Andrä Rupprechter: "Wir müssen die Landflucht stoppen"

Andrä Rupprechter im Gespräch mit Linda Osusky und Wolfgang Unterhuber: "Die Landflucht ist stark weiblich. Weil es wenige attraktive Arbeitsplätze für Frauen gibt, die mit Familie vereinbar sind." | Foto: Arnold Burghardt
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  • Andrä Rupprechter im Gespräch mit Linda Osusky und Wolfgang Unterhuber: "Die Landflucht ist stark weiblich. Weil es wenige attraktive Arbeitsplätze für Frauen gibt, die mit Familie vereinbar sind."
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Wie geht es unseren Bauern?
RUPPRECHTER: Unsere Bauern haben sehr schwierige Jahre hinter sich. Ganz stark hat uns die Russlandkrise 2014 getroffen. Das hat massiv zu den Preiskrisen bei Schweinefleisch und Milch beigetragen. Dazu kamen witterungsbedingte Einbrüche wie Dürre-Katas-trophen oder der Frost im April des Vorjahres. Dennoch gab es nach vier Jahren mit negativen Einkommensentwicklungen 2016 wieder eine leicht positive Einkommensentwicklung.

Jährlich hören etwa zwei Prozent der Bauern auf. Beunruhigt Sie das?
Nein. Das ist ein verträglicher Strukturwandel. Vor dem EU-Beitritt Österreichs lag dieser Wert teilweise sogar bei fünf Prozent pro Jahr.

Täglich verschwinden in Österreich bis zu 20 Hektar an Agrarflächen, weil sie verbaut werden. Was sagen Sie dazu?
Das ist ein Problem. Aber Raumordnung und Flächenwidmung sind Sache der Länder und Gemeinden. Wir müssen jedenfalls das Bewusstsein stärken, dass landwirtschaftlicher Grund und Boden etwas sehr Wertvolles ist – auch im Hinblick auf die Versorgungssicherheit.

Ein anderes Problem ist die Landflucht, oder?
Ja. Die Landflucht ist übrigens stark weiblich. Weil es wenige attraktive Arbeitsplätze für Frauen gibt, die mit Familie vereinbar sind.

Was tun Sie dagegen?
Mit dem aktuellen Regierungsübereinkommen werden wir jetzt die flächendeckende Kindergartenbetreuung umsetzen. Dazu kommt unsere Regionalitätsoffensive unter dem Motto "Heimat. Land. Lebenswert". Hier wird mit den Gemeinden bis zum Sommer ein Masterplan ausgearbeitet.

Mit welchen Themen?
Die Themenpalette reicht vom Ausbau der Ganztagsschulen über die Ansiedelung von Start-ups bis hin zur flächendeckenden Digitalisierung – Stichwort Breitband.

Sie sind auch Umweltminister. Ist eine EU-weite CO₂-Steuer realistisch?
Ja. Es ist klar, dass CO₂ einen Preis braucht, sonst erreicht man die Klimaziele nie. Fast jedes EU-Land hat ja bereits eine CO₂-Abgabe. Um jedoch Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern, ist eine Besteuerung im EU-Gleichklang nötig.

Neulich hatten Sie den chinesischen Landwirtschaftsminister zu Gast. Der Grund?
China ist für uns ein Hoffnungsmarkt. Mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern wird sich China auch die nächsten 30 Jahre nicht selbst ernähren können und ist auf Importe angewiesen. Wir können und werden jedenfalls hochwertige Lebensmittel nach China exportieren.

Noch eine Frage zur Innenpolitik: Wird das Arbeitsabkommen der Regierung halten?
Ich habe den Eindruck, dass alle gewillt sind, das Abkommen heuer umzusetzen. Es wird für die Regierung also ein intensives Arbeitsjahr.

Das Interview führten Wolfgang Unterhuber und Linda Osusky.

Andrä Rupprechter im Gespräch mit Linda Osusky und Wolfgang Unterhuber: "Die Landflucht ist stark weiblich. Weil es wenige attraktive Arbeitsplätze für Frauen gibt, die mit Familie vereinbar sind." | Foto: Arnold Burghardt
Rupprechter: "Ich habe den Eindruck, dass alle gewillt sind, das Arbeitsabkommen heuer umzusetzen. Es wird für die Regierung also ein intensives Arbeitsjahr." | Foto: Arnold Burghardt

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