären
Öbag-Chef Thomas Schmid mit sofortiger Wirkung zurückgetreten

Öbag-Chef Thomas Schmid ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. | Foto: ÖBAG
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Nach der anhaltenden Diskussion der vergangenen Monate hat der Aufsichtsrat der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) die Situation um ihren Vorstand mit juristischer Beratung neuerlich bewertet. ÖBAG-Chef Thomas Schmid ist am Dienstag nun mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

ÖSTERREICH. Die Opposition hat ihn lange gefordert. Eigentlich wollte Schmid bis zum Auslaufen seines Vertrags 2022 in seinem Amt bleiben. Nun gibt er auf: "Nach intensiven Beratungen innerhalb des Aufsichtsrats ist der Aufsichtsrat gemeinsam mit MMag. Schmid zur Erkenntnis gekommen, dass die sofortige Beendigung der Vorstandstätigkeit von MMag. Thomas Schmid einen notwendigen Schritt für die ÖBAG darstellt", teilte die Staatsholding Dienstagvormittag in einer Aussendung mit. Der Aufsichtsrat habe Christine Catasta zum Interimsvorstand bestellt.

Schmid trete auch von allen für die ÖBAG gehaltenen Aufsichtsratspositionen in Beteiligungsgesellschaften zurück. Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Thomas Schmid für die ausgezeichnete inhaltliche Arbeit der letzten zwei Jahre, distanziert sich aber gleichzeitig von den Chatnachrichten, heißt es weiter in der Aussendung. Catasta wird sich beim laufenden Prozess der Vorstandssuche nicht beteiligen. Catasta war bis 2020 CEO von PwC Österreich und ist seit Oktober 2020 die für die Beteiligungsgesellschaften verantwortliche Direktorin der ÖBAG.

Catasta übernimmt interimistisch. Sie war bis 2020 CEO von PwC Österreich und ist seit Oktober 2020 die für die Beteiligungsgesellschaften verantwortliche Direktorin der Öbag. | Foto: Öbag
  • Catasta übernimmt interimistisch. Sie war bis 2020 CEO von PwC Österreich und ist seit Oktober 2020 die für die Beteiligungsgesellschaften verantwortliche Direktorin der Öbag.
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Die Staatsholding hält Beteiligungen an elf Unternehmen, darunter an der Casinos Austria und an den börsennotierten Gesellschaften Österreichische Post AG, OMV und Telekom Austria. Am Verbund ist die Republik direkt mit 51 Prozent beteiligt.

"Ab Kairo gibt es Schlauchboote" 

Als Manager und Repräsentant der Staatsholding ist Schmid stark unter Druck gekommen. Insgesamt fanden die Ermittler rund 300.000 umstrittene Chats in Schmids Handy, nur ein kleiner Teil davon wurde bisher bekannt. ("Du bist Familie", Kriegst eh alles, was du willst"). Diese beinhalten zwar keine strafrechtlichen oder neuen inhaltlichen Hinweise, sind aber imagemäßig ein Desaster. Erst letzte Woche haben Medien Protokolle veröffentlicht, die zeigen wie Schmid mit einer Vertrauten unter anderem darüber diskutiert, in seiner neuen Funktion den Betriebsrat "abdrehen" zu wollen ("Und Betriebsrat. Weg damit."). "Das können wir nicht einfach so machen", soll ihm diese ausgerichtet haben, man müsse "auch andere Ideologien verstehen". Schmids Reaktion: "Andere Ideologien. Fu** that."

Auch über Flüchtlinge wurde den Berichten nach "gescherzt": Nach der Buchung eines Fluges nach Addis Abeba soll seine Assistentin Schmid gefragt haben, ob er auch einen Rückflug brauche. Auf seine Frage, ob sie ihn dort lassen möchte, soll sie geantwortet haben: "Ab Kairo gibt es Schlauchboote." Nachdem sie Schmid dann etwas später die Buchung bestätigt hatte, soll er zurückgefragt haben: "Mit den Flüchtlingen? Smiley."

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