Neue Zahlen präsentiert
So viel Boden wird pro Tag in Österreich verbraucht

Am Montag präsentierte Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) neue Zahlen zum Bodenverbrauch in Österreich. (Symbolfoto) | Foto: pixabay
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Ein neues System soll genau aufzeigen, wie sich der Bodenverbrauch in Österreich entwickelt. Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) präsentierte die ersten Zahlen. So liege die tägliche Inanspruchnahme bei 6,5 Hektar. Während der Städtebund optimistisch reagiert, gibt es Kritik von einer Umweltschutzorganisation.

ÖSTERREICH. Schon in den Anfangszeilen der Nationalhymne gilt Österreich als Land der Berge, Äcker und Dome sowie Land am Strome. Doch immer mehr dieser freien Flächen müssen weichen, um Platz für Geschäfte, Wohnsiedlungen und mehr zu machen. 

Am Montag präsentierte Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) neue Zahlen zum Bodenverbrauch in Österreich. Diese wurden mithilfe des neu entwickelten Systems der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erhoben, welches ermöglichen soll, dass erstmals bundesweit einheitlich und genau die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung erfasst und dokumentiert werden.

Rückgang bei Verbrauch

Die Inanspruchnahme sei in Österreich von 2022 bis 2025 auf 6,5 Hektar pro Tag gesunken. Weiters wäre zu sehen, dass sie nicht mehr mit der Bevölkerungsentwicklung korrelieren. Das Wachstum der Bevölkerung würde jenes der in Anspruch genommenen Fläche mittlerweile übersteigen. 6,8 Prozent der gesamten Landesfläche würden aktuell in Anspruch genommen werden, die Hälfte davon versiegelt. 17,4 Prozent davon sind Dauersiedlungsraum, ein Plus von 0,2 Prozent von 2022 bis 2025.

Totschnig (ÖVP) präsentierte neue Zahlen zum Bodenverbrauch. (Archivfoto) | Foto: Martin Baumgartner
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Laut Totschnig sei das neue System besonders bedeutend, da gesunde Böden entscheidend für Ernährungssicherheit, Kohlenstoffspeicherung, den Wasserhaushalt sowie als Lebensraum seien. "Das neue Monitoringsystem ist ein europaweites Vorzeigeprojekt und ein Meilenstein für eine faktenbasierte Bodenpolitik. Der klar positive Trend bei der Flächeninanspruchnahme ist erfreulich und wir sehen, dass die Maßnahmen für einen sparsameren Umgang mit unserem Boden wirken", so der ÖVP-Minister.

Wichtig bei der Raumplanung seien weiters landwirtschaftliche Vorrangzonen in den Bundesländern. Damit würde Agrarflächen geschützt werden und Gemeinden klare Vorgaben erhalten. In Niederösterreich, Burgenland, Tirol und der Steiermark seien bereits 416.000 Hektar als landwirtschaftliche Vorrangzone ausgewiesen.

Stößt auf "offene Ohren"

Der Generalsekretär des österreichischen Städtebundes, Thomas Weninger, kündigte in einer Aussendung an, dass die Diskussion um Bodenverbrauch in Städten und Gemeinden auf bereits "offene Ohren" stoßen würde. So wäre besonders in Städten bereits bewusst, dass Boden eine nicht unendliche Ressource ist. "'Innen vor außen', Baulandmobilisierung, Leerstandsabgaben, Re-Use von Brachflächen und Entsiegelung sind vielerorts gelebte Praxis – auch auf Druck der Bevölkerung, die sich zunehmend in die Gestaltung ihres Lebensumfelds einbringt", so Weninger.

Besonders in Städten sei Bodenverbrauch bereits in bedeutendes Thema. (Symbolfoto) | Foto:  PublicDomainPictures/pixabay
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Bezüglich Bodensparens gebe es bereits zahlreiche Maßnahmen. Etwa Schutz von Grünflächen wie die Grünlanddeklaration in Salzburg, Entwicklungskonzepte wie Größenbeschränkung von Grundstücken, effizientere Siedlungsstrukturen, Stadt-Umland-Kooperationen mit flächensparenden Projekten und mehr. Auch eine Reduzierung der Versiegelung sei bereits ein großes Thema, etwa mit Baumoffensiven, Entsiegelungsprojekten und Co. Die Überprüfung der Umsetzung sei jedoch eine große Herausforderung gewesen. So gab es bislang Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister (AGWR), um Leerstände besser festzustellen.

Abschließend betont der Generalsekretär, dass Städte bessere Werkzeuge benötigen würden, um die Reduzierung effektiver zu gestalten: "Dazu zählt auch die geforderte Reform der Grundsteuer. Darüber hinaus sind in allen Bundesländern die Voraussetzungen für die Einführung einer/s Grünflächenzahl/-faktors für private Grundstücke sowie ein Baumschutzgesetz zu schaffen. Auch sollte auf Bundesebene eine höhere Aufmerksamkeit auf die Register gelegt werden, insbesondere auf das AGWR als wesentliches Tool zur Leerstandfeststellung."

Kritik von Umweltschützern

Die Umweltschutzorganisation WWF steht den präsentierten Daten kritisch gegenüber. So würde seit über 20 Jahren versprochen werden, dass das Ziel von 2,5 Hektar an beanspruchter Fläche pro Tag angepeilt werde. Dies sei auch im Regierungsprogramm bekräftigt worden. Der Bodenverbrauch sei aber aktuell mit 6,5 Hektar pro Tag mehr als doppelt so hoch. 

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"Die neue Methode misst Verbrauch und Versiegelung genauer als bisher und bestätigt, dass der Flächenfraß viel zu hoch ist. Die Zeit des Schönfärbens, der Ausreden und des Abwartens sollte daher endlich vorbei sein", sagt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories. Österreich würde nach wie vor verschwenderisch mit dem verfügbaren Boden umgehen, obwohl es aufgrund der alpinen Topografie besonders sparsam sein müsste. Der WWF fordere daher einen Bodenschutz-Vertrag von Bund und Ländern, mit einer verbindlichen Obergrenze für Bodenverbrauch und ökologischer Raumplanung. Umweltschädliche Subventionen sollten ebenfalls abgebaut und etwa die Kommunalsteuer flächensparend ausgerichtet werden.

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