Deutschland setzt Impfung aus
Österreichisches Impfgremium verhängt keinen Stopp für AstraZeneca

Vorläufig bleibt Österreich noch beim Impfstoff von AstraZeneca. Zu wenig Daten würden vorliegen, um eine Entscheidung dagegen auszusprechen, hieß es am späten Montagabend. | Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
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  • Vorläufig bleibt Österreich noch beim Impfstoff von AstraZeneca. Zu wenig Daten würden vorliegen, um eine Entscheidung dagegen auszusprechen, hieß es am späten Montagabend.
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Nach Berichten über Thrombose-Fälle stoppen immer mehr EU-Länder die Impfungen mit AstraZeneca, zuletzt entschied sich Deutschland dagegen. In Österreich tagte dazu das Nationale Impfgremium. Die Entscheidung: Österreich bleibt bei AstraZeneca als Impfstoff. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) forderte am Donnerstagabend in Sachen AstraZeneca "eine raschest mögliche, klare Stellungnahme von den Europäischen Behörden für ein gemeinsames gesamteuropäisches Vorgehen".

ÖSTERREICH. Am späten Montagabend folgte der Beschluss des Nationalen Impfgremiums:  Österreich widersetzt sich dem europäischen Trend und wird weiter mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen. Eine solche vorläufige Empfehlung sprach am Montag Abend das Nationale Impfgremium aus, mit dem Hinweis, dass immer noch die notwendigen Daten ausständig seien. Daher könne man nur eine vorläufige, und keine „abschließende Empfehlung“ abgeben, heißt es in einer Aussendung des Gremiums, das nach der Aussetzung der Impfung in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien am Abend tagte.

Die bis jetzt bekannt gewordenen Informationen möglicher Nebenwirkungen verschiedener europäischer Länder seien derzeit noch nichtkomplett und schwer vergleichbar, sodass sich keine zusammenfassende Aussage oder eindeutigen Schlüsse tätigen ließen, schreibt das Gremium. Am Dienstag schon würden allerdings neue Daten der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) vorgelegt, die als Entscheidungsgrundlage für das weitere Prozedere dienen sollten. Das Impfgremium wird danach auch wieder debattieren.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte schon vor der Stellungnahme eine „raschestmögliche, klare Stellungnahme von den europäischen Behörden für ein gemeinsames gesamteuropäisches Vorgehen“ gefordert.

Würdest du dich mit AstraZeneca impfen lassen?

Deutschland: Weitere Untersuchungen notwendig

Die deutsche Bundesregierung folge einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts und setzt Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca vorsorglich aus, hieß es am Montag. Nach neuen Meldungen über Thrombosen der Hirnvenen im Zusammenhang mit der Impfung seien weitere Untersuchungen notwendig. "Bis jetzt gibt es sieben berichtete Fälle, die im Zusammenhang mit einer solche Hirnvenenthrombose stehen bei mittlerweile über 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland“, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

„Es geht um ein sehr geringeres Risiko – aber falls es tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung stehen sollte, um ein überdurchschnittliches Risiko.“ Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“, teilte ein Sprecher des deutschen Bundesgesundheitsministeriums mit.

Vergangenen Donnerstag hatte bereits Dänemark als erstes EU-Land das Impfen mit dem Vakzin von AstraZeneca ausgesetzt. Norwegen und Island schlossen sich wenig später an.

Österreich hielt schon vorher an AstraZeneca fest

Österreich hat beim Impfstoffkauf vor allem auf Astra Zeneca gesetzt. Von Seiten der österreichischen Berater hatte es bisher geheißen, dass der Impfstoff sicher sei. "Von 130.000 Geimpften müssten, entsprechend der Hintergrundinzidenz, 3,7 Personen ein thromboembolisch Ereignis erleiden. Das ist das, was in der normalen, ungeimpften Bevölkerung auch vorkommen würde", erklärte etwa Virologe Herwig Kollaritsch, der Mitglied des Nationalen Impfgremium ist. 

Würde Österreich die Impfung mit dem Vakzin aussetzen, so könnte der Impfplan zeitweise sogar völlig zum erliegen kommen. Das spiele bei der Entscheidung aber keine Rolle, so Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Todesfall in Zwettl

Auch in Österreich hatte es in den vergangen Tagen Vorfälle gegeben. Eine Krankenschwester starb zehn Tage, nachdem sie am Landesklinikum Zwettl eine Impfung mit einem Astra-Zeneca-Serum erhalten hatte. Eine 35-jährige Kollegin entwickelte eine Lungenembolie, befand sich zuletzt jedoch auf dem Weg der Besserung. Vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) wurde die betreffende Charge aus dem Verkehr gezogen, auch wenn es vorerst keinen Zusammenhang gab. In Graz erlitt eine Krankenschwester (51) zehn Tage nach ihrer Impfung mit dem Vakzin aus einer anderen Charge eine Lungenembolie. Ein Zusammenhang ist auch hier bislang nicht belegt.

AstraZeneca: Impfstoff sicher

AstraZeneca selbst sieht kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit dem Vakzin. Eine sorgfältige Analyse aller verfügbaren Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen Menschen, die in der Europäischen Union und in Großbritannien mit dem Mittel geimpft worden seien, habe keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko einer Lungenembolie, einer tiefen Venenthrombose oder eines Rückgangs der Blutplättchen ergeben, teilte AstraZeneca am Sonntagabend mit.

Auch die Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden am Dienstag über den Impfstoff von AstraZeneca beraten. Das Aussetzen von Impfungen in verschiedenen Ländern sei aus Sicht der WHO noch kein Alarmzeichen. Die Vorfälle seien nicht notwendigerweise auf das Impfen zurückzuführen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf.

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